Landtagswahl Sieben Harzer schaffen Sprung ins Parlament
Der Harzkreis wird in den kommenden Jahren wohl von sieben Politikern im Landtag vertreten. In allen vier Wahlkreisen holten die CDU-Kandidaten die direkte Fahrkarte ins Parlament. Über die Landeslisten dürften es Grünen-Chefin Sziborra-Seidlitz, SPD-Wirtschaftsminister Willingmann und Linkspolitiker Andreas Henke schaffen.
Harzkreis - Die Würfel sind gefallen: Die CDU hat am Wahlabend in allen vier Harzer Wahlkreisen die Direktmandate verteidigt. Gegen 22.30 Uhr sahen die ersten Reaktionen der Kandidaten so aus:
Wahlkreis 16: Wernigerode, Oberharz
Aller guten Dinge sind vier – das gilt für Angela Gorr (CDU). Sie hat mit 30,6 Prozent der Stimmen das Direktmandat im Wahlkreis 16 geholt – und das zum vierten Mal in Folge. Sachsen-Anhalts Noch-Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) kam auf Platz zwei. AfD-Kandidat Oliver Mehne mit 18,8 Prozent auf den dritten Platz.
Bis zuletzt blieb es spannend. Denn je mehr Wahllokale ausgezählt waren, desto näher rückte Willingmann an Gorr. Auch wenn Willingmann damit wohl das beste SPD-Ergebnis landesweit geholt hat, für den Sieg in seinem Heimatwahlkreis reichte es nicht.
„Ich bin mit meinem Ergebnis zufrieden“, sagt Gorr. „Es zeigt, dass es gelungen ist, trotz Corona die Basis zu erreichen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.“
Vielleicht habe auch nicht jedem gefallen, wie sie an die Kandidatur gekommen sei, so Gorr in Hinblick auf die überraschende Kampfabstimmung mit CDU-Kollegen Frank Diesener. „Aber das ist Spekulation.“ Über das gute Wahlergebnis von SPD-Kontrahent Armin Willingmann freue sie sich. „Mir ist persönlich wichtig, dass die SPD hier im Harz besser abschneidet, als mit ihrem landesweit desaströsen Ergebnis. Denn es ist wichtig, dass wir eine stabile Regierung haben.“
„Das muss man sportlich sehen“, sagt Willingmann auf sein Wahlergebnis angesprochen. „Ich freue mich über den Zuspruch aus Wernigerode. Hier weiß man meine Arbeit zu schätzen.“ Sicherlich würden auch seine 13 Jahre als Rektor der Hochschule Harz reinspielen. Sein vergleichsweise gutes Ergebnis könne aber das schlechte landesweite Abschneiden der SPD nicht wettmachen. „Damit können wir nicht zufrieden sein“, sagt der 58-Jährige. „Da haben wir uns mehr versprochen. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren gute Regierungsarbeit geleistet, vieles angestoßen. Und das ist nur zum Teil honoriert worden.“ Einer der Gründe sei vermutlich die Polarisierung von CDU und AfD. „Das ist ein großer Erfolg von Reiner Haseloff. Da kann man nur gratulieren.“ Auch wenn es für ein Direktmandat nicht gereicht hat, wird Willingmann sehr wahrscheinlich über einen Listenplatz in den Landtag einziehen. „Als SPD wollen wir natürlich wieder mit in die Verantwortung. Wir stehen für Gespräche zur Verfügung.“
Wahlkreis 15: Blankenburg, Ilsenburg Osterwieck
Vom Start der Auszählung an ging CDU-Kandidat Alexander Räuscher in Führung und hielt seine Mitbewerber auf Abstand. Natürlich freue er sich über das Ergebnis, allerdings habe er auch auf den Sieg hingearbeitet. Für die kommenden Tage stehen Fraktionssitzungen und vor allem Aufräumen auf dem Programm, umriss er die Pläne für die kommenden Tage. Denn die zahlreichen Wahlplakate müsste auch wieder eingesammelt werden.
Bei Mitbewerber Florian Fahrtmann (SPD) mischten sich Freude und Enttäuschung. Sein eigenes Ergebnis erachtete der Sozialdemokrat als vergleichsweise gut, allerdings habe er sich ein besseres Resultat bei den Zweitstimmen erhofft.
Als Lernprozess schätzte AfD-Kandidat Christian Brandt den zurückliegenden Wahlkampf ein. Nun wisse er, was er bei der nächsten Wahl besser machen müsse.
Wahlkreis 14: Halberstadt, Huy, Vorharz
Im Wahlkreis 14 war schnell klar, das CDU-Mann Thomas Krüger das Direktmandat gewinnen würde. Spannend war hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden nächstplatzierten Kandidaten. Sah es zunächst so aus, als ob AfD-Kandidat Christian Hecht als Zweiter über die Ziellinie gehen würde, holte Andreas Henke (Die Linke) auf. Christian Hecht (AfD) war am Abend telefonisch nicht zu erreichen.
Andreas Henke hätte sich, wie er gestern Abend sagte, zwar lieber ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Thomas Krüger geliefert, freute sich aber darüber, dass er die AfD überholen konnte. Mit Listenplatz 8 werde er selbst aber sehr wahrscheinlich die Interessen der Region im Landtag vertreten können.
Thomas Krüger selbst verfolgte die Wahlergebnisse im heimischen Huy-Neinstedt. „Ich freue mich über das Ergebnis und hoffe, den hohen Erwartungen gerecht zu werden“, so Krüger. Er hatte durchaus Zweifel, ob er das Direktmandat gewinnen würde.
In Magdeburg verfolgte Yvonne von Löbbecke die Wahlergebnisse. Sie freue sich, so die Freie Demokratin, dass man dank der Zweitstimmen nun wieder alle Optionen habe - sowohl eine gute Oppositionsarbeit zu leisten, als auch in der Regierung mitzuwirken.
Wahlkreis 17: Quedlinburg, Vorharz, Oberharz
Große Freude bei CDU-Kreischef Ulrich Thomas. Zum einen darüber, dass er in Quedlinburg zum vierten Mal das Direktmandat geholt hat, zu anderen aber auch, dass die CDU in allen vier Harzer Wahlkreisen die Direktmandate verteidigen konnte. „Das zeigt, dass wir mit unserer Politik den Nerv der Menschen getroffen haben.“
Seine Wunsch-Koalition für die nächsten fünf Jahre? „Die Grünen sind ganz klar entbehrlich, Kenia ist aus Harzer Perspektive Geschichte, die Harzer CDU ist für die Deutschland-Koalition mit SPD und FDP. Mit den Grünen mussten in der Vergangenheit zu viele schmerzhafte Kompromisse eingegangen werden – sie waren ganz klar der Hemmschuh. Ich bin froh, dass mit den Liberalen wieder ein pragmatischer Partner mit an Bord ist“.
AfD-Mann Dennis Möhring holte bei Erst- wie Zweitstimmen Rang zwei, musste aber Verluste verbuchen. Anders Thomas: Er verteidigte bis zum Redaktionsschluss sein 2016 eingefahrenes Ergebnis bei den Erststimmen fast punktgenau und holte bei den Zweitstimmen fünf Prozent Zuwachs.
Ernüchterung indes bei Grünen-Landeschefin Susan Sziborra-Seidlitz. Während die Grünen landesweit den Einzug ins Parlament schaffen dürften, kassierten die Grünen im Harzkreis allerorten Verluste. Sie selbst holte unter allen sieben Direktkandidaten in Quedlinburg das schlechteste Resultat.
Warum? Schuld seien die anderen: „Grund war die starke Zuspitzung der letzten Wochen mit der Frage, ob Ministerpräsident Haseloff mit der CDU die Mehrheit holt oder die AfD.“ Trotz des desaströsen Resultats konnte die Grünen-Landeschefin gestern Abend zumindest hoffen: Die Grünen dürfen im Landtag mit fünf Sitzen rechnen, Sziborra-Seidlitz hält Listenplatz drei.