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Grüne mahnen Ski-Tourismus bedroht

Die Bundesregierung sieht Ski-Tourismus in Deutschland durch den Klimawandel bedroht. Dennoch wird im Harz der Bau einer Skipiste geplant.

Von Regina Urbat 11.02.2016, 00:01

Wernigerode l Mit einer Einschätzung der Bundesregierung zu Skigebieten in Deutschland fühlt sich die bündnisgrüne Stadträtin Sabine Wetzel aus Wernigerode  in ihrer Kritik gegen einen Skihang am Winterberg in Schierke bestärkt.

Die Wernigeröderin bezieht sich auf einen Beitrag von „spiegel-online“. Darin heißt es, der Klimawandel dürfte den Skitourismus in Deutschland extrem einschränken. Die Bundesregierung rechne damit, dass bald nur noch jedes zehnte Skigebiet in Deutschland schneesicher sein wird.

Ein Drittel der Skigebiete in den Alpen und den Mittelgebirgen könnte gegebenenfalls mit Kunstschnee in Betrieb gehalten werden - so stehe es in der Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen, die spiegel-online vorliege.

Weiter heiße es in dem Regierungspapier, dass sich bei einer globalen Erwärmung der bodennahen Luft um zwei Grad gegenüber dem 19. Jahrhundert die Schneegrenze hierzulande um 300 Meter in die Höhe verlagern würde. Bereits jetzt sei die Hälfte aller deutschen Skigebiete auf künstliche Beschneiung angewiesen. Als Beispiele für Gebiete, die weniger schneesicher geworden seien, werden das Berchtesgadener Land, Erzgebirge und die Zugspitz-Region genannt.

„Leider ist in den Reihen der Wernigeröder Stadtverwaltung und der Magdeburger Landesregierung immer noch das Phänomen des Vogel-Strauß- Politik zu beobachten: Kopf in den Sand, wenn ich nichts sehe und höre, dann ist das auch nicht wahr“, kritisiert Sabine Wetzel in ihrer Pressemitteilung. Und fügt hinzu: „Es sind doch größtenteils Fördermittel, die kann man ruhig für absehbar sinnlose Projekte verschleudern.“

Für die Bündnisgrüne werde es immer aktueller und in diesem Winter deutlich sichtbar: „Der Schnee ist kein verlässlicher Wirtschaftsfaktor.“ Darum habe sie einen Appell an alle Stadtratsmitglieder und den Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) gerichtet. Sie möchte zum Nachdenken anregen, „ob wir mit der Entwicklung Schierkes wirklich auf dem richtigen Weg sind oder noch immer einem Konzept von vor 25 Jahren hinterher hecheln?“

Aus ihrer Sicht müssten dringend andere attraktive Angebote her, die ganzjährig genutzt werden können, „denn niemand, der in den Harz kommt, möchte auf einem gerodeten Skihang wandern oder die gleichen Sommer-Attraktionen wie in den Alpen zum zehnten Mal sehen.“ Noch gebe es die Chance, umweltfreundliche und -schonende Angebote zusammenzutragen, die wirklich Alleinstellungsmerkmal sein könnten.

Sabine Wetzel schlägt den Schierkern zudem konkret vor, sich endlich zu ihrem Nationalparkstatus zu bekennen und damit intensiv zu werben, statt dem Nationalpark die Schuld an den verschlafenen Gelegenheiten zu geben.“

 In Wernigeröder Rathaus ist die Reaktion auf den Appell von Sabine Wetzel eher gelassen. „Es bleibt klipp und klar dabei, für den Winterberg in Schierke soll ein Ganzjahreskonzept entwickelt werden“, sagt Andreas Meling auf Volksstimme-Nachfrage. Das dieses noch inhaltlich gestärkt werden müsse, sei nun die Aufgabe. Laut Meling, der im Rathaus für die Ortsentwicklung Schierkes als Koordinator verantwortlich ist, habe die Seilbahn-Investorengruppe eine Agentur beauftragt, ein Nuzungskonzept zu erarbeiten. Er rechne damit, dass im Sommer das Ergebnis vorliegt und präsentiert werden kann. „Uns ist klar, dass wir touristische Angebote für das ganze Jahr brauchen - und da gehört der Winter mit dazu“, so Andreas Meling