Seilbahn-Projekt Stadt drängt auf schnelle Entscheidung
Für das Winterberg-Projekt in Schierke stehen drei Seilbahntrassen zur Diskussion.
Wernigerode l Streit zwischen Investor und Ministerium, Krisensitzung in Magdeburg, wieder einmal drohendes Aus für das Winterberg-Projekt: Die Schlagzeilen der letzten Tage haben für Aufregung bei Befürwortern und Gegnern gesorgt – und auch im Wernigeröder Rathaus. „Es gibt eine Vermengung von missverständlichen Aussagen von allen Seiten“, so der Eindruck von Andreas Meling, der die Realisierung der Ganzjahres-Erlebniswelt am Schierker Winterberg für die Stadt vorantreibt.
Dabei gebe es laut Meling eigentlich keinen neuen Sachstand. Derzeit werden die verschiedenen Varianten für die Seilbahntrasse geprüft. „Das ist genau die Problemlage, mit der wir uns seit Erscheinen des Thünen-Gutachtens im Sommer beschäftigen“, so Andreas Meling. Auch das dritte Gutachten hatte nicht die gewünschte Klarheit im Streit um die beeinträchtigten prioritären Lebensräume gebracht. Die Entscheidung des Verkehrsministeriums über das seit anderthalb Jahren laufende Raumordnungsverfahren steht immer noch aus.
Die geplante Seilbahn verläuft im oberen Bereich durch ein FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat). Sie tangiert dort und auch im unteren Teil geschützte Moorwaldflächen. Naturschützer kritisieren das Projekt deshalb und wollen klagen.
Drei verschiedene Trassen stehen im Moment zur Diskussion: die Urtrasse, die Variante vom März 2017, bei der Investor Bürger eine Verschiebung in südliche Richtung angeboten hatte, und die Thünen-Trasse, die sich aus den neu kartierten Moorwaldgebieten ergibt. Für diese Varianten müsse geklärt werden, welche naturschutzfachlich und naturschutzrechtlich sowie aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten die günstigste sei. Dazu habe es Gespräche zwischen Investor, Stadt, Verkehrs- und Wirtschaftsministerium gegeben. Dabei sei über die Trassenverläufe und ihre Folgen für Investitions- und Betreibungskosten beraten worden. Städtisches Ziel sei es, die „Beeinträchtigungen des prioritären Lebensraums im FFH-Gebiet auf Null zu minimieren“, sagt Meling. Die Entscheidung, welche Trasse letztlich für das Raumordnungsverfahren eingereicht werde, treffe jedoch der Investor. „Da hängen wir als Stadt nicht drin“, so Meling. „Wir können nur moderieren.“ Die Entscheidung müsse aber „zeitnah“ fallen.
Gerhard Bürger hat bereits angekündigt, dass er weitere aufwendige Umplanungen nicht finanzieren wolle. „Dennoch steht er noch zu „100 Prozent“ hinter dem Projekt, wie der Investor neulich bei einem Termin in Schierke betonte. „Für mich ist das eine Herausforderung. Ich gebe nicht auf. Jetzt macht es erst richtig Spaß.“
Für ihn sei die ursprüngliche Trasse die beste Lösung, stellte Bürger in Schierke klar. Bei allen Varianten werde Natur zerstört. „Das ist klar“, so der Hildesheimer Investor. Mit Fachleuten wolle er nun nachweisen, dass die beeinträchtigten Moorwaldflächen unterhalb der von der EU festgelegten Erheblichkeitsschwelle von 500 Quadratmetern liegen. „Ich wünsche mir, dass es funktioniert“, so Bürger. „Wenn nicht, geht für mich die Welt auch nicht unter.“ Hoffnung habe er nach wie vor.