Kultur Theaterzauber mit der „Kleinen Hexe“ auf der Waldbühne Altenbrak
Die Waldbühne in Altenbrak kann in diesem Sommer bespielt werden – dank des Einsatzes der Einwohner für ihre Kulturstätte. Auf dem Spielplan steht zunächst „Die kleine Hexe“, interpretiert vom Theater der Tiefe.
Altenbrak - Der Hexentrick klemmt. „Versuch es noch einmal“, sagt Julia Schmidt, und Schauspielkollegin Olivia Beck alias „die kleine Hexe“ schwingt mit aller Kraft den Besenstiel, der ihrer Meinung nach zu kurz geraten ist. Wie von Zauberhand verlängert sich der Stab, die Zuschauer klatschen. Mit der öffentlichen Probe auf der Waldbühne in Altenbrak gab das Theater der Tiefe einen Einblick in seine Arbeit – zu der es auch gehört, die Zaubertricks für „Die kleine Hexe“ nachzuempfinden, die sie ab Freitag, 23. Juli, auf die Waldbühne bringen wollen.
Dass die Schauspieler die bekannte Geschichte des Schriftstellers Otfried Preußler dort erzählen können, ist den Altenbrakern zu verdanken. Kurz vor dem geplanten Saisonstart sei festgestellt worden, dass Teile der 1999 errichteten Bühnenkonstruktion marode und nicht mehr tragfähig waren. „Die Bühne hätte aus Sicherheitsgründen gesperrt werden müssen“, sagt Thales Bürgermeister Maik Zedschack (CDU) – wenn nicht die Einwohner die Initiative ergriffen hätten. Ute Szuminski, Kulturbeauftragte des Bodetalortes, berichtet, wie sie die Vereine an einen Tisch geholt und ihre Pläne vorgestellt habe – und deutlich machte, dass es nur klappt, wenn alle anpacken. „Die Bühne ist von unseren Vorvätern erbaut worden – und wir müssen sie erhalten.“
Mehr als 500 Stunden
Dies wollten die Einwohner, die Unterstützung aus dem Nachbarort Treseburg erhielten – pünktlich zum 70. Jahrestag der Eröffnung (die Volksstimme berichtete). Mithilfe des städtischen Bauhofs, der Bodetal Tourismus GmbH (BTG) und des Landesforstbetriebs Ostharz gelang es, Teile der Bühne neu aufzubauen. Mehr als 500 Arbeitsstunden seien geleistet worden, so Ortsbürgermeister Michel Wiese. „Das ist ein Vorzeigeprojekt, wie man mit ehrenamtlicher Leistung und mit Hilfe von außen etwas schaffen kann.“
Das imponiert BTG-Geschäftsführer Ronny Große. „Als Betreiber der Bühne kann ich nur den Hut ziehen.“ Damit hätten die Einwohner die weitere Nutzung der Waldbühne ermöglicht. Obwohl noch einiges zu tun bleibt: Nach der Spielzeit wolle man beraten, welche weiteren Sanierungsschritte nötig seien.
Am Sonnabend ist dort aber zunächst der Tag der offenen Tür bei sonnigem Wetter über die Bühne gegangen. Rund 300 Besucher sahen die Peitschenknaller der Brauchtumsgruppe Weihnachtsmänner und die „Vogelhochzeit“ der Harzklub-Frauen. Die Jüngsten begeisterten mit dem Stück „Das verlorene Märchenbuch“.
Interessiert an Reaktion des Publikums
Ebenso zeigte das „Theater der Tiefe“, wie sie sich auf ihre Auftritte vorbereiten. „Öffentlich probt man etwas anders“, sagt Julia Schmidt, die Muhme Rumpumpel, die Wetterhexe, spielt und Regie führt. Nicht alle Proben seien für Zuschauer interessant, wohl aber seien die Schauspieler an der Reaktion des Publikums interessiert. So könne man etwa testen, ob Gags, die man komisch findet, wirklich ankommen.
Die Adaption des Kinderbuches hatten sich die acht Ensemblemitglieder für 2020 vorgenommen, doch dann beendete die Corona-Pandemie den Theatersommer. Mithilfe von Fördergeld und einer Online-Spendenaktion gelang es nun, das Stück in diesem Jahr auf die Waldbühne zu bringen.
Mit dem Kinderbuch sind die Schauspieler aufgewachsen. Der Stoff sei ebenso zeitlos wie aktuell, sagt Olivia Beck, die die Titelrolle spielt. „Es geht um die Frage: Was ist gut, was ist böse? Und wonach lebe ich – nach dem, was andere mir sagen? Das ist ein sehr menschliches Thema.“ Seit 2016 treffen sich die Schauspieler im Harz zum Sommertheater. Die Waldbühne biete eine einmalige Kulisse – ideal für „Die kleine Hexe“, sagt Schauspieler Uwe Friebel: „Das passt wunderbar hierher.“