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Umweltschutz Angler retten Ütschenteich

Gut 100 Angler aus Wernigerode und Helfer haben versucht, den Ütschenteich bei Darlingerode zu retten. Der Anfang ist gemacht.

Von Regina Urbat 16.10.2017, 01:01

Darlingerode/Wernigerode l Für die Rettung des Ütschenteiches bei Darlingerode ist Land in Sicht. Oder besser gesagt: wieder Wasser zu sehen. Fast 100 Angler und freiwillige Helfer haben am Sonnabend tüchtig angepackt, um das Gewässer von einer regelrechten Wasserpflanzeninvasion zu befreien.

Der kleine Waldsee, an der Gemarkungsgrenze von Wernigerode gelegen, ist fast völlig von der Krebsschere überwuchert gewesen. Er drohte gänzlich zu verlanden und bot Fischen längst keinen ausreichenden Lebensraum mehr. Mehrmals kippte der Teich in den Sommermonaten, Gestank machte sich breit. Das brachte den neuen Vorsitzenden des Vereins für Angler und Naturfreunde, Tommy Löwenberg, auf den Plan, sich noch einmal konsequent für den Erhalt des Ütschenteiches als Angel-Pachtgewässer einzusetzen. Für den 28-Jährigen erklärtes Ziel zum Amtsantritt im März.

Seitdem opferte der junge Familienvater, der in Langeln wohnt, viel Freizeit, erledigte Behördengänge, organisierte Besichtigungen mit Verantwortlichen vom Kreis-Umweltamt und Landesforstbetrieb, der Eigentümer des rund 1,2 Hektar großen Gewässers ist. Mit einem Arbeitseinsatz am Sonnabend sollte nun der Versuch gestartet werden, der Krebsschere Herr zu werden. Kein einfaches Unterfangen, denn schwere Technik durften die Angler laut Auflage der Umweltbehörde nicht einsetzen. Ein Teil des Teiches steht unter Schutz. Alles musste also per Hand erledigt werden. 50 Mitglieder hatten im Vorfeld ihre Bereitschaft zugesagt, 100, so rechnete Tommy Löwenberg, müssten es sein.

Die Wernigeröder Angler ließen ihren Chef nicht im Stich. Früh am Morgen standen weit mehr als 100 Mitglieder am Vereinsheim am Köhlerteich, sodass sich der Großteil auf den Weg nach Darlingerode machen konnte und etwa 30 Mitglieder am Köhlerteich blieben. „Dort war gerade nach dem letzten Sturm genügend Arbeit“, sagt Tommy Löwenberg und gibt zu: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen.“

Überrascht und begeistert zugleich sei er gewesen, als am Ütschenteich auch noch Helfer aus Darlingerode und Langeln waren und mit Maik Schröder sogar fahrbare Unterstützung zur Verfügung stand. Ilsenburgs Stadtverwaltung schickte den Bauhof-Mitarbeiter mit einem Transporter zum Einsatz. „Das hat uns mächtig geholfen.“ So konnten die Wasserpflanzen, die sich in den letzten Jahren explosionsartig ausgebreitet hatten, von beiden Seiten des Sees beseitigt werden. Während zum einen Ufer hin die Krebsschere mit einer Leiter gezogen wurde, schoben Angler zum anderen Ufer zwei Ruderboote, voll beladen mit den Pflanzen. Diese wurden aus der Mitte des Teiches entfernt.

Das Schieben und Ziehen war schwere Arbeit, Muskelkraft und Ausdauer waren gefragt. Nur Stückweise kamen die Helfer voran. „Das ist erstaunlich, ich ziehe den Hut“, sagt Eberhard Schröder. Der Darlingeröder Linke-Stadtrat und Mitglied des Ortschaftsrates war gekommen, aus Interesse. Denn den Darlingerödern sei sehr daran gelegen, dass die Angler den Teich weiter pachten, somit hegen und pflegen. „Doch sie schaffen das nicht allein, sie brauchen Unterstützung“, sagt Schröder. Er wolle nochmals den Versuch unternehmen, die Verantwortlichen vom Land in die Pflicht zu nehmen. Der Ortschaftsrat hatte vor Wochen Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) eingeladen. „Sie sollte sich selbst ein Bild vom katastrophalen Zustand machen. Hat aber nicht reagiert. Das ist enttäuschend“, sagt Eberhard Schröder.

Nach vier Stunden rückten die Angler ab. Die beiden zehn Kubikmeter fassenden Container, die von der Stadtverwaltung Wernigerode zur Verfügung gestellt wurden, waren randvoll. Neben der Befreiung von der Krebsschere wurde das Ufer von Gestrüpp befreit, der Mönch repariert, der natürliche Ablauf von Schlamm befreit und Müll auf dem Gewässer sowie aus dem Umfeld entsorgt.

Beim Ausklang am Grill auf dem Vereinsgelände in Wernigerode ein erstes Fazit von Tommy Löwenberg, der stolz auf „seine Anglerfreunde“ ist. „Wir haben viel geschafft. Bevor der Ütschenteich im nächsten Frühjahr mit Karpfen, Schleien und Co. besetzt werden kann, ist noch mindestens ein Arbeitseinsatz notwendig.“ Dieser soll entweder noch im Oktober oder im November stattfinden.