Jahresrückblick Urlauberklientel hat sich gewandelt
Ein Museum für Schierke - das wäre für Christiane Hopstock das Sahnehäubchen neun Jahre nach der Eingemeindung zu Wernigerode.
Schierke l Zweifellos, das wichtigste Ereignis für Christiane Hopstock sind 2017 die Eröffnung der Schierker Feuerstein-Arena und des Schierke Resorts Mitte Dezember gewesen. „Das hat viel Kraft und Überzeugungsarbeit gekostet“, sagt die Ortsbürgermeisterin Schierkes in ihrem Jahresrückblick. Zufrieden zeigt sich die 50-Jährige vor allem mit Blick auf die Übernachtungszahlen. „Vier Prozent Steigerung“, sagt die Christdemokratin nicht ohne Stolz. „Wir sind bei etwa 210 000 Übernachtungen im Jahr – und das leisten wir mit 570 Einwohnern im Ort.“ Von denen, der eine mehr, der andere weniger engagiert sei, wie sie unumwunden sagt.
Typisch für Schierke sei eine Einwohnerstruktur mit vielen Selbstständigen. „Nicht alle sind hier aufgewachsen. Es sind mittlerweile auch einige dabei, die mit dem Ort nichts am Hut haben und sich nicht verantwortlich fühlen, wenn es um die Vorbereitung von Festen geht oder um die Mitwirkung im Ortschaftsrat“, sagt Christiane Hopstock.
Sie selbst ist seit 1990 im Gemeinderat aktiv, seit der Eingemeindung 2009 bekleidet sie das Ehrenamt der Ortsbürgermeisterin. Ihre Familie lebt seit Beginn des 19. Jahrhunderts in dem Brockenort.
Ein Thema, dessen sich die Verwaltung in diesem Jahr unbedingt annehmen müsse, sei der Wohnraum. „Wir brauchen dringend Wohnungen und Baugrundstücke, weil wir auf Zuzüge setzen“, sagt die CDU-Stadträtin. „Wir wollen, dass gerade junge Familien nach Schierke ziehen. Grundstücke gibt es aber nur für Insider, die Beziehungen im Ort haben.“ Ein Problem sei, dass die Erschließung mit großem Aufwand aufgrund des felsigen Untergrunds und daher mit hohen Kosten verbunden ist. „Wir brauchen aber dringend mehr Leute vor Ort, auch als Arbeitskräfte. Vielen, die hier in den Hotels und Gastronomiebetrieben arbeiten würden, ist der Weg nach Schierke einfach zu weit.“
Wichtig sei der Zuzug junger Familien auch, um den Kindergarten, der in diesem Jahr weiter saniert wird, künftig zu beleben. „Und für die Vereine“, betont sie. „Wir sind über jeden Menschen dankbar, der sich in Schierke niederlässt. Es fehlen die Leute.“ Diejenigen, die sich engagieren, engagierten sich überall. Die Vereine in Schierke seien dennoch nach wie vor aktiv, was die Ortschefin wertschätze. „Der Eishockeyverein hat seine Arbeit wieder aufgenommen, was besonders schön ist. Der Wintersportverein als Dachverband, die Seniorengymnastikgruppe, die Radsportfreunde und die Rennrodler sind rührig. Sie haben Erfolge, jammern wenig und stellen viel auf die Beine.“
Unterstützt werden die Vereine im Ort mit Material und Geld vor allem vom allseits bekannten Kräuterlikörhersteller. „Aktiv sind auch die Jagdhornbläser, einige kommen aus Braunlage“, berichtet sie. Der Zweigverein des Harzklubs in Schierke habe sich leider auflösen müssen, da der Nachwuchs fehlte. Deshalb sei die Pflege und Instandsetzung der Wanderwege eine wichtige Aufgabe, die man sich jetzt auf die Fahne schreiben müsse. „Der Nationalpark will leider einige Wege zurückbauen. Da müssen wir dringend Lösungen finden“, sagt die Ortschefin nachdenklich.
Wichtig sei vor allem der Hochwasserschutz. „Hochwasser ist kein neues Phänomen“, so Hopstock. „Der Wald ist durch den Borkenkäferbefall angreifbar geworden, wie der letzte Sturm gezeigt hat. Der Boden kann kaum Wasser aufnehmen.“
Ein Herzensanliegen, das sie unbedingt vorantreiben möchte, ist ein Museum für Schierke. „Interessant ist die Geschichte der Forstwirtschaft, die eine Verbindung nach Norwegen hat“, berichtet sie. Aber auch die Geschichte des Wintersports und des Tourismus seien spannende Themenfelder, für das sie Ortschronistin Ingrid Hintze und Historiker Uwe Lagatz begeistern könnte. „Ich sammele selbst alte Postkarten und Aufzeichnungen aus der Geschichte Schierkes“, sagt Christiane Hopstock. Ein möglicher Standort für ein Museum wäre in der alten Schule. „Aber auch eine Sonderausstellung im Harzmuseum wäre ein guter Beginn“, sagt sie.
Möglich sei ebenso ein historischer Stadtrundgang durch Schierke. „Tafeln an wichtigen Gebäuden, die auf die Vorbesitzer oder Erbauer hinweisen, wären eine weitere Möglichkeit, den geneigten Gast zu informieren“, sagt sie. „Denn die Leute sind wissbegierig und wollen sich informieren.“
Die Eingemeindung nach Wernigerode sei „der beste Schritt“ gewesen, den Schierke hätte wagen können. „Ich verstehe aber auch die Wernigeröder, die skeptisch sind. Manchmal traue ich mich gar nicht einkaufen zu gehen, weil ich mir den Ärger dann anhören muss“, sagt sie.
Rom sei auch nicht an einem Tag erbaut worden. „Und wenn man sieht, was hier in den letzten acht Jahren im Ort entstanden ist, dann kann man stolz sein.“ Die Urlauberklientel habe sich gewandelt, darauf müsse nun auch der Ort reagieren mit entsprechenden Angeboten. Ein guter Wanderausstatter würde beispielsweise noch fehlen. „Schierke soll dennoch Schierke bleiben. Wir sind rustikal geprägt, wir sind herzlich, und wir sind gute Gastgeber, das dürfen wir nicht vergessen.“
Die Entwicklung des Erlebnisgebietes mit Seilbahn am Kleinen Winterberg in Schierke sieht sie als große Aufgabe für die kommenden zwei Jahre. Mit diesem Wintersportgebiet würde sich auch die Lage am Wurmberg in Braunlage deutlich entspannen, ist sie überzeugt. „Warum denn nicht gemeinsam? Wenn Leute Skifahren, dann im Harz – es interessiert niemanden, ob Ost oder West.“ Als nächstes müssten sich die Investoren am Berg einigen.