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  7. Volkschor Benneckenstein singt ein letztes Lied und verstummt nach 67 Jahren

Ensemble hat unzählige Male für den guten Ton gesorgt, zuletzt fehlten Geld und Nachwuchs Volkschor Benneckenstein singt ein letztes Lied und verstummt nach 67 Jahren

Von Jürgen Kohlrausch und Burkhard Falkner 10.10.2013, 01:05

Mit Tränen, Dank und letzten Liedern hat der Volkschor Benneckenstein sein musikalisches Dasein beendet. Seit 1946 sorgte er unzählige Male für einen guten Ton im Harz und darüber hinaus. Zuletzt fehlten Geld und Nachwuchs. Die Auflösung zum 31. Dezember 2013 ist beschlossen.

Benneckenstein l Während sowohl Proben als auch Konzerte des Volkschores seit Jahrzehnten fröhliche Stimmung verbreiteten, ist die jüngste Zusammenkunft der letzten 22 Sänger in trauriger Atmosphäre verlaufen.

"Ich hatte ja schon zur Jahreshauptversammlung auf unsere großen Schwierigkeiten hingewiesen - wir haben kein Geld und keinen Nachwuchs", sagte Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Klauser. Das habe sich leider weiter bewahrheitet, so dass der Chor nicht zu halten sei. Das sahen alle anwesenden aktiven und passiven Mitglieder auch so und hoben - viele sichtlich schweren Herzens - die Hand. Damit hat der Volkschor Benneckenstein seine Selbstauflösung zum 31. Dezember dieses Jahres beschlossen. Eine Ära geht zu Ende.

Lehrer Hans Becher hatte die sangesfreudigen Benneckensteiner 1946 aus verbliebenen Mitgliedern eines Frauenchores und des Männergesangsvereins "Liederkranz" als Volkschor zusammengefasst und zu einem etwa 50 Mitglieder starken neuen Ensemble entwickelt. Rührige Nachfolger als künstlerische Leiter waren Conrad Wiesner, Norbert Duve und Nathalie Linker. Sie hatten ebenfalls engagierte Vorsitzende zur Seite: Ferdinand Simon, Gerda Schneemann, Rolf Degering und Karl-Heinz Klauser. Gerda Schneemann ist dabei zugleich auch die dienstälteste Sängerin im Chor - 1958 ist sie ihm beigetreten.

Unzählige Konzerte und Auftritte im Harz und darüber hinaus gehörten in den 67 Singejahren zum Programm. Zum Kirchenfest der Laurentiade ebenso wie zu Chortreffen in Hasselfelde und vielen anderen Orten, zuletzt auch beim Chortreffen der Stadt Oberharz. Es gab feste Partnerschaften zu Gesangsvereinen in Salzhemmendorf, Baunatal, Bönnien und Braunschweig.

Doch in den letzten Jahren wurden auch zwei Probleme immer größer. Junge Leute rückten nicht nach, Geld fehlte. Das einstige Ziel des Chores, mit Gesang Freude zu bereiten, wurde immer wieder erreicht. Nicht aber das Ziel, deutsches Liedgut an die Nachkommen weiterzureichen. Zuletzt waren es nur noch 14 Stimmen - zu wenig um einen Chor mit Qualität zu erhalten.

Mit dem Beschluss der Auflösung zum Jahresende geht aber nicht nur der Chor selbst zu Ende, sondern zugleich auch eine 175 Jahre zurückreichende Benneckensteiner Tradition. Zeitweise gab es über zwölf Chöre in der damaligen Stadt. Im nahen Trautenstein gibt es derzeit noch den Männerchor und in Hasselfelde mehre gemischte Chöre, in Benneckenstein aber verstummt nun der Chorgesang.

Mit Tränen in den Augen wurden die Aktiven verabschiedet. "Danke für die schönen Stunden", sagte Christa Malig, viele Jahre Sängerin: "Es war eine wunderbare Zeit!". Und Annetraut Müller, Vorsitzende des Heimatvereins, lobte den Chor für eine großartige Leistung. Als letzten Gruß hat der Heimatverein eine Ausstellung erstellt. Sie ist nun in der Kinogasse zu sehen und zeigt noch einmal die großen Zeiten beim einst oft gefeierten Volks-chor Benneckenstein.