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Tourismus Wasserfall Königshütte als Ausflugsziel beliebt, doch Parkplätze und Fußwege fehlen

Warum der Wasserfall in Königshütte als Stempelstelle nicht auf großen Besucherandrang eingerichtet ist

Von Katrin Schröder Aktualisiert: 16.4.2021, 11:32

Königshütte. Das Wasser rauscht die Felswand hinunter, plätschert runter bis in die Kalte Bode. Florian Kuppermann und Melanie Kuckel holen ihre Stempelhefte aus dem Rucksack und öffnen den grünen Kasten. „Wir sind wegen der Harzer Wandernadel hergekommen“, sagen die beiden Halberstädter, die zum ersten Mal den Wasserfall besuchen. Mittags an einem Wochentag haben sie das Idyll nahe der B27 fast für sich allein, doch an Wochenenden und Feiertagen sind zahlreiche Ausflügler dort unterwegs.

Das Problem daran ist: „ Die ganze Infrastruktur am Wasserfall ist nicht dafür ausgerichtet“, sagte Roland Krebs, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Oberharz am Brocken, auf Nachfrage von Torsten Deicke (SPD) im Bauausschuss. Das Stadtrats- und Ausschussmitglied hatte moniert, dass Besucher auf einem Grundstück im Teichtal parken und dort ihren Müll hinterlassen.

Die Fläche nahe der Bundesstraße sei kein offizieller Parkplatz, bestätigt Krebs auf Volksstimme-Nachfrage. Fünf offizielle Stellplätze gebe es in dem Bereich. „Das hat in der Anfangsphase ausgereicht, doch jetzt ist das nicht mehr genug.“ Trotz Lockdowns – oder auch deswegen – sei der Wassserfall zu einem überaus beliebten Ausflugsziel geworden.

Gefährliche Stelle

Ursprünglich sei die Fläche am Teichtal hergerichtet worden, damit die Teilnehmer der Ostdeutschen Kanumeisterschaften dort ihre Autos abstellen können, weiß Ortsbürgermeisterin Katy Lamm (parteilos). Sie teilt die Einschätzung des Amtsleiters: „Das ist eine sehr gefährliche Stelle.“

Unmittelbar neben dem Parkplatz, der eigentlich keiner ist, steht eine Eisenbahnbrücke der Rübelandbahn. Das Bauwerk schränkt die Sicht auf die Straße, die dort Kurven schlägt, und den Platz für Fußgänger ein. Zwar kann man einen schmalen Fußweg auf der dem Teichtal gegenüberliegenden Seite nutzen. Von dort muss man dann erneut die B?27 queren, um zum Wasserfall zu gelangen.

Viele gehen allerdings gleich geradeaus auf derselben Straßenseite, auf der nur ein sehr schmaler Grünstreifen die Fahrbahn flankiert. „Die Leute laufen auf der Straße“, hat Roland Krebs beobachtet – zumal die Treppe, die zum Rastplatz unterhalb des Wasserfalls führt, praktisch direkt auf der Bundesstraße ende. Unter den Besuchern seien viele Familien mit Kindern. „Es ist dort wirklich nicht ganz ungefährlich.“

Zweifel an Wirksamkeit von Warnschildern

Das liege auch daran, dass zahlreiche Autofahrer dort zu schnell unterwegs seien, sagt Katy Lamm. Zwar weisen Verkehrsschilder auf beiden Seiten der Eisenbahnbrücke auf Fußgänger hin, doch dass dies viel bringt, bezweifelt die Ortsbürgermeisterin. „Daran hält sich kein Lkw-Fahrer.“ Ein Tempolimit wäre in ihren Augen besser geeignet, um das Risiko für Fußgänger und Anwohner zu reduzieren.

Laut Polizei hat es in dem Bereich in den vergangenen fünf Jahren aber keinen Unfall gegeben, erklärt Uwe Becker, Sprecher des Polizeireviers Harz, auf Volksstimme-Nachfrage. Daraus folgt: „Eine Gefährdung der Verkehrssicherheit gab es bisher nicht.“

Dies gelte ebenso für den weiteren Verlauf der Straße in Richtung Ortsausgang nach Elend. Dort setzen sich Anwohner seit Jahren für eine Geschwindigkeitsbegrenzung ein (die Volksstimme berichtete). Dies begründen sie unter anderem damit, dass viele Familien mit Kindern dort leben. Ab Sommer seien es insgesamt sieben Kleinkinder, so Anwohner Holger Reichardt. Hinzu komme, dass auch vor seiner Haustür viele Ausflügler parken und sich – vorzugsweise am Wochenende – auf den Weg zur Stempelstelle begeben. „Die Leute laufen in Scharen in Richtung Wasserfall“, hat er beobachtet. Zahlreiche Wanderer und Radfahrer nutzten darüber hinaus den Hexenstieg und einen beliebten Radweg, der die Bundesstraße kreuzt.

Tempotafel ab Mai

Weil bisher keine Aussicht auf Tempo 30 besteht, hat Reichardt auf eigene Kosten eine Tempomesstafel ausgeliehen, die in Abstimmung mit der Stadtverwaltung und der Harzer Blitzergruppe ab Mai in Höhe der Bushaltestelle Neue Hütte montiert werden soll. Mithilfe der Tafel soll 30 Tage lang das Verhalten der Autofahrer auf dem Straßenabschnitt dokumentiert werden.

Die Infrastruktur für Besucher rund um den Wasserfall lasse sich derweil nicht einfach so verändern, sagt Roland Krebs. Flächen für zusätzliche Parkplätze seien in dem Bereich Mangelware, außerdem beschränke die Eisenbahnbrücke den Handlungsspielraum. Sie erfülle zwar keine Funktion mehr, stehe aber unter Denkmalschutz, so der Ordnungsamtsleiter. Man wolle daher das Gespräch mit der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) suchen, die für die Bundesstraße zuständig ist. Für Fußwege und Parkplätze sei jedoch die Kommune zuständig, kontert Michael Schanz, LSBB-Regionalchef in Halberstadt. Anschlüsse an die Straße seien zwar „abstimmungsbedürftig“, aber nicht genehmigungspflichtig.

Dass die Stempelstelle 40 sehr gut besucht ist, hat auch Klaus Dumeier beobachtet. „Da ist es immer voll“, sagt der Chef der Harzer Wandernadel. Das Wandern boome allerorten im Harz. „Viele haben in der Corona-Pandemie die Wandernadel entdeckt.“ Er weiß, dass die Situation am Wasserfall schwierig ist – anders als etwa an der Ruine der Königsburg, wo ein großzügiger Wanderparkplatz besteht. Er wolle sich an die Stadtspitze wenden. „Wir möchten zu einer Lösung beitragen.“ Kommentar Seite 13