Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode setzt Bauarbeiten im Stadtfeld fort Welle-Bewohner fürchten hohe Mieten
Das "Wellenhaus" im Wernigeröder Wohngebiet Stadtfeld wird um den nächsten Block verlängert. Moderne Wohnungen mit Fahrstuhl sollen dort entstehen. Viele Mieter ziehen während der Bauphase in andere Domizile um. Zwischen lärmenden Maschinen und Schutt bleiben einige Bewohner zurück sie können sich einen Umzug nicht leisten.
Wernigerode l Ständiges Möbelschleppen und Kartonverladen vor dem großen Wohnblock im Walther-Grosse-Ring 2 bis 5 in Wernigerode. Das Haus im Stadtfeld wird umfassend saniert und an das benachbarte "Wellenhaus" angeschlossen. Schon die zahlreichen Baufahrzeuge vor den Eingängen machen Passanten deutlich: Hier wird emsig gearbeitet.
Selbst Firmen aus Sachsen sind ins Stadtfeld gereist, um den Plattenbau am Ortseingang von Wernigerode zu verschönern. "Die Bauarbeiten im Kellergeschoss haben am 1.März begonnen", erläutert Bauleiter Dieter Siegert. Im Auftrag der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW) koordiniert die Ingenieurgesellschaft die Arbeiten.
Bauen und gleichzeitig dort wohnen - das ist nicht jedermanns Sache. Nicole Thienemann und ihre Familie sitzen auf gepackten Koffern. Die Mutter zweier Kinder ist, so bekennt sie, schon wenige Tage nach Baubeginn genervt. Sie sehnt den 1.April herbei. Dann zieht sie wie die meisten Mieter in eine andere Wohnung um.
"Unser neues Zuhause habe ich mir selbst gesucht", sagt sie. "Meine bisherige Wohnung hätte ich mir nach der Sanierung nicht mehr leisten können. Sie ist dann zu teuer, kostet dann immerhin 155Euro mehr." Bisher hat Nicole Thienemann 328Euro für die Kaltmiete gezahlt.
"Wir können uns nicht mal den Umzug leisten."
Der Wohnkomplex mit Schlossblick ist momentan Siegmund Winklers Arbeitsplatz. "Ich reiße derzeit jede Menge Wände weg", sagt der Zimmermann. Das nächste Vierteljahr werde er dort arbeiten. Winkler fühlt mit jenen Bewohnern mit, die Lärm und Staub ertragen, die nicht wegziehen wollen oder können.
Dazu gehören Gisela und Rolf Schirrmacher. Seit rund 20 Jahren wohnen sie im Walther-Grosse-Ring. Sie ist Rentnerin, Rolf Schirrmacher arbeitet noch einen Monat, dann bleibt auch er zu Hause. "Dann wird das Geld noch knapper. Wir können uns nicht einmal den Umzug leisten", erklärt Gisela Schirrmacher.
Der Humor ist ihr noch nicht abhanden gekommen. "An Feiertagen ruhen die Bagger", weiß sie. Sonst wird derzeit montags bis freitags von 7bis 18Uhr gearbeitet.
"Alle unserer Vorschläge wurden abgelehnt."
Die Miete für die Drei-Zimmer-Wohnung wird nach der Sanierung einschließlich des Fahrstuhls 347Euro betragen. Hinzu kommen 133Euro Betriebskosten und 75Euro für die Heizung. Derzeit bezahlt das Ehepaar 234Euro Miete, 100Euro Betriebskosten und 75Euro für die Heizung. Die Mehrkosten für das Wohnen und die monatelangen Bauarbeiten sind nicht die einzigen Wermutstropfen für Gisela und Rolf Schirrmacher.
So hätte sich das Wernigeröder Ehepaar mehr Großzügigkeit von der GWW gewünscht. Auf eigene Rechnung und in Eigenleistung wollten die Schirrmachers in ihrer Wohnung einiges renovieren und verschönern. "Alle unsere Vorschläge wurden abgelehnt", erklärt Gisela Schirrmacher gegenüber der Volksstimme.