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  7. Wernigeröder Sekundarschüler belegen siebten Platz im Denk-Duell

Direktor Wolfgang Kirst und drei Jugendliche von der Burgbreite haben am Bundesfinale der "Ecopolicyade" in Berlin teilgenommen Wernigeröder Sekundarschüler belegen siebten Platz im Denk-Duell

Von Julia Angelov 28.04.2012, 03:23

Wernigerode l Aus Wernigerode kommen nicht nur Sachsen-Anhalts beste Schülerköche, sondern auch die besten Denker - zumindest, wenn es ums vernetzte Denken geht. Pia Tuschy, Max Mittag und Fabian Längefeld von der Ganztagssekundarschule "Burgbreite" haben in der vergangenen Woche das Landesfinale der "Ecopolicyade" gewonnen - und damit haben sie etwas mit Angela Merkel gemeinsam. Denn alle vier treffen regelmäßig grundlegende Entscheidungen. Gestern sind die Wernigeröder Schüler im Bundesfinale in Berlin gegen 15 weitere Teams aus dganz Deutschland angetreten, um einen Staat aus der Krise zu holen - und haben dabei den siebten Platz belegt. "Wir sind sehr zufrieden mit unserer Platzierung", sagte Schulleiter Wolfgang Kirst. In dem Finale waren überwiegend Gymnasien angetreten.

"Ecopolicy ist eine sehr einfach aufgebaute Simulation, in der die Jugendlichen ein Industrieland, ein Schwellenland oder ein Entwicklungsland aus einer Krise zurück in den stabilen Zustand führen sollen", erklärt Kirst. Er bietet seit zwei Jahren eine Arbeitsgemeinschaft an, in der sich Schüler an dem kniffligen Computerspiel versuchen können. Der Schulleiter selbst entdeckte es vor 20 Jahren durch einen Zufall. "Ich wollte kurz nach der Wende in Bad Harzburg ein Monopoly-Spiel kaufen. Weil ich aber nicht wusste, wie die Verpackung aussieht, habe ich mich vergriffen und Ecopolicy gekauft", so der Wernigeröder und fügt hinzu: "Ich traute mich nicht, das Spiel umzutauschen. Zum Glück!" Denn Kirst war fortan begeisterter Spieler. "Das Spiel ist absolut realitätsnah, und das ist so faszinierend daran."

Komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Politik, Produktion, Umweltbelastung, Sanierung und Aufklärung müssen die Schüler erkennen und abschätzen, um eine möglichst hohe Punktzahl zu erlangen. Anfangs steckt das Land in der Krise. Durch geschickte Verteilung von Investitionen in die Aufklärung kann zum Beispiel die Vermehrungsrate gesenkt werden. Mit Sanierungen wird die Umweltbelastung verringert, und so weiter.

Je besser es dem Staat geht, desto zufriedener sind die Bewohner, die in ihm leben und desto unwahrscheinlicher wird der Putsch. Angestrebt wird ein Paradieszustand, in dem die Menschen des Staates mit maximaler Lebensqualität wohnen. Läuft etwas schief und verschätzen sich die Spieler, kommt es zum Putsch und das Spiel ist verloren. Erfunden wurde das Ganze von einem Schweizer Professor namens Frederic Vester, der bis zu seinem Tod 2003 Mitglied im Club of Rome war.

Eine Runde dauert maximal 25 Minuten und spiegelt zwölf Jahre wider. "Es war ein unglaubliches Gefühl, als ich zum ersten Mal den Paradieszustand erreicht hatte", erinnert sich Pia Tuschy. Derartige Erfolgserlebnisse haben sie angespornt, immer besser zu werden. Sie ist erst im Januar in die AG von Wolfgang Kirst eingetreten.

Es dauerte nicht lange und die gebürtige Kölnerin hatte den richtigen Dreh raus und erkämpfte sich unter den 16 AG-Teilnehmern einen Platz in der Gruppe, die zum Bundesentscheid nach Berlin reisen darf. "Ich freue mich so sehr auf Berlin", sagte sie vor dem Wettbewerb und verriet: "Ich war nämlich noch nie in der Hauptstadt." Der Berlinaufenthalt wurde nicht nur von dem Hersteller der Software finanziert, sondern auch vom Förderverein der Schule.

Im September plant Kirst eine ganz besondere Meisterschaft an der Ganztagsschule. "Wir werden Lokalpolitiker aus allen Parteien einladen und gegen sie antreten", erklärt er. "Zunächst spielen Schüler und Politiker noch gemeinsam, doch am Ende müssen die Berufspolitiker zeigen, was sie können." Er ist sich sicher: "Meine Schüler werden die Stadträte und Landtagsabgeordneten schlagen."