Museum Wernigeröder spenden massenhaft Federbetten für ihr Schloss
Wernigerode
Federbetten für Schloss Wernigerode gesucht – die Meldung in der Harzer Volksstimme hat zahlreiche Leser ins Grübeln gebracht. „Der erste Anrufer fragte, ob das ein vorgezogener Aprilscherz sei“, berichtet Schlosskustodin Katrin Dziekan. Das war es nicht: Der im Februar veröffentlichte Aufruf, Decken und Kissen zu spenden, war nicht nur ernst gemeint, sondern auch überaus erfolgreich.
Mehr als 100 Angebote erreichten die Mitarbeiter des Schlosses telefonisch, per E-Mail oder über soziale Netzwerke. „Die Resonanz war überwältigend“, sagt Geschäftsführer Christian Juranek. „Wir möchten allen Anbietern ganz herzlich danken.“
Schutz für Schloss-Sammlung vor Winterkälte?
Allerdings war nicht allen klar, welchem Zweck der Aufruf dienen sollte. „Viele konnten sich nicht vorstellen, was wir mit den Federbetten vorhaben“, sagt Katrin Dziekan. Sie sprach mit Anrufern, die sich rührend um das Wohl der Mitarbeiter sorgten, da sie annahmen, dass sie sich während des strengen Winters zudecken wollten. Andere vermuteten, dass die Objekte der Schloss-Sammlung mit den Daunen vor der Kälte geschützt werden sollten.
Über die Anteilnahme habe man sich sehr gefreut, sagt Katrin Dziekan – doch das Bettzeug hätten die Mitarbeiter nicht für sich gebraucht. „Unser Ziel war vielmehr die museale Ausgestaltung der Betten in der Ausstellung, um diese noch lebendiger zu machen“, so die Kustodin.
Bettzeug für wohnliche Atmosphäre im Schloss
Denn das Schloss habe den Anspruch, in seiner Ausstellung die gräfliche Wohnatmosphäre des 19. Jahrhunderts zu zeigen, ergänzt Juranek: „Dazu gehört auch das Bettzeug.“ Bisher verfügte das Schloss zwar über Wäsche, nicht aber über Federbetten. Nach dem Aufruf sind diese nun reichlich vorhanden – und das in überwiegend sehr gutem Zustand und teils wie früher mit handgezupften Gänsedaunen gefüllt. „Wir haben Federbetten dabei, die mehr als 50 Jahre alt sind und traditionell hergestellt wurden“, sagt Katrin Dziekan.
Aus Wernigerode selbst, aber auch aus Darlingerode, Halberstadt, Thale, Quedlinburg und gar Oebisfelde meldeten sich Spender, meist ältere Leute. Zu einer Dame in Helmstedt fuhr Juranek persönlich – nicht nur, weil sie sich als ausgesprochener Schloss-Fan erwies, sondern zusätzlich eine Sammlung alter Kristallgläser abzugeben hatte, die in der Museumspädagogik verwendet werden soll.
Im Schlafzimmer der Grafen von Wernigerode
Mehr als 20 Betten stehen in der Ausstellung des Schlosses. Drei Schlafstätten im Rundgang haben Katrin Dziekan, Bernd Fraaß und andere Mitarbeiter aufbereitet, darunter das Bett im gräflichen Schlafzimmer. Auch das Bett im Wasmusturm soll ein Federbett erhalten. Die Wäsche datiert aus der Zeit um 1910 und stammt aus den Beständen des Schlosses, so Juranek. Bezüge, in denen das Fürstenpaar Anna und Otto geruht hat, seien jedoch nicht dabei. Das meiste stammt von Familien der Angestellten und aus der Stadt.
Hineinlegen kann man sich in die einladend bestückten Betten allerdings nicht. Statt auf Matratzen ruhen Decken und Kissen auf mit Stoff bezogenen Kästen aus Holz. Museumstechniker Bernd Fraaß hat sie passgenau angefertigt. „Wichtig ist, dass die Optik stimmt“, so Fraaß – und es sei weniger aufwendig als der Nachbau einer traditionellen gefederten Matratze. Zudem vermeide man, dass sich Schädlinge in den Betten einnisten.