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Produktionsfirma des Kinofilms "Kleinen Gespenst" bezahlt die aufwendige Reparatur Wernigeröder Uhrmacher bringen seltenen Zeitmesser auf dem Schloss zum Ticken

Von Julia Angelov 27.09.2012, 01:17

Der Klang der Schlossglocken wird bald wieder über Nöschenrode hallen. Das Filmproduktionsteam vom "Kleinen Gespenst" bemerkte während des Drehs im Sommer, dass die Uhr nicht mehr tickt. Die Firma übernimmt nun die Reparaturkosten.

Wernigerode l Schon bald soll über Wernigerodes Ortsteil Nöschenrode und über dem Lindenberg wieder das Läuten der historischen Schlossuhr zu hören sein. Mehr als zehn Jahre war das Schlagwerk verstummt, weil die Uhr nicht mehr tickte. Bei den Dreharbeiten zum Kinofilm "Das kleine Gespenst" im Sommer war den Münchner Produzenten aufgefallen, dass sich auf dem Zifferblatt im Uhrenturm nichts mehr regte. "Die Produktionsfirma Claussen, Wöbke und Putz hat daraufhin vorgeschlagen, die Kosten für die Reparatur zu übernehmen", sagt Christian Juranek, Geschäftsführer der Wernigeröder Schloß GmbH. "Dafür haben wir ihnen weniger für die Dreharbeiten in Rechnung gestellt."

Dass die Uhr seit einem Jahrzehnt still steht, geht auf ihre aufwändige Instandhaltung zurück. "Alle 24 Stunden muss sie wieder von Menschenhand aufgezogen werden, sonst bleibt sie stehen", so Juranek. "Manche Mitarbeiter hatten das Aufziehen früher öfter mal verschlafen", erinnert er sich. Das führte schließlich dazu, dass die Uhr nach der Jahrtausendwende gar nicht mehr ging.

"Ich kann mich noch gut an ihren Klang erinnern", sagt der Schlossherr. Mit genervten Anwohnern, die sich über das künftige Läuten ärgern, rechnet er nicht: "Es hat damals nie Beschwerden gegeben, viele empfanden es vielmehr als hübsches Geräusch."

"Dieses Exemplar ist eine echte Seltenheit von der Bernburger Firma J.J. Fuchs Söhne."

Uhrmacher René Blume

Lange müssen die Wernigeröder nicht mehr auf diese markanten Klänge verzichten: Der Wernigeröder Uhrmachermeister Wilfried Blume, sein Sohn René und Mitarbeiter Hans-Christian Anger haben gestern den historischen Zeitmesser zunächst in seine Einzelteile zerlegt. Nur noch wenige Uhrmacher in der Region beherrschen die Kunst, solche Zeitmesser zu reparieren.

Die meisten Turmuhren im Harz stammen laut René Blume von der Firma J. F. Weule in Bockenem. "Dieses Exemplar ist aber eine echte Seltenheit", stellt er beim Betrachten des eingestaubten Zifferblatts fest. "Denn diese Uhr wurde in der Bernburger Fabrik J.J. Fuchs Sohn konstruiert." Es ist übrigens derselbe Hersteller, der auch den ersten Zeitzünder für Bomben entwickelt hatte.

Dass die Firma Blume jetzt den Zuschlag für die Reparatur erhalten hat, ist kein Zufall. Schließlich hat Wilfried Blume bei Uhrmachermeister Ernst Lis aus Ilsenburg gelernt. "Und Ernst Lis hat die historische Schlossuhr früher betreut und regelmäßig inspiziert", erklärt Christian Juranek.

Die Uhr selbst ist bereits über 140 Jahre alt. "Carl Frühling hat 1868 begonnen, den Turm zu errichten. 1876 wurde er fertiggestellt", sagt Christian Juranek. "Etwa in diesem Zeitfenster muss auch die Uhr gebaut worden sein."

Wilfried und René Blume werden sie nun reinigen und wieder in ihren Ur-Zustand versetzen. Wann sie das letzte Mal umfassend ausgebaut und saniert wurde, können die Experten nicht sagen. "Das muss schon Jahrzehnte her sein", ist sich Wilfried Blume sicher. Ein Pfennig aus frühesten DDR-Zeiten, den Blume beim Ausbau auf einem der Gewichte gefunden hat, scheint ihm Recht zu geben.

Fest steht, dass die Uhr in den nächsten vier Wochen wieder im Uhrenturm auf dem Innenhof des Schlosses eingebaut wird. Für Christian Juranek ist das dann ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk an die Wernigeröder: "Und zum Schloss-Winter wird sie wieder läuten."