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Hochwasserschutz Wernigerodes größte Wasser-Baustelle

Das Holtemme-Hochwasser 2017 hat vor allem in Wernigerode gewütet. Immer noch werden die Schäden behoben - wie an der Insel in Hasserode.

Von Holger Manigk 18.09.2020, 01:01

Wernigerode l Diese Baustelle ist eine echte Herausforderung für die Spezialisten der Wernigeröder Niederlassung von Umwelttechnik und Wasserbau (U&W). „Wir müssen mit extrem viel Technik auf engstem Raum hantieren“, erläutert Bauleiter Johannes Frankenfeld und blickt über die wachsende neue Holtemme-Ufermauer an der Insel.

Das Juli-Hochwasser 2017 hatte die Straße in Hasserode besonders schwer erwischt: Ein Stück der Ufermauer war abgesackt, in der Fahrbahn klaffte ein Loch, ein Schmutzwasserkanal war gebrochen. Seit 2018 läuft die Sanierung, nun im zweiten Bauabschnitt auf gut 100 Metern Länge.

Anfang März hatte U&W damit begonnen, die alte, marode Stützwand abzureißen. „Sie war so unterspült, dass es nur einer Frage der Zeit gewesen wäre, bis es zu weiteren Abbrüchen kommt“, berichtet Polier Ingo Liebau. Um ein Abrutschen der Fahrbahn und Häuser zu verhindern, wurde ein sogenannter „Berliner Verbau“ als Schutz ins Erdreich eingelassen: Dazu wurden Stahlrohre in den Boden gebohrt, die mit Bohlen verbunden sind.

Derzeit wächst die Ufermauer Stück für Stück: 14 siebeneinhalb Meter lange Stahlbeton-Segmente werden aneinander gereiht. Für ihre Stabilität sorgen lange Stahlstreben. „Die Zugpfähle ragen horizontal 16 Meter weit ins Erdreich, die aufrecht stehenden Druckpfähle rund viereinhalb Meter tief bis zum festen Gestein“, erläutert Frankenfeld. „Das muss man sich vorstellen wie bei Pfahlbauten in Sibirien, die auf Stelzen im Permafrostboden verankert sind“, ergänzt Liebau.

Vor die neue Ufermauer in sogenannter Matzritzenschalung mit Maueroptik sollen anschließend Wasserbausteine gesetzt werden, um eine erneute Unterspülung zu verhindern. Dazu wird alles vorbereitet, um neue Ver- und Entsorgungsleitungen zu verlegen.

Kostenpunkt der Gemeinschaftsaktion des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) mit der Stadt Wernigerode, den Stadtwerken und dem Wasser- und Abwasserzweckverband Holtemme-Bode: Rund zwei Millionen Euro. „Wir sind zuversichtlich, dass wir im Kostenrahmen bleiben“, sagt LHW-Flussbereichsleiter Christoph Ertl auf Volksstimme-Anfrage.

Auch der Zeitplan könne bei den Arbeiten zwischen den Hausnummern 6a und 3 erfüllt werden, so Bauleiter Johannes Frankenfeld. „Wir haben davon profitiert, dass es in diesem Jahr kaum Unwetter gab und die Holtemme nur wenig Wasser führt – so konnten wir zügig bauen, ohne Störungen durch plötzliche Anstiege des Holtemme-Pegels.“ Bis Weihnachten solle die neue Asphaltdecke der Straße fertig sein.

Der dritte Bauabschnitt der Insel-Sanierung solle „möglichst nahtlos“ im nächsten Jahr in Angriff genommen werden, hofft Ertl. Dieses letzte von drei Teilstücken der Instandsetzung koste wahrscheinlich mehr als eine Million Euro. „Denn es muss nicht nur die restliche Ufermauer erneuert werden. Hinzu kommt die Rekonstruktion des bei der Flut 2017 abgerissenen Wehres an der Hochschule Harz samt Fischaufstieg und Abschlag des Stillen Wassers“, erläutert der Experte für Hochwasserschutz.

Bereits 2018 waren die ersten 50 Meter der Holtemme-Ufermauer an der Insel repariert worden. Gegenüber der Papierfabrik ist an der Friedrichstraße 109 die Stützmauer ebenfalls erneuert worden.