Freizeit Wie Corona Blankenburgern Lust aufs Angeln macht
Der Harzkreis hat in Bode, Ilse und Holtemme, den Teichen und Seen eine breite Palette an Fischarten zu bieten. Bei Mutter Natur können Blankenburgs Petrijünger eine Auszeit von der Pandemie nehmen.

Blankenburg - Die Sonne hat am Horizont bereits die Nacht verdrängt. Doch am Morgen ist noch die Kälte zu spüren. Udo Leier ist in seinen Sachen nicht nur warm, sondern auch wasserfest eingepackt. Denn er steht mit seiner langen Angelrute bei Wendefurth beinahe bis zur Hüfte in der plätschernden Bode. Der 66-Jährige hofft, dass er eine Forelle an den Haken bekommt.
„Morgens sind die Chancen günstig, Fische zu fangen. Sie kommen aus dem Nachtmodus und wollen gewissermaßen ein Frühstück. Also wie bei den Menschen“, weiß der erfahrene Angler. Als Köder hat er eine Fliegenattrappe ausgeworfen und zieht sie durch das Nass. Diese Art, einen Biss zu bekommen, ist das sogenannte Flug- oder Fliegenangeln. Und die Bode bei Wendefurth ist nicht nur bei Udo Leier beliebt.
Der heutige Rentner ist seit rund 30 Jahren erster Vorsitzender des Blankenburger Anglervereins. Dieser hat derzeit mehr als 260 Mitglieder. Dazu gehören Jugendliche ebenso wie über 80-Jährige. Als einziges Gründungsmitglied von 1963 ist Heinz Paul dabei.
Im Rollstuhl ans Wasser
Zudem bietet der Verein behindertengerechtes Angeln an. Dafür ist Frank Graubaum zuständig. Am Wasser müssen besondere Stellen für Rollstühle vorhanden sein, wie in Ilsenburg am Bahnhofsteich. Das Vereinshaus der Blankenburger Angler steht in der Oesig.
Auch an den Petrijüngern geht die Corona-Krise nicht spurlos vorüber. „Das Vereinsleben ist fast zum Erliegen gekommen. Es gibt keine Versammlungen mehr. So musste die Jahreshauptversammlung zweimal abgesagt werden“, klagt der erste Vorsitzende. Hinzu kommen das Vereinsfest und das Seniorenangeln. „Die Kommunikation der Mitglieder erfolgt zurzeit meist über die sozialen Netzwerke. Das soll nicht zur Regel werden. Persönliche Kontakte sind wichtiger.“ Doch Kassenwart Frank Enkelmann kam nicht umhin und musste erstmals online kassieren.
Damit nicht genug: Seit 2020 gab es keine Arbeitseinsätze mehr. Zu diesem gehören vor allem das Müllsammeln, Pflegearbeiten an den Gewässern sowie an den Teichen das Reinigen der Zu- und Abläufe. Die Vereinsmitglieder hoffen, dass alles ab Herbst nachgeholt werden kann. „Andererseits hat die Krise zu mehr individuellem Angeln geführt. Das heißt, es angeln immer mehr Personen, ohne einem Verein anzugehören“, sagt Udo Leier. Gründe seien, dass man in der freien Natur keine Maske benötige und die Petrijünger bei ihrem Hobby sowieso genug Abstand halten müssen.
Ruhe und Nervenkitzel zugleich
Leier kam einst durch einen Freund der Familie zu seinem Hobby. 1968 trat er der damaligen Ortsgruppe Blankenburg des Deutschen Anglerverbandes (DAV) der DDR bei. „Ich mag die Ruhe und Entspannung. Und den Nervenkitzel des bevorstehenden Bisses. Erst recht, wenn es ein kapitaler Fang wird.“
Den bisher größten Fisch hatte der Experte am Nordkap in Norwegen am Haken. Es handelte sich um einen mehr als 25 Kilogramm schweren Riesen-Dorsch. Die Wendefurther Talsperre bescherte ihm einmal eine 60 Zentimeter große Seeforelle. Als weitere Angelstellen nennt er fünf Teiche, die zum Kloster Michaelstein gehören und vom Blankenburger Verein betreut und bewirtschaftet werden. Hier zappeln unter anderem Karpfen, Hechte, Zander, Schleie oder Aale am Haken.
