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Fast-Namenszwilling liegt in Thüringen und hat Gemeinsamkeiten mit Wernigerode Willkommen in Werningerode - dem 374-Seelen-Dorf im Eichsfeld

Von Julia Bruns 05.10.2013, 03:08

Ein kleines Dorf in Thüringen sorgt immer wieder für Verwirrung unter all jenen, die auf der Suche nach Wernigerode sind: Das beschauliche Werningerode zählt gerade einmal 347 Einwohner und unterscheidet sich von seinem großen Bruder auf der anderen Seite des Harzes nur durch einen Buchstaben.

Wernigerode/Werningerode l "Es ist ein kleines Dorf in sehr ruhiger Lage. Nur eine einzige Straße führt hinein, nur über sie kommt man wieder aus dem Ort hinaus", sagt Friedhelm Röhreich. Er ist Ortsbürgermeister im beschaulichen Werningerode. Ja, Sie lesen richtig: Werningerode ist ein Dorf der Gemeinde Sonnenstein im thüringischen Landkreis Eichsfeld. "Wir gehören zwar als Ort zum Eichsfeld, sind aber geografisch gesehen noch nicht im Eichsfeld", sagt Röhreich. Schon allein an der Religion werde das deutlich: das Eichsfeld ist katholisch, Werningerode aber evangelisch.

Den Christen verdankt der Ort eine seiner Sehenswürdigkeiten: die um 1450 erbaute Kirche - große Teile des Erdgeschosses sind bis heute erhalten. "Die alte Försterei ist ebenfalls ein Hingucker", betont Röhreich. Eine Attraktion, die das Dorf hingegen nicht bieten kann, ist ein Schloss. "Bei uns gibt es höchstens Vorhängeschlösser", sagt Röhreich und lacht. Er kann viele Geschichten erzählen, wenn es um Verwechselungen zwischen der Touristenstadt Wernigerode und dem Kleinod Werningerode geht.

"Es verirren sich immer wieder Touristen hierher, die ein Schloss suchen", sagt er. "Es sind schon ganze Hochzeitsgesellschaften bei uns gelandet. Selbst 40-Tonner stehen häufig an unserer Wartehalle, weil sie in den falschen Ort gefahren sind." 60 Kilometer quer über den Harz müssten sie dann nach Wernigerode zurücklegen - vorbei an Epschenrode, Mackenrode, Walkenried, Wieda, Braunlage, Schierke und schließlich Drei Annen Hohne.

Für Verwechslungen und Irrfahrten sorgt Röhreich zufolge die fehlerhafte Aussprache: "Weil viele ¿Werningerode\' sagen, schreiben sie es auch falsch und geben dann den falschen Ortsnamen in ihr Navigationssystem ein - und landen schließlich bei uns", erklärt der Ortschef.

Andreas Meling, Pressesprecher im Wernigeröder Rathaus, weiß, dass das "Lücken-N" auch im Internet Verwirrung stiftet. "Wir wissen, dass Touristen den Stadtnamen oft nicht richtig eingeben und dann auf der Webseite des thüringischen Werningerode landen", sagt er. "Vor allem im Radio wird Wernigerode oft nicht korrekt ausgesprochen, das merken sich die Leute."

"Wir blicken von der Südseite auf den höchsten Harzgipfel."

Friedhelm Röhreich

Friedhelm Röhreich kennt beide Orte gut. "Ich war schon häufig in der bunten Stadt zu Gast", erinnert er sich. Es gebe auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Orten. "Auch bei uns findet man Fachwerkhäuser. Wir sind bis auf die Nordseite von Wald umgeben", erklärt er. Sogar den Brockenblick können die Einwohner beider "Wernis" genießen, nur mit einem Unterschied: "Wir blicken von der Südseite auf den höchsten Harzgipfel", sagt Röhreich. Während der Werningeröder Kindergarten von 30 Mädchen und Jungen besucht wird, müssen Schulkinder in die Nachbarstädte Groß Bodungen und Bischofferode fahren. "Wir haben einen Bäcker und einen Friseur", sagt Friedhelm Röhreich. "Allerdings gibt es keinen Supermarkt mehr im Dorf."

In Wernigerode steht ein prachtvolles Rathaus, der Sitz der Verwaltung. Und wo arbeitet Werningerodes Orts-Erster? "Ich sitze direkt in der Dorfmitte, das Haus heißt Bürgermeisteramt." Der Werningeröder Ortsrat besteht aus acht Mitgliedern. Sieben gehören den Freien Wählern und eine Ortspolitikerin der Frauenvereinigung an. SPD, CDU, Grüne, Linkspartei? "Das Parteibuch brauchen wir nicht, um für unseren Ort zu sorgen", ist Röhreich überzeugt.

Dafür engagieren sich die meisten der 374Werningeröder in Vereinen, sind bei den Schützen, in der freiwilligen Feuerwehr, im Darts-Verein "Graue Wölfe" und im Sportverein aktiv.

Jüngst wurden drei neue Bronzeglocken für die evangelische Kirche eingeweiht. Da marschierten alle mit.

Von Werningerode aus können verschiedene Wanderungen unternommen werden. Was gibt es da zu entdecken? Der Ort liegt in einem Talkessel, der vom Wiesengraben durchflossen wird. Südlich, westlich und östlich grenzt das Dorf an das Schwarzburger Holz. Als höchste Erhebung gilt der Steinberg mit 385,5Metern Höhe. Nach ihm wurde 1950 nach einer DDR-Gebietsreform die Gemeinde Steinrode benannt, die aus Epschenrode und Werningerode besteht.

Im Namen gemein haben beide Wernis das "-rode", denn in den Wäldern rund um beide Gemeinden wurden einst Bäume gerodet. Älter ist übrigens Wernigerode - es wurde bereits 1121 erwähnt. Am 17.April 1229 erhielt die Siedlung Stadtrecht. Werningerode wurde 1287 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Wer mehr über den Fast-Namenszwilling erfahren möchte, muss zumindest im Internet länger suchen. Gibt man bei "Google" das Wort "Werningerode" ein, wird es zu "Wernigerode" korrigiert. Mehr Infos findet man hingegen unter www.steinrode.info