Skiarena Harz „Wir wollen ein Signal setzen“
Mitinvestor Clemens Aulich erläutert im Volksstimme-Gespräch das Projekt Skiarena Harz.
Herr Aulich, fahren Sie Ski?
Nein. Nicht einmal Schlitten. (lacht)
Wie kommt es dann, dass Sie mit zwei Gesellschaftern die Skiarena Harz am Winterberg bauen wollen?
Unser Mehrheitsgesellschafter, Gerhard Bürger, ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich ihm helfe. Er ist sehr wintersportaffin und möchte nicht, dass nur Braunlage vom Skifahren profitiert. 25 Jahre nach der Wende wäre es doch ein schöner Brückenschlag, von Schierke aus dieses Gebiet zu erschließen. Meine Rolle ist es, die Entscheidungsträger zusammenzubringen sowie meine Erfahrungen einzubringen. Das tue ich gern, weil ich von der Region überzeugt bin, sie aber noch nicht richtig vermarktet wird. Außerdem habe ich die Kritik am Vorgehen der Stadt Wernigerode in Sachen Schierke nie verstanden. Ich finde es vielmehr absolut richtig. Es muss eine Infrastruktur geschaffen werden, dann kommen die Investitionen. Wir werden beweisen, dass dem so ist.
Dafür nehmen die Gesellschafter 15 Millionen Euro in die Hand.
So etwas kann man nur stemmen, wenn Geld vorhanden ist. Für so ein Projekt gibt es keine 100-Prozent-Finanzierung. Wir stellen einen Förderantrag, als Großunternehmen erhalten wir jedoch maximal 15 Prozent. Im Vordergrund steht aber nicht das Geldverdienen. Wir wollen ein Signal setzen. Es ist ein Leidenschaftsprojekt, kein Wirtschaftsprojekt. Die Stadt hingegen zielt auf eine Förderung von 80 bis 90 Prozent ab, und ich bin davon überzeugt, dass sie diese auch bekommen wird. Das Land will dieses Projekt.
Was macht Sie so sicher, dass das Vorhaben Erfolg haben wird?
Man sieht, dass Braunlage an schneereichen Tagen überfüllt ist, die Kapazitäten reichen nicht aus. Mit unserem Konzept würden wir Abhilfe schaffen. Natürlich stehen wir nicht im Wettbewerb mit Österreich, Bayern oder der Schweiz. Die Leute, die bei uns Skifahren wollen, reisen aus dem Norden an. Es gibt statistische Erhebungen, denen zufolge die meisten Skifahrer in Deutschland in Hamburg leben.
Haben Sie bereits den Kontakt nach Braunlage gesucht? Fürchtet man sich dort schon vor der Konkurrenz?
Grundsätzlich gilt: Je mehr Touristen kommen, desto mehr haben alle davon. Ich glaube nicht, dass wir jemandem etwas wegnehmen werden. Erste Gespräche mit den Betreibern der Wurmbergseilbahn haben gezeigt: Wir werden dort nicht als Konkurrenz wahrgenommen, ganz im Gegenteil. Allerdings müssen wir zunächst loslegen und das Projekt zum Laufen bringen. Dann können wir darüber nachdenken, wie wir positiv zusammenarbeiten können. Als erstes müssen wir Baurecht schaffen. Es wird immer so dargestellt, als ob das alles schon über die Bühne gegangen ist. Das ist definitiv nicht so. Wir kämpfen uns Millimeter für Millimeter voran. Es gibt in diesem Jahr noch viele Dinge zu erledigen.
Ihr Zeitplan ist sehr ehrgeizig. Warum soll die Eröffnung schon am 16. Dezember 2016 stattfinden?
Mitte Dezember beginnt die Skisaison. Wir haben es rechtlich vorab prüfen lassen: Zu schaffen ist das Vorhaben in diesem Zeitraum. Es müssen nur alle wollen. Was wir Gesellschafter festgestellt haben: Wir haben noch nie so viele Fürsprecher gehabt, sei es in Behörden oder in politischen Gremien. Normalerweise sind wir mehr Gegenwind gewöhnt, hier jedoch spüren wir ganz deutlichen Rückenwind.
Kritiker behaupten jedoch, das Skigebiet könne nicht funktionieren. Umweltschützern nehmen Anstoß an Rodungen im Nationalpark und der geplanten Beschneiungsanlage.
Die Planer, die wir beauftragt haben, sind Profis. Sie bereiten derzeit die Skiweltmeisterschaft 2017 in St. Moritz vor und haben bereits zahlreiche Skigebiete erschlossen. Denen traue ich zu, beurteilen zu können, was möglich ist und was nicht. Da ich selbst nicht Ski fahre, werde ich es nicht beurteilen können – schließlich werde ich diesen Hang kein einziges Mal hinunterfahren. Was den Naturschutz angeht: Die Forderungen, die der Gesetzgeber uns auferlegt, werden wir erfüllen. Fakt ist aber doch: Wir müssen die Umgebung, in der wir leben, besser vermarkten. Sachsen-Anhalt steht in vielerlei Hinsicht nicht an erster Stelle. Wir müssen etwas tun, um die Attraktivität des Landes zu erhöhen. Nur mit Urwäldern werden wir das nicht schaffen.
Sprechen wir über die Aufgabenteilung zwischen der Winterberg Schierke GmbH und der Stadt Wernigerode. Wofür ist die Gesellschaft verantwortlich, wofür die Stadtverwaltung?
Die Stadt ist für die Schaffung der Infrastruktur zuständig. Dazu zählen das Wasserrückhaltebecken, die Stromleitungen und die Zuwegung. Wir bauen die Seilbahn sowie Gebäude für die Versorgung und die Gastronomie.
Die Beschneiungsanlage soll demnach die Stadt bauen. Können Sie sich vorstellen, diese zu übernehmen?
Wir versuchen, die Aufgabenteilung sachlich so zurechtzuschneiden, wie es realisierbar und politisch gewollt ist. Dass die Verantwortlichkeiten derzeit so verteilt sind, geht nicht auf unsere Forderungen zurück. Wir fügen uns da ein – auch mit Blick auf die Förderkulisse. Aus förderrechtlichen Gründen kann die Stadt übrigens nicht als Gesellschafter der Winterberg Schierke GmbH auftreten. Wir hatten dies vorgeschlagen und hätten die Stadt gerne dabei gehabt.
Die Stadt Wernigerode möchte aber ihrerseits an dem Vorhaben verdienen. Wie kann dies abgesichert werden?
Richtig ist: Es sollen alle etwas davon haben. Es gibt zurzeit Diskussionen darüber, wie die Stadt angemessen beteiligt wird. Man darf aber nicht vergessen, welche Initialzündung das Projekt bringt. Indirekt über Gewerbesteuerzahlungen, Kureinnahmen, die Schaffung von Arbeitsplätzen und dergleichen mehr fließt dann viel Geld in die Kasse zurück.
Im Schierke-Ausschuss wurde vorgeschlagen, den Namen „Skiarena Harz“ zu ändern, um Verwechslungen mit der Schierke Arena, also dem Eisstadion, zu vermeiden. Was halten Sie davon?
Wir sind da leidenschaftslos. Über den Namen machen wir uns wirklich noch keine Gedanken. Wir konzentrieren uns jetzt darauf, das Baurecht zu bekommen. Wenn wir diese Hürde nehmen, dann wird auch alles andere funktionieren. Ich sage aber auch klar: Wenn die Hürden zu hoch werden, springen wir ab.
Was passiert denn, wenn die Stadtverwaltung oder andere Behörden ihre Hausaufgaben nicht schaffen oder der GmbH wider Erwarten die Puste ausgeht?
Der GmbH wird finanziell nicht die Puste ausgehen, das ist ausgeschlossen. Ansonsten ist klar: Wenn es kein Baurecht gibt, wird es keine Seilbahn geben. So einfach ist das.
Und wenn es Verzögerungen gibt?
Über ein bis zwei Monate reden wir nicht. Es darf aber nicht passieren, dass unser Projekt erst 2026 realisiert wird.
Gehen wir davon aus, dass alles nach Plan läuft. Was tun Sie am 16. Dezember 2016?
Ich werde mit den Gesellschaftern beim Après Ski anstoßen, nachdem diese die Abfahrt hinuntergewedelt sind.