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Tierschutz Wohin mit verletzten Wildtieren?

Für Bürger, die ein verletztes Tier finden, gibt es eigentlich klare Hinweise. Doch diese sind in der Realität nicht umsetzbar. Warum?

Von Jörg Niemann 25.07.2024, 10:15
Dieses Rehkitz wurde kürzlich auf der Straße Moseltal in Veckenstedt gefunden. Es war schwer verletzt und musste letztlich von einem Jäger erlöst werden.
Dieses Rehkitz wurde kürzlich auf der Straße Moseltal in Veckenstedt gefunden. Es war schwer verletzt und musste letztlich von einem Jäger erlöst werden. Foto: Jörg Niemann

Nordharz. - Verletzte Wildtiere beschäftigen in diesem Sommer ungewohnt häufig die Menschen. Und ähnlich häufig stehen sie vor der Schwierigkeit, die gefundenen Tiere vernünftig zu versorgen.

Dieses Problem hatte eine Leserin aus Veckenstedt, die kürzlich beim Spazierengehen im Moseltal ein verletztes und stark geschwächtes Rehkitz fand. „Das Kitz lag am Wegesrand und hatte eine schlimme Verletzung am Kopf. Wahrscheinlich ist es von einem Mähwerk erwischt worden. Ich nahm es mit nach Hause und versuchte, Hilfe zu bekommen. Doch es hat sich niemand so richtig zuständig gefühlt. Aus dem Nordharzer Ordnungsamt wurde mir dann final mitgeteilt, dass von dort der zuständige Jagdpächter verständigt werde. Das Kitz war zum Tod verurteilt“, so die Leserin.

Nicht zuständig

Von ähnlichen Fällen der Nichtzuständigkeit berichtete auch der Tierrettungsverein Stapelburg, der nicht selten vor großen Problemen steht, gerettete Tiere abzugeben. Die Kreisverwaltung verwies über ihre Pressestelle auf eine Anfrage der Redaktion auf ihre Internetseite. Dort gebe es viele sehr nützliche Tipps zum Umgang mit Fundtieren.

So heißt es auf der Homepage des Landkreises, dass die drei Tiergärten des Harzkreises in Halberstadt, Thale und Wernigerode hilflose, verletzte oder kranke Tiere aufnehmen würden.

Die online erläuterte Theorie erweist sich jedoch in der Praxis als nicht realisierbar. „Wir sind zum einen personell und vor allem auch finanziell überhaupt nicht in der Lage, verletzte Wildtiere aufzunehmen. Zum anderen wollen wir unsere Tiere nicht der Gefahr der Ansteckung von Krankheiten aussetzen, die die Findlinge möglicherweise mitbringen“, sagt René Lindemann, der Leiter des Wildparks Christianental in Wernigerode. Zwar betreuen seine Mitarbeiter derzeit ein paar Greifvögel-Patienten, dies geschehe aber vor allem aus Mitleid mit den Tieren. Aktuell, so Lindemann, werde überhaupt kein Tier angenommen, weil es keine Kapazitäten gebe. In den beiden anderen Tiergärten des Kreises sei die Lage ähnlich.

Freiwillige Helfer

Ein Widerspruch zwischen Theorie und Praxis, der weder den Tieren hilft noch den Menschen, die sie finden. In der Praxis waren es zuletzt Freiwillige wie Rudi Lagatz aus Wernigerode, oder engagierte Tierärzte, die ehrenamtlich halfen.

Wenn aber im Harzkreis nichts geht, dann muss ein junger Rotmilan auch schon mal bis an die Stadtgrenzen von Braunschweig gefahren werden, wie es kürzlich die Stapelburger Tierretter taten. Auch sie hoffen auf eine Lösung für den ganzen Harzkreis, so ihr Vorsitzender Dennis Maldet.

Die Harzer Kreisverwaltung hat der Redaktion ergänzend mitgeteilt, dass sich die Bürger an Wochenenden oder nach Feierabend in den Tiergärten beim Fund von hilfsbedürftigen Wildtieren auch an die Mobilfunknummer (0151) 10 94 62 86 wenden können.

Die allgemeinen Verhaltensweisen beim Fund von Wildtieren können online nachgelesen werden