Soziales Zweiter Anlauf für Familienzentrum
Das Familienzentrum in Wernigerode soll im August eröffnet werden. Zentraler Anlaufpunkt ist das Quartiersmanagement im Ärztehaus.
Wernigerode l Neuer Anlauf für das Familienzentrum im Stadtfeld: Die geplante Begegnungsstätte in dem Wernigeröder Plattenbauviertel wird im August eröffnet. Allerdings in abgespeckter Form. Die Räumlichkeiten des Quartiersmanagements im Ärztehaus Ernst-Pörner-Straße sollen Anlaufstelle für die Anwohner werden. Der Hauptteil der Beratungsangebote wird dort stattfinden. „Wenn wir mehr Räume brauchen, weichen wir auf die Umgebung aus“, sagte Nicole Schulze, Chefin des Internationalen Bundes (IB) in Wernigerode, in der Sitzung des Sozialausschusses.
Hintergrund: Seit Jahren arbeitet das städtische Sozialamt zusammen mit dem IB als Träger an der Entwicklung eines Familienzentrums im Stadtfeld. In dem Wohngebiet leben knapp 4000 Menschen. Gut 25 Prozent beziehen Arbeitslosengeld II. Das Viertel wird hauptsächlich von Senioren, jungen Familien und Alleinerziehenden bewohnt. Beratungsangebote fehlen.
Ziel von Sozialamt und IB ist es, einen besonderen Begegnungsort mit Kursen und Beratung zu schaffen. Einziehen sollte dieser in die untere Etage des Ärztehauses. Der Stadtrat hatte Anfang November 2015 grünes Licht für einen Zuschuss von 57 000 Euro pro Jahr gegeben. Die Eröffnung war für Dezember 2015 geplant. Dann der Rückschlag: Der Mietvertrag war geplatzt. Die Eigentümerinnen des Ärztehauses hatten das Angebot zurückgezogen, die untere Etage zu vermieten. Das Aus für das Familienzentrum?
„Wir waren in den letzten Monaten nicht untätig“, informierte Sozialamtschefin Petra Fietz im Ausschuss. „Wir haben uns damit auseinandergesetzt, wie wir das Familienzentrum unter den veränderten Bedingungen trotzdem realisieren können.“
In den Räumen des Quartiersmanagements, die sich ebenfalls im Untergeschoss des Ärztehauses befinden, gebe es bereits erste Angebote für Bewohner des Stadtfelds, so IB-Mitarbeiterin Daniela Puse. Darunter Deutsch als Fremdsprache für Grundschulkinder, Migrationsberatung, Hausaufgabenhilfe, die Selbsthilfegruppe Sucht und Depression, Nachbarschaftshilfe, Beratung für Gehörlose, Kurse für Eltern mit Babys. „Die Angebote werden gut genutzt“, so Puse. Weitere sollen folgen. Die Räume des Quartiersmanagements seien für das Familienzentrum wichtig als repräsentativer Standort und zentraler Anlaufpunkt.
Hier wird ab Juni ein Mitarbeiter seinen Sitz haben, der neben der Koordination die Dokumentation, Evaluation und Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Als weitere Standorte sind folgende Räumlichkeiten geprüft und für tauglich befunden worden: das Jugendhaus „Center“, der WWG-Gemeinschaftsraum, die Grundschule Stadtfeld, das Seniorenzentrum, das Stadtfeld-Gymnasium, die Pestalozzischule, die Kita „Löwenzahn“ und „Pusteblume“ sowie die Sporthallen Kohlgarten und Stadtfeld.
Positiver Nebeneffekt ist die neue Kostenrechnung. Durch den verschobenen Start, erheblich geringere Miet- und Nebenkosten sinken die städtischen Ausgaben für dieses Jahr auf 30 000 Euro. Den größten Anteil haben dabei die Personalkosten mit 21 000 Euro. Zusätzlich eingeplant wurden 3000 Euro für Öffentlichkeitsarbeit. „Durch die dezentrale Lösung müssen wir da mehr investieren, um die verschiedenen Standorte bekannt zu machen“, begründete Nicole Schulze.
Oberstes Ziel, so versicherten Petra Fietz und Nicole Schulze, bleibe weiterhin, eine Domizil zu finden, das alle Angebote des Familienzentrums unter einem Dach vereint.