Wetter Wie das Wetter in Eickendorf gemessen wird
Paul Grebarsche hat seine eigene Wetterstation und dokumentiert seit 1976 das Wetter in Eickendorf. Wie er zu seinem Hobby gekommen ist.
Eickendorf. - Wissen Sie noch, wie warm es am 26. Juli 1993 war? Oder wie viel es am 22. November 1979 geregnet hat? Vermutlich nicht. Paul Grebarsche kann dies mit Gewissheit, jedenfalls für Eickendorf, sagen. Denn seit 1976 betreibt der 84-jährige hier seine eigene Wetterstation mit Regenmesser und dokumentiert täglich das Wetter in Eickendorf. Jeden Tag wird direkt nach dem Aufstehen um 6 Uhr die Temperatur gemessen und aufgeschrieben. Ablesen kann Paul Grebarsche diese vom Display seiner Wetterstation, ein entsprechender Außensensor und Regenmesser stehen im Garten vor der Haustür. Eine weitere Station befinden sich draußen auf dem Feld. Diese könne er allerdings auch von zu Hause ablesen.
Lückenlose Aufzeichnungen
Festgehalten werden die Werte in kleinen Taschenkalendern, sodass sich alles genau nachverfolgen lässt. Ist er einmal im Urlaub gewesen, hat seine Tochter die Dokumentation übernommen, sodass diese von 1976 bis heute lückenlos ist. „Ich bin kein Computerfreund. Ich mache das jeden Tag schriftlich“, sagt der Eickendorfer. Weitere Temperaturmessungen nimmt Grebarsche gegen Mittag und Abend vor. Gibt es irgendwelche Extreme und Besonderheiten, beispielsweise ein nächtliches Gewitter, Sturm, eine große Hitze oder friert es stark, wird dies ebenfalls notiert. Dazu werden die Niederschläge des Tages aufgeschrieben.
Zwar besitzt die Wetterstation einen Regenmesser, zwei zusätzliche Regenmesser stehen aber dennoch im Vorgarten. Diese stimmen aber meistens in ihren Werten überein. „Die Technik ist da schon sehr weit“, so Grebarsche. In einer separaten Tabelle werden die monatlichen Niederschläge außerdem festgehalten. Daraus lässt sich wiederum ein Gesamtwert für das jeweilige Jahr ausrechnen. Für Eickendorf ist es „ein nasses Jahr“. Es habe bereits ähnlich viel geregnet wie im kompletten letzten Jahr.
Vom Beruf zum Hobby
Zu seinem langjährigem Hobby ist Paul Grebarsche durch seinen Beruf gekommen. 1953 hat er Landwirt in Eickendorf bei der ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) im Kreis Schönebeck gelernt. Von 1959 bis 1962 bildete sich Paul Grebarsche in der Fachschule weiter, ehe er von 1968 bis 1970 zur Hochschule ging und diese mit dem Diplom abschloss hat. Zwischendurch kehrte er immer wieder in den gleichen Betrieb zurück. Erst 1980 zog es ihn in den Nachbarort Biere zur Produktionsgenossenschaft. Dort hat Grebarsche als Produktionsleiter gearbeitet und war zudem im Vorstand der LPG tätig, bis er 2003 schließlich in Rente ging.
„Dadurch bin ich zum Wetter gekommen“, erinnert er sich. Man habe noch viel mehr mit der Hand arbeiten müssen. Es dauerte länger und man war noch abhängiger vom Wetter. Beispielsweise wurde mit der Sichel geerntet und die zusammengebundenen Garben wurden aufgestellt. „Als Landwirt musste man ja immer wissen, wie das Wetter wird, damit man die Ernte trocken halten kann“, blickt Grebarsche zurück. Außerdem arbeiteten damals viele Helfer in den Betrieben, da musste man das Wetter kennen, um die Arbeit zu planen. Rund 6000 Hektar bewirtschafteten die Landwirte in der Hochzeit.
Die gesammelten Wetterdaten übermittel Paul Grebarsche als einer der Wetterbeobachter im Salzlandkreis regelmäßig an Thoralf Winkler, der für jeden Monat einen Wetterrückblick erstellt und in der Volksstimme veröffentlicht. Dabei gebe Grebarsche auch Hinweise und Auffälligkeiten an, was man mit in den Artikel aufnehmen könne.
Eine Vorschau von 1700
Entsprechende Literatur zum Thema Wetter besitzt Paul Grebarsche selbstverständlich auch. Dazu gehört unter anderem der „Hundertjährige Kalender“, in dem der Abt Mauritius Knauer im 17. Jahrhundert Wettervorhersagen zusammengestellt hat. Knauer stütze sich dabei auf klassische astrologische Vorstellungen. Im Buch abgebildet ist eine Planetentabelle. Momentan befinden wir uns im Jupiterjahr. „Die Vorschau stimmt allerdings oft nicht mit dem aktuellen Wetter überein. Ab und zu mal. Das ist eher eine Richtlinie“, erklärt Grebarsche.
Einige Wetterregeln finden sich zudem in dem Werk. Für den Oktober heißt es zum Beispiel: „Wenn der Zugvogel im Oktober zeitig geht, naher Winter vor der Türe steht“ oder „Bringt der Oktober viel Frost und Wind, so sind der Januar und Februar sehr lind.“ Es bleibt abzuwarten, ob diese tatsächlich eintreffen.
Wetterberichte hört Paul Grebarsche aber trotzt eigener Wetterstation. Schließlich begrenzt sich diese auf Eickendorf. Die Berichte und Vorhersagen verfolgt er regelmäßig im Radio und abends in den Nachrichten.
Wer selber einmal das Wetter bei sich im Ort aufzeichnen möchte, braucht keine eigene Wetterstation. Ein Thermometer und ein Regenmesser reichen aus, um Temperatur und Niederschlag zu messen. Ganz einfach geht es natürlich auch: „Man muss bloß in den Himmel gucken, das reicht im Prinzip auch schon, um das Wetter zu beobachten“, erzählt Grebarsche.