Evelyn Küchenhoff hofft auf Unterstützung von Polizei und Stadtverwaltung Anwohner ärgern sich über rasende Autofahrer in der Spielstraße Heideweg
Die Anwohner des Heidewegs sind sauer: Ein Teil ihrer Straße ist verkehrsberuhigte Zone. Ein Spielstraßen-Schild weist darauf hin. Doch kaum ein Autofahrer hält sich daran.
Wolmirstedt l Evelyn Küchenhoff vermisst ihren rot-weißen Kater. Auf den Namen "Findus" hatte die Anwohnerin des Heidewegs ihn getauft, in diesem Jahr wäre er vier Jahre alt geworden. Doch "Findus" ist seit Mitte Februar tot. Angefahren von einem Auto, an den Folgen des Unfalls drei Tage später gestorben. "In meinen Armen", fügt die Wolmirstedterin seufzend hinzu.
Damit dies nicht noch einmal passiert, setzt sich die 48-Jährige nun für gemäßigteres Fahren im Heideweg ein. "Hier ist eine Spielstraße", betont Küchenhoff, die seit 1999 im Heideweg wohnt. Nach Vorschrift dürfen Autofahrer dort nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren. "Daran hält sich nur kaum jemand", betont die Anwohnerin wütend.
"Auf die Schilder für die Spielstraße achtet kaum jemand."
Gudrun Kaps, Anwohnerin
"Bei sechs Kilometern pro Stunde könnte ein Fußgänger mit schnellen Schritten nebenher laufen", erklärt sie. "Als Physiklehrerin weiß ich das", fügt sie hinzu. Stattdessen werde im Heideweg gerast - teilweise mit deutlich mehr als 30 Kilometern pro Stunde, ärgert sich auch ihr Sohn Marcus. Der 19-Jährige hat selbst einen Führerschein - an die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Spielstraße halte er sich, versichert er.
Mit ihrer Meinung steht Familie Küchenhoff nicht allein da. "Auf die Verkehrsschilder für die Spielstraße achtet kaum jemand", sagt Gudrun Kaps, ebenfalls Anwohnerin im Heideweg. Sie habe auch schon versucht, Autofahrer auf die verkehrsberuhigte Zone aufmerksam zu machen - allerdings ohne Erfolg. "Meist geben sie dann erst recht Gas", ärgert sie sich.
Auf Ignoranz stößt auch Evelyn Küchenhoff. Erst kürzlich habe ein Fahrer zu ihr gesagt, dass es egal wäre, wie schnell er im Heideweg fährt, die Katze sterbe so oder so. Eine Denkweise, die die Lehrerin nicht versteht. "Beim nächsten Mal ist es keine Katze, sondern ein Kind", sagt sie kopfschüttelnd.
Die Enkel von Gudrun Kaps dürften deshalb erst gar nicht auf der Straße spielen, wenn sie zu Besuch sind - trotz verkehrsberuhigter Zone. "Da hätte ich nur Angst um sie", betont sie.
Unfälle seien in letzter Zeit zwar nicht passiert, sagt Holger Müller, ebenfalls Anwohner im Heideweg. "Aber erst kürzlich hat mal wieder nicht viel gefehlt", erinnert sich der 44-Jährige. Denn neben der zu hohen Geschwindigkeit würden viele Fahrer die Vorfahrtsregeln für Spielstraßen nicht kennen, erklärt Laura Recklies (18). Für Fahrer, die aus einer verkehrsberuhigten Zone kommen, gilt nämlich kein rechts vor links, sondern immer nur: Vorfahrt gewähren.
Deshalb hofft Küchenhoff nun auf Unterstützung von Seiten der Stadtverwaltung und Polizei. Schon jetzt gibt es im Heideweg, meist am Anfang und Ende der Schnittstraßen "Straßenhuckel", sogenannte Schikanen, an denen die Fahrer abbremsen müssen. "Die bringen aber nicht viel", meint Evelyn Küchenhoff. Sie wünsche sich deshalb zusätzliche Verkehrsinseln, damit die Fahrer gar nicht erst beschleunigen können.
"Wir haben im Heideweg schon mehrfach gemessen."
Joachim Albrecht, Polizeisprecher
Möglicherweise würde auch schon das Errichten von Spielstraßenschildern "als Erinnerung" an jeder Stichstraße etwas bewirken. In einigen Städten werde auch die zulässige Höchstgeschwindigkeit groß auf die Straße gedruckt. "Auf jeden Fall sollte die Polizei zur Abschreckung hier mehr kontrollieren."
Das Problem um die rasenden Autofahrer in der Spielstraße ist der Polizei bekannt. "Wir haben im Heideweg schon häufig gemessen", sagt Joachim Albrecht, Polizeisprecher. Mehrere Fahrzeughalter seien zur Verantwortung gezogen worden. "Herausragende Werte sind aber nicht dabei gewesen." Für den Hinweis sei die Polizei trotzdem dankbar. Die Anwohner könnten künftig mit vermehrten Kontrollen rechnen, sicherte der Polizeisprecher zu.
Die Stadtverwaltung war für eine Stellungnahme gestern nicht bereit, sie hat diese für nächste Woche angekündigt.
Derweil hat Evelyn Küchenhoff seit Dienstag einen neuen Kater, damit ihre Katze "Trixi" nicht mehr allein ist. "Jerry" ist fast ein Jahr alt - und "ein ganz verschmuster". Nach draußen darf "Jerry" aber noch nicht. Die Angst, dass sich das Schicksal von "Findus" wiederholt, wird sie wohl nie los.