Das "Landambulatorium Börde" eröffnet weitere Praxisfiliale in Hohenwarsleben Ärzte gehen weite Wege übers Bördeland
Feste Öffnungszeiten und wechselnde Ärzte. Neue Wege in der medizinischen Versorgung auf dem Lande geht das "Landambulatorium Börde". In Hohenwarsleben öffnete das Ambulatorium seine fünfte Außenstelle.
Hohenwarsleben l Mit dem Konzept rotierender Fachärzte will das Ärzte-Ehepaar Gunhild und Sebastian Brunner die Ärztenot auf dem Lande therapieren. Das Problem: Vielen Landpraxen fehlen die Nachfolger. Einen Ausweg aus der Misere bietet das Landambulatorium Börde (Hauptsitz ist das Ärztehaus in Groß Ammensleben) mit einem Netz von inzwischen fünf Außenstellen an.
Der vertraute Dorfdoktor ist nicht mehr ständig zu sprechen
Das Prinzip erläutern die Beispiele aus der Hohen Börde: Nordgermersleben und Hohenwarsleben. In Nordgermersleben gab Ende 2011 der "Dorfdoktor" seine Praxis auf, ging in Ruhestand. Das Landambulatorium übernahm die Praxis und besetzt die Sprechstunden an allen Werktagen. Allgemeinmediziner und Fachärzte halten hier Sprechstunde.
In Hohenwarsleben gab es seit Jahren keine Arztpraxis mehr. Das Landambulatorium verhandelte mit der Gemeinde Hohe Börde. Die Gemeinde ließ das Erdgeschoss des Dorfgemeinschaftshauses entsprechend den Bedürfnissen einer Arztpraxis renovieren und schloss mit dem Landambulatorium einen Mietvertrag ab. Die bisherigen Nutzer des Dorfgemeinschaftshauses zogen in das Obergeschoss um.
Kurz vor Ostern war Eröffnung. Die derzeit zwölf Ärzte sind beim Landambulatorium für eine festgelegte Wochenstundenzahl angestellt. "Einige Ärzte möchten nicht in Vollzeit in einer eigenen Praxis arbeiten. Wir bieten eine Alternative mit einer zeitlich befristeten Stelle, deren Umfang wir mit den Ärzten verhandeln", erklärte Gunhild Brunner in Hohenwarsleben. Mit ihrem Mann Sebastian Brunner ist sie für die ärztliche Leitung des Landambulatoriums zuständig. "Als medizinisches Versorgungszentrum im ländlichen Raum bieten wir eine fachübergreifende Versorgung in einer Hand an", betont Sebastian Brunner.
Neben Allgemeinmedizinern besetzen derzeit Fachärzte für Innere Medizin und für Dermatologie (Hautarzt) die Sprechstunden in den Außenstellen. Weitere Fachärzte sollen hinzukommen. Die bereits tätigen Ärzte verfügen über zusätzliche Qualifikationen wie Chirotherapie, Notfallmedizin und Rheumatologie. Außerdem bietet das Landambulatorium einen ambulanten Pflegedienst an, Ergotherapie und medizinische Fußpflege ergänzen das derzeitige Angebot.
In allen Außenstellen gibt es feste Öffnungszeiten. "Dabei ist festgelegt, wann welche Fachärzte und wann welcher Allgemeinmediziner seine Sprechstunde hält", erläuterte Sebastian Brunner. Zwar gibt es nicht mehr den vertrauten Dorfarzt, der immer da ist. Aber der Patient kann selbst entscheiden, wann er zu welchem Arzt gehen möchte. Er kennt den Besetzungsplan. Ist eine Behandlung dringend, muss er mit dem Arzt vorlieb nehmen, der gerade Sprechstunde hat.
Modell des Landambulatoriums soll landesweit einmalig sein
Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel steht wie der Ortschaftsrat Hohenwarsleben hinter dem "kleinen Experiment, auf das ganz Sachsen-Anhalt schaut, weil es einmalig ist. Das Sozialministerium hat uns gesagt, wir sollten dem Vorhaben einen roten Teppich ausrollen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, um Haltefaktoren für die immer älter werdende Bevölkerung auf dem Land zu schaffen". Seit Weihnachten liefen mit Unterstützung des damaligen Ortsbürgermeisters Wolf Graf von Westarp, des Ortschaftsrates und des Bauamtes der Gemeinde die Vorbereitungen für die Praxiseröffnung. In der ersten Woche (vor Ostern) war der Andrang auf dem roten Teppich an der Kirchstraße 4 (noch) verhalten. "Das muss sich erst einmal herumsprechen", ist sich Sebastian Brunner sicher.
Informationen im Internet: www.landambu.de