Lastwagenverkehr und rasende Autofahrer belasten Anwohner der Bahnhofstraße Auf neuer Straße gerät Ruhe unter die Räder
Noch ist die Straße zum Kieswerk Rothensee nicht übergeben worden, doch auf dem frisch ausgebauten Weg rauben zu schnelle Autofahrer und Lkw-Verkehr den Anwohnern die Ruhe. Wehren können sie sich dagegen kaum. Die Gemeinde kennt die Probleme, kann aber nicht so schnell handeln, wie gewünscht.
Barleben l Seit Lastwagen und Autos die neu gebaute Straße vom Kieswerk Rothensee nach Barleben benutzen können, ist es mit der Ruhe für die Anwohner vorbei. Auf dem Granitpflaster der Bahnhofstraße mit den groben Fugen entsteht beim darüber fahren so viel Lärm, dass Anwohner wie Kurt Plock ihre Gärten kaum noch als Rückzugsort benutzen. "In einer Stunde habe ich 100 Lastwagen gezählt, die hier vorbeikommen", berichtet der Rentner.
Seit 1936 wohnt er auf dem Grundstück an der alten Ladestraße, doch solch eine Belastung durch Lärm hat er noch nie wahrgenommen. Mit Blick auf die angrenzenden Bahnstrecke Haldensleben-Magdeburg sagt er: "An den Zugverkehr habe ich mich gewöhnt. So sehr, dass ich nachts wach werde, wenn einer ausfällt. Aber der Lärm der Lastwagen ist extrem." Eine Einschätzung, die auch Anwohner Holger Grahn teilt. "Lastwagenfahrer nutzen die neue Straße, um Staus auf der Autobahn 2 zu umfahren oder Autofahrer kürzen ihre Arbeitswege ab", erklärt er. Viele Mitarbeiter von Betrieben und Speditionen im Magdeburger Stadtteil Rothensee nutzen die Strecke. "Schon kurz nach fünf Uhr geht es morgens mit dem Verkehr los und erst gegen acht Uhr abends kehrt endlich Ruhe ein", hat Grahn beobachtet.
Eine Sorge teilen die Anwohner besonders: Noch ist der neue Weg nicht in Navigationsgeräten verzeichnet, doch mit den nächsten Software-Updates der Hersteller könnte sich das ändern. "Dann würde die Straße bei Stau auf der A2 zu einer Umgehungsstrecke für alle Lkw- und Autofahrer", befürchtet Grahn. Der Zustand der Straße ist gut. Das sauber gelegte Granit-Pflaster reicht von der Kreuzung am Bahnübergang nach Wolmirstedt bis zur alten Kirchstraße. Dort schließt sich ein Bahnübergang und eine tiefe Senke an, die zum Kieswerkzubringer führt. Wer von Rothensee kommt und zu schnell ist, gerät mit seinem Fahrzeug über eine Art Sprungschanze nach Barleben hinein. Das belastet die Anwohner zusätzlich.
Die Gemeinde hatte zwar Schilder aufstellen lassen, die im Wohngebiet nur 30, auf der Kieswerkstraße nur 70 Kilometer pro Stunde erlauben. "Doch daran halten sich viele nicht", erklärt Anwohner Plock. Das Problem mit der Schanze ist im Barleber Ortschaftsrat bekannt. Auf der vergangenen Sitzung äußerte sich dazu Jens Sonnabend, Leiter des Bauamtes in Barleben. "Der Moloch Bahn macht es uns unmöglich, schnell etwas zu unternehmen", erklärte er. Senke und Bahnübergang liegen im Zuständigkeitsbereich der Deutschen Bahn. An einer Lösung ist auch Gemeinderatsmitglied Edgar Appenrodt (Freie Wähler) interessiert. Er hatte sich am vergangenen Wochenende zu einem Vor-Ort Termin in die Straße begeben. "Der Lärm durch zu schnelles Fahren ist wirklich stark", bestätigte er die Beobachtungen der Anlieger. Eine mögliche Lösung skizzierte er ebenfalls, diese könnte jedoch nicht sehr schnell umgesetzt werden. "Zu erst müsste eine Verkehrsmessung vorgenommen werden, bei der erfasst wird, welche Art Fahrzeug zu welchem Zeitpunkt die Straße benutzt", erklärte Appenrodt. Ein Gerät, mit dem zu diesen Werten auch die Geschwindigkeit der Fahrzeuge festgehalten wird, gibt es in der Gemeinde. "Der Gemeinderat müsste außerdem ein Verkehrskonzept erstellen, mit dem auch der Straßenverkehr gebremst werden könnte, erklärte er. Das wäre im Sinne der Anlieger. Ralf Schudrowicz wohnt in der Nähe der Senke zur Kieswerkstraße. Er stellt sich folgende Lösung vor: "Es wäre schön, wenn man die Lastwagenfahrer zu einer Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde zwingen könnte", erklärte er. Vielleicht in dem man Blumenkübel oder Verkehrskissen installiert. Ralf Grahn hat eine pragmatischere Lösung im Sinn. "Vom Ausbau einiger Straßenbahnhaltestellen in Magdeburg kenne ich so ein Problem", sagte er. "Im Bereich der Haltestellen hat auch Granitpflaster gelegen und den Anwohnern den Schlaf geraubt. Nach massiven Beschwerden wurde einfach eine Schwarzdecke über die Pflastersteine gegossen und die Beschwerden haben abgenommen", weiß er.
Eines hat der Ortschaftsrat Barlebens schon auf der vergangenen Ratssitzung beschlossen: Weil die Bahnhofstraße aktuell drei Enden hat, soll der Teil der Bahnhofstraße von der alten Kirchstraße zum Bahnhof Barleben künftig "Zum Adamsee" heißen.