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Bauernpaten Burgstall: Wo Kälber in die Schule gehen

Sie hatten unendlich viele Fragen, die Kinder, die den Kuhstall von Angela Bradatsch in Burgstall besuchten. Die Landwirtin und ihr Team hatte die Antworten.

Von vs 17.07.2023, 14:41
Die Kälbchen ließen sich nach anfänglicher Zurückhaltung  auch streicheln.
Die Kälbchen ließen sich nach anfänglicher Zurückhaltung auch streicheln. Foto: Barbara Ilse

Burgstall - Warum haben die auf der Hüfte so Höcker? Wie alt sind die hier? Wie heißt die denn? Die Kinder hatten viele Fragen an Angela Bradatsch, die in Burgstall 320 Kühe im Stall stehen hat und 1.000 Hektar Ackerland mit ihren 17 Mitarbeitern bewirtschaftet.

19 Kinder der 3. Klasse aus der Grundschule Burgstall kamen mit ihrer Lehrerin Claudia-Cassandra Schreiber und dem pädagogischen Mitarbeiter Konrad Buschendorf zu Besuch. Die Jungen und Mädchen bekamen von der Landwirtin eine Einführung in die Milchviehhaltung.

Dass sie bei den Tieren leise sein sollten, beachteten die jungen Besucher gern. Sie kamen zu den Kälbchen, die gerade von Sylvia Weßling gefüttert wurden.

Nach neun Monaten und neun Tagen Tragzeit kommen die Kälbchen zur Welt.

Landwirtin Angela Bradatsch

Angela Bradatsch erklärt: „Nach neun Monaten und neun Tagen Tragzeit kommen die Kälbchen zur Welt, werden dann von der Mutter getrennt und kommen einzeln in diese Kälberiglus. Ab dem fünften Lebenstag bekommen sie zur Milch schon mal sowas wie Körnermüsli.“ Die meisten Dorfkinder nickten verständig, als die Landwirtin erklärte, dass die Kühe die wertvolle Milch erst geben, wenn sie ein Kälbchen bekommen haben. Die etwas größeren Kälbchen konnten gestreichelt werden. Der Kälberstall ist quasi der Kindergarten. Hier warteten die Jungs und Mädchen geduldig und ruhig mit ausgestreckter Hand, bis die bis zu sechs Wochen alten Kälbchen näherkamen.

Das Futter wächst zum größten Teil auf den eigenen Feldern

Hier konnten die Kinder auch das Futter begutachten: Grassilage, Maissilage, Stroh, Mineralfutter und Heu. Das meiste davon wächst auf den Feldern des Betriebes. Mit einem halben Jahr, so Angela Bradatsch, gingen die Kälber für ein halbes Jahr zur „Schule“ in einen Stall nach Sandbeiendorf. Die Bullenkälber würden zur Mast an andere Betriebe verkauft. Die einjährigen Kühe stehen dann wieder hier in großen Gruppen zusammen, werden besamt und wenn sie tragend sind, in den Abkalbestall aussortiert. Dort haben sie viel Platz, können sich gut bewegen oder auch rausgehen.

Finn und Chris (von links) hatten viele Fragen zur Milchkühlung an  Landwirtin Angela Bradatsch
Finn und Chris (von links) hatten viele Fragen zur Milchkühlung an Landwirtin Angela Bradatsch
Foto: Barbara Ilse

Zum großen Glück für die jungen Besucher war, dass gerade der Tierarzt Martin Ziegler im Stall unterwegs war. Interessiert schauten sie zu, wie der Arzt die jammernde aber trotzdem widerspenstige Kuh abhorchte, Fieber maß, anschließend Lungenentzündung diagnostizierte und Antibiotika verordnete.

Mit 14 Jahren 91.000 Liter Milch und 12 Kälber

Landwirtin Angela Bradatsch stellte den Kindern stolz Kuh Nummer 271 vor: „Sie ist mit 14 Jahren unsere älteste Kuh, hat bisher 91000 Liter Milch gegeben und zwölf Kälber gehabt.“

Jungkühe würden im ersten Jahr etwa 9000 bis 10000 Liter Milch pro Jahr, bis zu 60 Liter pro Tag geben. Dafür brauchen sie täglich 25 Kilogramm Futter und bis zu 200 Liter Wasser.

Melkerin Heike Schinköth zeigte den Kindern wie gemolken wird. Kerstin Engelhardt ließ sie am Computer alle Daten einer Kuh verfolgen. Hier war zu lesen, dass Kuh Nummer 7 am 3. September 2020 geboren ist oder dass Kuh Nummer 411 gerade mit 61 Litern die Spitzenkuh ist.

Gemeinschaftsprojekt „Bauernpaten“

Der Tag für die Grundschüler lief über das Projekt „Bauernpaten“. Hierbei haben sich Landwirte, AOK und in diesem Fall der Bauernverband „Börde“ dem Ziel verschrieben, Kindern die Bedeutung der Landwirtschaft und regionaler Lebensmittel näher zu bringen. Bei diesem Projekt wird ihnen der Bezug zu regionalen und saisonalen Lebensmitteln vermittelt. Ziel ist es, Kinder an das Thema gesunde Ernährung heranzuführen. Nach dem Motto „Landwirtschaft lernen und begreifen“ zeigen Landfrauen oder Landwirte für einen Tag ihren landwirtschaftlichen Betrieb. Für viele Kinder ist es der erste Besuch auf einem Bauernhof. Sie erfahren, was auf einem landwirtschaftlichen Hof passiert – und sie lernen wieviel Arbeit, Sorgfalt und Mühe es macht, landwirtschaftliche Erzeugnisse herzustellen.