Vermessung Dolle ist Teil der größten Vermessungsaktion in der Geschichte Deutschlands
Es ist die größte Vermessungskampagne der Bundesrepublik. 35 Teams von Fachleuten haben auch in Dolle die vermessungstechnischen Grundlagen für Deutschland neu bestimmt.
Dolle - In den vergangenen sieben Tagen waren insgesamt acht Teams des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation an den 43 Messpunkten in Sachsen-Anhalt im Einsatz. Innerhalb von 24 Stunden wurde von diesen Punkten mit Unterstützung von Satelliten das im Jahr 2008 in Deutschland geschaffene hochgenaue Grundlagennetz überprüft und aktualisiert.
Messungen am Tag und in der Nacht
„Es ist die größte Vermessungskampagne in der Geschichte Deutschlands“, erklärt Heiko Sievers, Dezernatsleiter im Landesamt für Vermessung und Geoinformation. Alle Bundesländer hätten sich im gleichen Zeitraum mit ihren Teams an den bundesweit 250 Messpunkten beteiligt. Die hochmodern ausgerüsteten Vermessungstrupps der Länder und des Bundes haben dabei die exakte Position und Höhe der Messpunkte millimetergenau bestimmt. Die Messungen vor Ort dauerten jeweils 24 Stunden.
In Dolle befindet sich einer von insgesamt 43 sogenannten Geodätischen Grundnetzpunkten des Landes Sachsen-Anhalts, die von Fachleuten des Landesamtes mit hochpräzisen Messinstrumenten sowohl am Tage als auch in der Nacht überprüft und neu vermessen wurden.
Dabei hatten 76 Satelliten aktiv die Aufzeichnungen des Messtrupps unterstützt. Nach Angaben von Heiko Sievers würden nicht nur das bekannte amerikanische GPS-Navigationssystem, sondern auch das europäische Galileo und das russische Glonass-System zur Messung genutzt.
„Die am Ende der Kampagne in ganz Deutschland gesammelten 18 Millionen Datensätze werden in zwei großen voneinander getrennten Rechenzentren ausgewertet“, so Heiko Sievers. Nach einigen Monaten würden dann die Ergebnisse zur Überprüfung übereinander gelegt. Mit einem endgültigen Ergebnis rechne der Dezernatsleiter in etwa einem Jahr.
Die dann erhaltenen Daten seien nach Meinung der Experten für viele Bereiche von großem Nutzen. So würden die hochgenauen Vermessungen Grundlage für den Hochwasserschutz oder die weitere Forschung im Bereich des Klimawandels sein. Wissenschaftler könnten an Hand der Resultate nicht nur die Erdbewegungen in den Alpen oder an den Küsten nachweisen. Auch Oberflächendeformationen durch menschliche Eingriffe wie beim Straßen- und Wasserbau sowie beim Bergbau könnten ausgewertet werden. Ob und wohin sich das Land bewegt, könnte dann geklärt werden.
Daten nützen auch den Landwirten
„Ganz praktisch kommen die gesammelten Daten beispielsweise den Landwirten zu Gute“, erklärt Heiko Sievers. „Der Enkel, der den Familienbetrieb in vielen Jahren einmal übernimmt, kann sich sicher sein, bis auf zwei Zentimeter genau das Feld zu bestellen, das sein Großvater schon beackert hat.“
„Es ist auch eine Grundlage für das zukünftige autonome Fahren“, sagt Sachsen-Anhalts Minister für Landesentwicklung und Verkehr, Thomas Webel, bei seinem Arbeitsbesuch am Messpunkt bei Dolle. Auch wenn dieses Thema zu diesem Zeitpunkt hier noch keine große Rolle spiele. Es werde aber eine solche außergewöhnliche Vermessungskampagne innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht geben.
Wie der Präsident des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation erklärte, würden die Mitarbeiter freiwillig an dieser Kampagne arbeiten. „Im Vorfeld hatten sich schließlich viel mehr Fachleute im Landesamt gefunden, als für die Vermessungsaktion benötigt wurden“, so Jörg Spanier. Für 24 Stunden seien in Sachsen-Anhalt innerhalb der vergangenen sieben Tage die Vermessungsteams mit ihrer hochmodernen Technik beispielsweise an Messpunkten auf dem Brocken, in Bad Lauchstädt im Saalekreis, Dequede im Altmarkkreis oder in Leitzkau im Jerichower Land im Einsatz gewesen.
Und eben auch am Messpunkt an einem Kornfeld am Rand der Ortschaft Dolle in der Verbandsgemeinde Elbe-Heide.