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Umfrage auf dem Wolmirstedter Wochenmarkt EHEC verändert Einkaufszettel

Von Mike Fleske 04.06.2011, 06:30

In diesen Wochen beherrschen die Meldungen über das EHEC-Bakterium die Schlagzeilen. Aber wie sehr lassen sich die Verbraucher von den Meldungen der vergangenen Tage bei ihrem Einkauf beeinflussen? Stimmen vom Wochenmarkt in Wolmirstedt.

Wolmirstedt. "Wir fragen, ob das Gemüse aus der Region kommt", sagten Christel und Heinz-Ulrich Bethke. Allerdings kaufen sie dennoch nicht so ein, wie sie es üblicherweise tun. "Gurken meiden wir." Stattdessen werden am Wochenende Kohlrabi und Spargel auf den Tisch kommen. "Das Gemüse können wir kochen, und dann besteht keine Gefahr", ist sich das Ehepaar sicher.

"Ichhalte das alles für Quatsch", meinte Jürgen Bayer aus Magdeburg. Es solle erst mal geklärt werden, woher der Erreger stammt, bevor Schuldzuweisungen gegen bestimmte Erzeuger erhoben werden. "Sonst ruiniert man die Bauern", wurde der Magdeburger deutlich.

Wochenmarktkundin Helga Gryczan ist hingegen vorsichtiger geworden. "Ich wasche das Gemüse gründlich, bevor ich es verarbeite." Auch achte sie verstärkt auf die Hygiene bei der Zubereitung von Lebensmitteln. "Ich wasche mir häufiger die Hände."

Einegewisse Zurückhaltung der Kunden gegenüber bestimmten Gemüsesorten hat auch Gerhard Blume bemerkt, der gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth Rita einen Gemüsestand auf dem Wochenmarkt betreibt.

"Die Leute fragen schon mehr nach." Allerdings sei ein Teil des angebotenen Gemüses aus eigenem Anbau. Viele Kunden, die dies wüssten, trauten sich deshalb doch zum derzeit verschmähten Gemüse zu greifen.

So wie Doris Nummert aus Dolle. Sie hat unter anderem ganz bewusst Gurken verlangt - und bekommen. "Ich kaufe die schon seit Jahren auf dem Wochenmarkt und weiß, woher sie sind", sagt sie.

Allerdings bleibt Nummert an diesem Vormittag die Ausnahme. Die meisten Kunden steigen auf andere Gemüsesorten um. "Wir haben in gewisser Weise Glück, dass sich die Warnung nur auf Tomaten, Gurken und Salat beschränkt", meint Blume. Schlimmer wäre es, wenn das ganze Sortiment in Verruf geraten wäre.

Noch etwas hat Blume beobachtet. "Die bewusst einkaufenden Kunden sind gar nicht so stark schockiert." Diejenigen, die sich bislang nicht so große Gedanken über die Herkunft ihrer Lebensmittel gemacht hätten, würden derzeit mehr Fragen stellen. Im Moment verzichteten die Kunden nicht auf den Gemüseverzehr. "Ich habe Spargel gekauft", meint Margarethe Faber. Aber im Moment sei es schon komisch, da eine Unsicherheit vorhanden sei.

Im Gesundheitsministerium verweist man auf die Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung. Demnach sollten Tomaten, Salatgurken und Blattsalate nicht roh verzehrt werden. Auch die Beachtung von Hygienemaßnahmen sei unbedingt notwendig. Mittlerweile gibt es 27 Erkrankungen in Sachsen-Anhalt, von denen vier schwer sind. Eine Entwarnung könne derzeit nicht gegeben werden.

Dennoch herrschte gestern ein reger Betrieb auf dem Wolmirstedter Markt. Die Kunden lassen sich den Genuss von Gemüse nicht verleiden. "Wir müssen ja irgendwas essen", lacht ein Ehepaar, während es seine Einkaufstüten auf den Gepäckträgern der Fahrräder verstaut. So ähnlich sahen es wohl die Meisten, die an diesem Freitagvormittag zum Wochenendeinkauf unterwegs waren.