Erhard Jahn wohnt zeitweise in einem Denkmal / Gutensweger Kita zu Besuch Ein Haus erzählt Geschichte
Erhard Jahn ist der dritte Besitzer eines inzwischen denkmalgeschützten, 261Jahre alten Vierseitenhofes in Gutenswegen. Nach und nach hat der Wolmirstedter das Gebäude wieder hergerichtet.
Gutenswegen l Es gehört zu den ältesten noch so erhaltenen Häusern in Gutenswegen. Auf dem Vierseitenhof und dem darauf befindlichen Fachwerkgebäude in der Straße Im Winkel haben sich 261 Jahre Geschichte abgespielt. Heute steht das Haus unter Denkmalschutz. Seit Dezember 1979 ist es in Besitz von Erhard Jahn. Viel Liebe, Geld und Fleiß hat der Wolmirstedter in seinen Zweitwohnsitz gesteckt und das Gebäude nach und nach saniert.
Welche Besonderheiten er dabei beachten musste, war ihm nicht neu. Erhard Jahn ist Denkmalpfleger von Beruf. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Erhalt alter Gebäude. "Ganz wichtig dabei ist es, authentisch und der Würde des Hauses gemäß zu sanieren."
Das Gebäude sei stark heruntergekommen gewesen. Inzwischen erstrahlt es in neuem und doch urigem Glanz. Die Fenster wurden optisch passend erneuert, die Türen ersetzt und eine zweite hölzerne Treppe eingebaut. Alte Ofen sorgen in den kalten Monaten für mollige Wärme, einer der prachtvollen Heizkörper stammt laut Erhard Jahn sogar noch aus dem 18.Jahrhundert.
Auch zum Teil auf Müllkippen und bei der Auflösung anderer alter Häuser habe er viele alte Schätze gefunden, die in seinem Gutensweger "Ruhesitz" einen neuen Platz gefunden haben - beispielsweise terracottafarbene sechseckige Fliesen. "So etwas haben die Leute in den 70ern und 80ern zu Hauf weggeschmissen", sagt Erhard Jahn.
Der Vierseitenhof hatte vor Erhard Jahn erst zwei weitere Eigentümer. Erbaut wurde er im Jahr 1754 von Familie Schneidewind. Ihre Spuren lassen sich noch heute finden: Die Besitzer hatten ihre Namen in einen der Fachwerkbalken eingeritzt, vom Hof gut sichtbar. Später gehörte das Haus Familie Wesemann. Ein Bild des damaligen Hausherren hängt in einer der kleinen Schlafstuben in der zweiten Etage.
Gern empfängt Erhard Jahn Freunde und andere Besucher auf seinem Anwesen. Am Dienstag führte er auch Kinder der Gutensweger Tagesstätte "Villa Kunterbunt" herum. Er erklärte ihnen die Geschichte des Hauses und zeigte ihnen Alltagsgegenstände aus längst vergangenen Zeiten, darunter beispielsweise ein alter Waschkrug. "Es gab früher keine Wasserleitung und keinen funktionierenden Brunnen", informiert Erhard Jahn.
Das Gros der Sanierung ist längst geschafft, kleinere Arbeiten werde es auch in Zukunft geben, sagt der Denkmalpfleger. "Auf solch einem Hof wird man nie ganz fertig, aber mir macht es Spaß."