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Dreiwöchiges Wahrnehmungsprojekt gipfelt in einem Aktionstag für Wolmirstedter Kinder Fachschüler mit der Nase auf Sinnsuche

Von Claudia Labude 04.11.2011, 04:24

Die angehenden Erzieher von der Evangelischen Fachschule starten ihre Ausbildung mit allen Sinnen. Vom dreiwöchigen "Wahrnehmungsprojekt" profitieren jedoch nicht nur die Schüler selbst, sondern auch Wolmirstedter Kinder.

Wolmirstedt l Ob es wohl Kartoffelpuffer zum Mittagessen gab? Zumindest ließ das der Geruch in den Fluren der Evangelischen Fachschule gestern vermuten. Die Nasen der angehenden Erzieher, die zusammen mit Fachlehrer Jens Iwanowski in ihrem Klassenzimmer saßen, wurden dagegen nicht so gestreichelt.

Schließlich geht es in dieser und den kommenden zwei Wochen um Wahrnehmung. Und die ist manchmal bitter. Oder scharf. "Iiiih", ruft eine Schülerin, die von Jens Iwanowski gerade einen Löffel mit extrascharfem Senf in den Mund geschoben bekommen hat. Was sie da schmeckte, konnte sie nicht sehen. Die Augen waren zu, die Nase mit einer Wäscheklammer verschlossen. Das, was den jungen Frauen und Männern in diesen sogenannten Selbstwahrnehmungskursen vermittelt wird, soll sie inspirieren.

Gipfelt doch das Wahrnehmungsprojekt in einem Aktionstag, an dem Wolmirstedter Kinder die Fachschule besuchen und dort in verschiedenen Räumen von den Fachschülern darin gelehrt werden, ihre Sinne zu schärfen. "Imaginata piccola" wird diese Veranstaltung bezeichnet. In diesem Jahr sind die Diesterweg-Grundschüler am 18. November die Nutznießer. "Teile des Projektes sind aber auch noch am 19. November aufgebaut, wenn wir zum Tag der offenen Tür in die Fachschule laden", erklärt Grit Schillack. Sie ist als Fachlehrerin schon seit Jahren in das Wahrnehmungsprojekt eingebunden, das auf einer Idee von Dr. Gisela Krohn beruht.

"Die Schulung der Sinne ist grundlegend für die menschliche und besonders die kindliche Entwicklung", erklärt Pädagogin Schillack. Deshalb sei Wahrnehmung auch Ausbildungsgegenstand fast aller an der Fachschule gelehrten Fächer. "Und weil es diese Schnittmenge gibt, bündeln wir die Kenntnisse und vermitteln sie komplex im dreiwöchigen Wahrnehmungsprojekt."

Schüler müssen lernen, das Lernen selbst zu organisieren

Die ersten 14 Tage, die gerade laufen, sind dabei geprägt von Theorie und Selbsterfahrung. Die Fachschüler können sich im Raum der Stille in Fachbücher einlesen, Begrifflichkeiten klären und ihre Fragen dann mit den Lehrern besprechen. Denn das Wahrnehmungsprojekt soll zwar Spaß machen, fließt aber durch Klausuren auch in die Benotung mit ein.

Kinder beurteilen den Erfolg

Kommende Woche steht für die 52 Schüler dann ein Ausflug nach Wolfsburg auf dem Plan. Im "Phaeno" sollen sie Gelerntes vertiefen und sich einen Tag lang richtig ausprobieren. So wie die Grundschüler, die dann am 18. November einen ganzen Schultag in der Parkstraße verbringen.

"Ein weiterer positiver Aspekt des Projektes ist, dass wir den Schülern die Lernorganisation selbst überlassen", erzählt Grit Schillack. Elf Selbstwahrnehmungsangebote gibt es, mindestens sechs davon muss jeder Schüler besuchen. Und nicht jedes davon hinterlässt - aber nur im wahren Wortsinn - einen so bitteren Nachgeschmack wie die Kostprobe von Jens Iwanowski. Er gab seinen Schülern praktische Tipps mit auf den Weg, wie man die Experimente mit den Kindern umsetzen könnte.

Und diese kleinen Besucher werden dann auch am 18. November darüber befinden, wie gut die Erzieher in spe ihre gewonnenen Erfahrungen pädagogisch umsetzen und weitergeben.