Graf von Westarp führt Familie zusammen
Wolf Graf von Westarp, der in Hohenwarsleben lebt, stammt vom Adelsgeschlecht des Askanier ab. Jetzt organisiert er ein Familientreffen.
Hohenwarsleben l Anfang der 1990er-Jahre ist Wolf Graf von Westarp nach Hohenwarsleben gekommen. Der Name des Verlegers wurde schnell bekannt, nicht zuletzt weil er sich 14 Jahre als Bürgermeister des Bördedorfes engagierte und sich gemeinsam mit seiner damaligen Ehefrau auch für den Wiederaufbau der St. Benedikt-Kirche stark machte. Noch heute ist Wolf von Westarp im ehemaligen Hohenwarsleber Pfarrhaus, das 1665 erbaut wurde, zu Hause. Was nur die wenigsten wissen, ist, dass sich hinter dem Namen derer von Westarp eine äußerst interessante Familiengeschichte verbirgt.
Die Grafen von Westarp entstammen dem uralten Adelsgeschlecht der Askanier, das heute noch durch die herzögliche Familie von Anhalt mit wenigen Mitgliedern existiert. In direkter männlicher Linie lassen sich die Spuren der von Westarps bis in das elfte Jahrhundert zurückverfolgen, sind sogar urkundlich belegt. "Damit entstammen die Westarps einer Linie, die Deutschland und Europa über Jahrhunderte immer wieder beeinflusste und mitgestaltete", erklärt Wolf Graf von Westarp. Ein Beispiel dafür sei etwa Albrecht der Bär, der im Hohen Mittelalter maßgeblich für die Osterweiterung des heutigen Brandenburg und Berlin verantwortlich war. 300 Jahre später, so von Westarp weiter, haben die anhaltinischen und sächsischen Fürsten die Reformation politisch und im kirchlichen Sinne gefördert und durchgesetzt. Christian von Anhalt gründete im 17. Jahrhundert - mit dem Gedanken der Schaffung eines mitteldeutschen Wirtschaftszentrum von Böhmen bis zur Kurpfalz - die Politische Union der protestantischen Fürsten Mitteldeutschlands mit engen persönlichen Verbindungen nach England und nach Frankreich.
Eine nicht standesgemäße Heirat führt zur Trennung
Infolge einer nicht standesgemäßen Heirat und anschließende Erbstreitigkeiten während der napoleonischen Kriege kam es zur Trennung der Familie von Westarp vom Haus Anhalt. "Dabei wurden die Kinder des Erbprinzen Franz-Adolf von Anhalt-Bernburg, Hoym und Schaumburg mehrfach vom Erbe ausgeschlossen und anschließend in den gräflichen Stand degradiert. Dies war nur durch die damalige Auflösung des alten Reichtages und die damit verbundene Außer-Kraft-Setzung bestehenden Rechts möglich geworden", erzählt Wolf Graf von Westarp aus der Geschichte seiner Familie. Er weiß, dass aus zwei männlichen Nachkommen des Erbprinzen eine Familie entstand, die heute noch aus etwa 110 lebenden Mitgliedern besteht, die meist den Namen von Westarp tragen. Sie sind weltweit verstreut und heute unter anderem in Deutschland, den USA, Kanada, Mexiko, den Niederlanden, Frankreich, England, Belgien, Luxemburg und Brasilien anzutreffen.
Demzufolge wird auch das Familientreffen, das am kommenden Wochenende in Sachsen-Anhalt stattfindet, sehr international. "Vor zwei Jahren habe ich begonnen, die Idee von dem Familientreffen zu verbreiten", erinnert sich der Hohenwarsleber, der schon nach dem ersten Aufruf an seine Familienangehörigen viele Adressen aktualisieren konnte und auch neue hinzubekommen hat. Das Adelsverzeichnis hat ihm zwar geholfen, aber bei einigen Adressen erweist es sich bis heute schwierig, sie zu finden. Während, so Wolf von Westarp, die modernen Medien auch einiges bei der Vorbereitung des Familientages erleichtert haben, ist die Kommunikation mit Verwandten in einigen Ländern teilweise immer noch schwierig.
Dennoch ist es ihm gelungen, die Hälfte seiner Familienmitglieder aus vier Generationen zu bewegen, an die Orte ihrer Wurzeln zurückzukehren. Wie er sagt, erstmals seit rund 100 Jahren. "60 haben zugesagt, aber es ist schon eine aufregende Geschichte, zu sehen, wer sich noch zur Familie zugehörig fühlt und wer die Tradition noch weitertragen will", so Graf von Westarp. Die Jüngsten, die angemeldet sind, sind noch kein Jahr alt, die Älteste ist 96 Jahre alt. Besonders freut sich der Organisator, dass auch das Haus Anhalt mit mehreren Personen vertreten sein will.
Neben der Begegnung der Gäste in Magdeburg sind vom Freitag bis zum Sonntag ein geschichtlicher Vortrag über Anhalt in der Zeit der Familientrennung, die Gründung eines Familienverbandes sowie ein Ausflug zu den Schlössern in Bernburg und Ballenstedt geplant.