Ärztemangel In Wolmirstedt schließt die einzige Hautarztpraxis - ohne Nachfolger
Ab Juni wird es in Wolmirstedt keine Hautärztin mehr geben. Die letzte Praxis dieser Art schließt, Nachfolge ist nicht in Sicht. Doch auch bei anderen Arztgruppen klaffen Lücken.

Wolmirstedt - Kinder leiden unter Neurodermitis, Jugendliche wollen Akne in Schach halten, Senioren erkennen Lichtschäden und fürchten, an Hautkrebs zu erkranken, andere quält die Schuppenflechte. Hilfe können sie von der Hautärztin Dr. Martina Rinke erwarten, doch die Tage der Wolmirstedter Praxis sind gezählt. Am 31. Mai wird Martina Rinke die letzte Sprechstunde abhalten. Den Wolmirstedter Praxisbetrieb stellt sie nach 23 Jahren ein.
Zwei Jahre lang Nachfolger gesucht
Gern hätte sie die Praxis einem Nachfolger übergeben. „Zwei Jahre lang habe ich gesucht“, erzählt Dr. Martina Rinke. Doch niemand habe sich gefunden. Einmal war sie nahe dran. Doch dann hat die potenzielle Nachfolgerin ein Kind bekommen und den Gedanken an eine eigene Praxis zunächst verworfen. Dann folgte niemand mehr.
Der Hautärztin bereitet große Sorge, was aus den Patienten wird. Noch bis zum 17. Juni wird sie Rezepte und Befunde rausgeben, sodass sich die Patienten woanders hin orientieren können, beziehungsweise mit Medikamenten zunächst versorgt sind. Patienten, die langfristige Therapien brauchen, weiß sie in der Hautklinik gut betreut. Mehr kann sie nicht tun. Am 21. Juni wird die Praxis ausgeräumt.
Auch Haus- und Nervenärzte fehlen
Damit wird der Ärztemangel wieder ein Stück fortgeschrieben. Sobald die Hautärztin die Praxis schließt, klafft in Wolmirstedt eine weitere Lücke in der ärztlichen Versorgung. Neben der Hautärztin fehlen drei Hausärzte und ein Nervenarzt, um eine hundertprozentige Versorgung zu sichern.
Dabei wird Wolmirstedt nicht gesondert betrachtet, sondern gehört zusammen mit Wanzleben, sowie den Gemeinden Barleben, Hohe Börde, Niedere Börde und Sülzetal zur Region „Mittelbereich Magdeburg und Umland“ (Siehe Infokasten).
Diese Gebietsaufteilung bedeutet unter anderem auch, dass eine Praxis nicht zwingend in Wolmirstedt zugelassen werden muss, sondern an jedem anderen Ort der entsprechenden Region. Die nächste Hautarztpraxis für die Wolmirstedter könnte also auch in Barleben eröffnen.
Generell gilt: Je höher der Spezialisierungsgrad einer Arztgruppe, desto größer ist der Einzugsbereich der Praxis. Das geht soweit, dass Praxen von Kinder- und Jugendpsychiatern, Nuklearmedizinern und Rehabilitationsmedizinern in Wolmirstedt gar nicht zugelassen, sondern eher in großen Städten angesiedelt werden und von dort aus die Region mitversorgen. Im übrigen fehlen auch in den genannten drei Gruppen Fachärzte.
Ärztemangel landesweites Problem
Als größtes Problem sieht die Kassenärztliche Vereinigung (KV) die Nachbesetzung von Hausarztpraxen an. Es werde in ganz Sachsen-Anhalt immer schwieriger, Nachfolger zu finden. Darüber hinaus rücken auch zu wenig Augenärzte, Kinderärzte und Nervenärzte nach. Auch Hautärzte fehlen – wie in Wolmirstedt – überall.
Kassenärztliche Vereinigung konnte nicht helfen
Wie dringend Fachärzte benötigt werden, weiß Dr. Martina Rinke aus ihrer alltäglichen Arbeit. Sie hätte den Patienten gern ärztliche Hilfe vor Ort hinterlassen und viele Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung geführt. Die hat die Not erkannt und die Praxis als Sicherstellungspraxis ausgeschrieben. Ein Arzt könnte als Vertragsarzt die ärztliche Versorgung gewährleisten, müsste also das volle Risiko einer Praxisgründung nicht selbst eingehen. Eine Mindestumsatzgarantie sei ebenso möglich, wie attraktive Konditionen in der Anstellung, heißt es in der Ausschreibung. Doch bisher hat sich niemand darauf beworben. Ebenso ist die Idee eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) schon im Ansatz an fehlenden Hautärzten gescheitert.
Dr. Martina Rinke lebt in Magdeburg, blickt jedoch gern auf die Zeit in Wolmirstedt, die Patienten zurück. „Auch mit den niedergelassenen Ärzten war es ein tolles Arbeiten.“