Rote Nelken kennzeichnen Maifeier - Betriebsrat warnt vor Scheitern der Tarifverhandlungen Kalikumpel leben die Tradition des 1. Mai
Wolmirstedt. Hunderte Kaliwerker, Familienangehörige und ehemalige Kumpel treffen sich stets am 1. Mai an der Museumsscheune und feiern den Tag der Arbeit gemeinsam. Politik spielt hinter dem ungezwungenen Miteinander die zweite Geige. Dennoch warnt der Betriebsrat vor einem Scheitern der Tarifverhandlungen.
Hans-Joachim Benkenstein (66) und seine Frau Manuela (61) stecken sich jedes Jahr zum ersten Mai eine Nelke ins Knopfloch und spazieren vor die Museumsscheune. "Unsere Anwesenheit ist Tradition", sagt Hans-Joachim Benkenstein, "wir wollen damit sagen, wir sind noch da, und vor allem treffen wir uns hier gerne mit ehemaligen Kollegen und Freunden." So sieht das auch Bernd Sammet, der als Erkundungshauer im Zielitzer Kaliwerk beschäftigt ist. "Dieser Maifeiertag hat Tradition."
Besonders politisch ist die Maifeier der Kalileute nicht besetzt. Dennoch finden die Worte des Betriebsratsvorsitzenden Klaus Krüger Gehör. Denn derzeit stecken Gewerkschaften und Arbeitgeber mitten in den Tarifverhandlungen und die, so Klaus Krüger, "drohen zu platzen." Die Gewerkschaften halten das Arbeitgeberangebot für zu niedrig. "Wenn es dabei bleibt", so Klaus Krüger, "müssen unsere Kollegen ja den Eindruck bekommen, dass sie die Mehrkosten für die Großprojekte aus ihrer Tasche bezahlen sollen, nämlich durch einen niedrigeren Tarifabschluss."
Krüger warnt in Richtung Arbeitgeber K+S, solche Signale zu senden, "Schließlich lebt die gesamte Region vom Kali." Mit Großprojekt meint er das neue Kaliwerk in Kanada, dessen Bau teurer wird als geplant.
Der Betriebsratsvorsitzende richtete das Wort auch an die SPD-Bundestagsabgeordnete Waltraud Wolff, die sich zur Maifeier unter die Kaliwerker gemischt hat. "Bitte nehmen Sie mit nach Berlin, dass die Rente künftig wieder mit 65 Jahren möglich sein sollte", sagt Krüger, "und die Rentenzahlungen in einer Höhe ausfallen, von der man leben kann."
Jede Feier der Kalikumpel wird mit dem Steigerlied "Glück auf, der Steiger kommt" eröffnet und dieses Steigerlied ist natürlich auch der Auftakt der Maifeier. Die Blaskapelle aus Grasleben gibt die Melodie vor und alle Besucher in der Museumsscheune erheben sich für dieses Lied von den Plätzen und singen sieben Strophen.
Da die gesamte Veranstaltung vornehmlich dem geselligen Miteinander dient, gibt es eine deftige Versorgung vom Grill und Getränke. Für die vielen Kinder, die mit ihren Eltern und Großeltern gekommen sind, steht eine Hüpfburg bereit. Der Hort der Zielitzer Schule hat eine Mal- und Bastelstraße aufgebaut, die von den jüngsten Besuchern gern angenommen wird.