Landtagswahl 2021 Kristin Heiß tritt im Wahlkreis Wolmirstedt für die Linke an: Eine, die unbequeme Fragen liebt
Am 6. Juni wird ein neuer Landtag gewählt. In den nächsten Tagen stellt die Volksstimme die Kandidaten vor, die sich im Wahlkreis 08 - Wolmirstedt um ein Mandat bewerben. Heute: Kristin Heiß (Die Linke.)
Wolmirstedt - „Meine Mutter sagt immer: du kannst nicht die Welt retten.“ Kristin Heiß lacht, denn eigentlich möchte sie genau das. Vorerst muss sie sich jedoch darauf beschränken, im Landtag mitzuarbeiten, in drei Ausschüssen, mitunter als einzige Frau. „Es ist immer noch Feuer und Herzblut dabei, deshalb würde ich gern eine zweite Legislaturperiode mitmachen. Ich muss diesen Wahlkreis gewinnen.“
In ihren Augen blitzt Kampfeslust. Zum Wahlkreis gehören Wolmirstedt, Burg, das Jerichower Land und Genthin. Kristin Heiß ist oft unterwegs, findet Kontakt zu Bürgermeistern und Jugendclubs, will wissen, wo der Schuh drückt. Auch im Landtag und innerhalb ihrer Fraktion nimmt sie kein Blatt vor den Mund: „Ich bin fleißig und stelle gern unbequeme Fragen.“ Doch inmitten unzähliger Themen hat sie eines gefunden, das ihr besonders am Herzen liegt: Kristin Heiß möchte einen Hebammenfond einrichten.
Großer Bedarf an Hebammen
Es gibt nur noch wenige Hebammen, die freiberuflich unterwegs sind und eine Geburt begleiten, die Versicherungssummen sind immens. Doch gerade im ländlichen Raum gäbe es einen großen Bedarf, damit Frauen in Wohnortnähe entbinden können, sei es in einem Geburtshaus oder zu Hause, denn die Fahrt in die nächste Klinik sei mitunter sehr lang. Zwar werde der Hebammenberuf jetzt akademisiert, aber Kristin Heiß geht es um diejenigen, die schon da sind, die sich schnell für Freiberuflichkeit und Geburtshilfe entscheiden könnten.
Das Wahlprogramm der Linken bezieht sich stark auf die Corona-Situation und das ist gewollt. „Gerade durch die Corona-Pandemie sind die Schwachpunkte sehr deutlich geworden.“ Dazu zählen die Situation der Pflegekräfte, aber auch die Abhängigkeit von ausländischen Impfstoffherstellern. Kristin Heiß gefiele es besser, wenn insgesamt mehr vor Ort und regional produziert werde. „Ich habe Bauchschmerzen, wenn wir uns von Firmen im Ausland abhängig machen, wo wir die Arbeitsbedingungen nicht kennen.“
Schwere Arbeit besser bezahlen
Insgesamt möchte sie, dass Menschen, die körperlich und psychisch schwere Arbeit leisten, besser bezahlt werden. Hebel soll das Vergabegesetz sein, dass zugunsten von Firmen angewendet wird, die eine Tarifbindung haben.
Einer der Ausschüsse, in denen Kristin Heiß mitarbeitet, ist der Finanzausschuss. „Da sieht man genau, wo es brennt.“ Verbesserungsbedarf sieht sie beispielsweise bei der Verteilung der Kommunalfinanzen. Womöglich könne ein anderes Steuerkonzept dazu führen, dass Steuern ortsansässiger Firmen tatsächlich in der Kommune landen.
Eine Baustelle sei nach wie vor die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, wo nicht nur Hausärzte, sondern auch Fachärzte fehlen.
Bei der Versorgung mit schnellem Internet sei das Land noch nicht in der richtigen Bahn. „Es war ein Fehler, den Breitbandausbau in private Hände zu legen.“ Sie hätte sich eine solidarische Lösung im Sinne der Daseinsvorsorge gewünscht. „Es ist unfair, dass Kommunen das jetzt ausfechten müssen.“
Was, wenn die Politsoziologin nicht wieder in den Landtag gewählt wird? „Dann gehe ich erstmal zu Fuß nach Angermünde, zu meiner Oma.“