Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung will Demokratie stärken Künftige Erzieher arbeiten gegen Rechts
Die Ausstellung "Demokratie stärken - Rechtsextremismus bekämpfen" wurde am Montag in der Fachschule für Sozialpädagogik eröffnet. Die Ausstellung steht unter dem Dach der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Wolmirstedt l Der Zeitpunkt für die Ausstellung "Demokratie stärken - Rechtsextremismus bekämpfen" hat lange festgestanden. Dennoch hätte er nicht besser gewählt werden können, denn in Magdeburg hatte es am Sonnabend eine Meile der Demokratie, aber auch einen Naziaufmarsch gegeben. Damit war der aktuelle Anlass gegeben. "Die Menschen, die an unserer Schule zu Erziehern ausgebildet werden", sagte Schulleiterin Grit Schillak, "sind diejenigen, die später die Demokratie an junge Menschen vermitteln."
Eine Familie aus Burundi fühlte sich hier nie sicher
Bundestagsabgeordnete Waltraud Wolff (SPD) erzählte zur Ausstellungseröffnung von einem ganz persönlichen Erlebnis. "Ich habe Freunde, die aus Burundi gekommen sind und hier in Zielitz gelebt haben, deren Sohn hier geboren wurde", sagt sie, "sie hatten immer Angst." Der Mann ist inzwischen verstorben, Mutter und Sohn sind nach Magdeburg gezogen. "Auch da sind sie ihre Angst nicht losgeworden. Erst seitdem sie in Köln leben, fühlen sie sich gelöst und frei." Das sei für unsere Region eine beunruhigende Aussage.
Diese Geschichte passt offenbar auch mit der Statistik zusammen. "Sachsen-Anhalt hält einen traurigen Rekord", sagt Waltraud Wolff, "es gibt drei Straftaten mit rechstextremem Hintergrund auf 100000 Einwohner."
Wer einschreitet weiß nie, ob er alleine ist oder Hilfe bekommt.
Swen Pazina, Vorstand des Bodelschwingh-Hauses und Geschäftsführer der Fachschule, weiß, dass eine Menge Mut dazu gehört, sich gegen Rechts zu stellen. "Wer einschreitet weiß nie, bin ich jetzt alleine oder hilft mir jemand", sagt Pazina, "ich hoffe, dass die Ausstellung vermittelt, dass es viele gibt, die für Demokratie einstehen, dass niemand alleine ist."
Die ersten, die sich die 13 Tafeln der Ausstellung genauer anschauten, war die Schüler der Klasse, in der Menschen nebenberuflich zu Erziehern ausgebildet werden. Ulf Bieschewski ist einer von ihnen. Der 45-Jährige arbeitet im "Haus Eichengrund" bei Osterburg mit sozial- und deliktgefährdeten Jugendlichen. "Ich hatte mal einen Jugendlichen in der Einrichtung, der hat alle Klischees eines Neonazis erfüllt", erzählt er, "er hat rechtsextreme Musik gehört und das Gedankengut dieser Gruppe war für ihn ganz normal."
Ulf Bieschewski hat versucht zu reden, aber gemerkt, wie schwer es war, den 15-Jährigen von der Demokratie zu überzeugen. "Er kannte nichts anderes, er hat das rechte Gedankengut nicht hinterfragt, gehörte zur rechten Gruppe dazu." Um länger mit diesem Jugendlichen zu arbeiten, ihn aus der Gruppe zu lösen, dazu fehlte dem Betreuer die Zeit. Der Junge lebte nur kurze Zeit in dem Heim.
Für manche ist die Ausstellung die erste Begegnung mit dem Rechtsextremismus.
Für Romy Kassuhn, die im Bodelschwingh-Haus arbeitet und ebenfalls nebenberuflich die Erzieherausbildung absolviert, ist diese Ausstellung die erste Begegnung mit dem Rechtsextremismus.
Die künftigen Erzieher sollen den Sinn dieser Ausstellung an andere weitergeben. Deshalb erklärte Jana Zander, die bei der Friedrich-Ebert-Stiftung ein Freiwilliges Jahr im politischen Leben absolviert, die Ausstellung etwas genauer. Sie erklärte anhand der Tafeln, wo Rechtsextremismus beginnt. "Nämlich dort, wo Menschen ausgegrenzt werden, sei es wegen der Hautfarbe, weil sie behindert sind und manchmal, weil sie eine Frau sind." Die Ausstellung vermittelt aber auch Ideen, wie sich Einzelne oder Gruppen gegen Rechtsextreme wehren können.
Sinn des Projekts: Demokratie braucht Demokraten
Astrid Becker, Leiterin des Landesbüros der Friedrich-Ebert-Stiftung benannte den Sinn der Ausstellung mit Friedrich Eberts Worten: "Demokratie braucht Demokraten."