Heimatgeschichte „Mit wachen Augen durch den Ort gehen“
Seit dem 1. Januar 2014 führt Renate Schulze die Ortschronik von Meseberg. Trotz des erst kurzen Engagements weiß die ehemalige Kindergärtnerin jedoch einiges zum Ort und seiner Geschichte zu erzählen.
Meseberg. Für Renate Schulze ist der Job als Ortschronistin noch Neuland. Offiziell ist sie seit dem 1. Januar 2014 tätig und feierte somit vor Kurzem „Einjähriges“. Das Führen einer Ortschronik ist für die Mesebergerin aber bei weitem nichts Neues. Bereits ihr Schwiegervater, Walter Schulze, war in dem kleinen Dorf als Ortschronist tätig. Zudem interessiert sich Schulze, wie sie berichtet, für die deutsche Sprache und Historie.
Dass sie nun die wichtigen Ereignisse in Meseberg für die Nachwelt festhält, ist trotzdem eher einem Zufall geschuldet. Ihr Vorgänger, Eberhard Feilhaber, war nach Magdeburg verzogen und die Stelle des Ortschronisten war neu ausgeschrieben. „Mein Interesse war sofort geweckt. Eigentlich wollte ich diese Arbeit schon immer machen“, erinnert sich Renate Schulze. „Ein bisschen Zeit habe ich dann aber doch gebraucht, um mich zu ents che iden. Die Aufgabe macht zwar viel Spaß, doch ist auch mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden“, erzählt sie weiter.
Bei der Führung der Chronik versucht Schulze ihre Arbeit so perfekt wie möglich zu machen. Doch sie weiß auch: „Vollkommenheit gibt es nirgends, man kann sich nur bemühen.“
Chronik reicht vor die Zeit des 2. Weltkriegs zurück
Dass dieses Bemühen sich lohnt, zeigt sich vor allem jährlich am 1. Mai. Hier wird den Bürgern ein Einblick in die Chronik gewährt. Auch im vergangenen Jahr, herrschte an diesem Tag reges Treiben in dem Raum, in dem die Ortschronik lagert. Generationsübergreifend zeigten die Meseberger Interesse. „Die Jüngeren hatten in diesem Jahr die Möglichkeit, die Klassenbücher ihrer Großeltern zu begutachten“, berichtet Schulze.
Ansonsten ist die Chronik gut verwahrt. In einem Panzerschrank finden sich Aufzeichnungen, die bis zum Ursprung Mesebergs zurückgehen. Die Chronik selbst wurde bereits weit vor dem 2. Weltkrieg begonnen, einzelne Dokumenten finden sich auch von 1917. „Im Fortlauf der Chronik fehlen leider einige Jahre“, erzählt Schulze. „Der Ortschaftsrat hat mir hierbei allerdings bereits seine Hilfe versichert.“ Das Material dazu ist jedenfalls vorhanden, gut verwahrt in dem bereits erwähnten Panzerschrank.
Ortsleben in Meseberg sei sehr aktiv
Die Gemeinschaft und Zusammenarbeit im Dorf ist für Schulze, die seit mittlerweile 45 Jahren in Meseberg lebt, ohnehin das Wichtigste. „Der Zusammenhalt im Dorf macht das Leben hier erst lebenswert. Am schönsten ist es, wenn viele jeweils einen kleinen Beitrag zum Dorfleben leisten“, so die ehemalige Kindergärtnerin.
Das Ortsleben in Meseberg sei sehr aktiv, so dass die Themenfindung für sie kein Problem sei, erzählt Schulze. „Man muss nur mit offenen Augen durch den Ort gehen oder mit dem Fahrrad fahren, dann fliegen einem die Themen fast zu.“ Die Themenfindung ist die eine Sache, die Dokumentation in der Chronik dann der nächste Schritt. „Am liebsten sind mir dafür die Artikel der Volksstimme“, erzählt sie und zeigt auf die von ihr angefertigten Seiten. „Dazu schreibe ich dann immer möglichst objektiv etwas. Denn Emotionen oder persönliche Vorlieben haben in einer Ortschronik nichts verloren.“
Aufgaben der Ortschronistin sind vielfältig
Die Aufgaben der Ortschronistin sind vielfältig. „Während man schreibt, muss man schon öfter schmunzeln oder bei ernsten Themen auch mal tief Luft holen“, erklärt sie und ergänzt, angesprochen auf ihr bisherigen Höhepunkt: „Der kommt erst noch. Wir feiern in diesem Jahr 60 Jahre Karneval, dabei ist das ganze Dorf auf den Beinen, die Vorbereitungen laufen bereits.“
Zwischen all den Terminen ist es oft schwierig, den Überblick zu behalten und zu entscheiden, welche Termine Renate Schulze besucht: „Um alle Termine im Kopf zu behalten, mache ich mir kleine Zettel als Erinnerungsstütze. Sollte mir doch mal ein Termin entgehen tut es mir immer furchtbar leid“, zeigt Schulze, mit welchem Engagement sie bei der Sache ist.
Auch in diesem Jahr sind am 1. Mai Interessenten wieder dazu eingeladen, sich selbst einen Einblick in die Ortschronik zu verschaffen. Die Chronik befindet sich im Rat der Gemeinde, Winkel 1 in Meseberg.