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Fundbüro Schlüssel gehen in Wolmirstedt oft verloren

Das Fundbüro zieht Bilanz: Ganze Schlüsselbunde werden in Wolmirstedt nahezu regelmäßig verloren.

Von Christian Besecke 20.06.2020, 01:01

Wolmirstedt l Mit den Schlüsseln haben es die Bewohner von Wolmirstedt oder Besucher der Stadt nicht ganz so doll.  Das ist jedenfalls das Fazit, welches das Fundbüro zieht, das im Rathaus der Stadt zu finden ist. „Es ist schon erstaunlich, welche Fundstücke so bei uns abgegeben werden“, sagt Stadtmitarbeiter Konrad Kalkofen. Er sitzt im Empfangsbereich des Rathauses und ist auch für Annahme und Herausgabe von Funden zuständig. „Also Schlüssel haben wir wirklich viel im Fundus“, sagt er. Uncd weiter: „Erstaunlich ist auch die Qualität.“

So gibt es einfache Sicherheitsschlüssel, aber auch ganze Sammlungen von hochwertigen Stücken, die sicherlich eine ganze Stange Geld bei einer Neuanschaffung kosten. Das Gute an der Sache ist jedoch, dass es viele ehrliche Finder gibt, die sich sofort im Rathaus melden und die entsprechenden Sachen dort abgeben. Nur so ist es zu erklären, dass der Fundus derart angewachsen ist. „Wir sind schon die erste Adresse, wenn es um einen verlorenen Schlüssel geht“, sagt Kalkofen. „Es gibt immer wieder Leute, die Glück haben und bei uns das gesuchte Stück wiedererlangen.“

Auch Autoschlüssel landen schon einmal im Rathaus und der Personalausweis, Scheckkarte und Krankenkassenkarte sind ebenfalls nicht unbedingt seltene Fundstücke. „Gerade diese Dinge bei uns abzugeben, ist natürlich clever“, findet der Mitarbeiter. „Der Bürger, der seinen Ausweis verloren hat, kommt früher oder später ins Rathaus und sei es, um ein neues Dokument zu beantragen.“ Solche Fälle habe es schon gegeben. Da sei die Freude über die unverhoffte Kostenersparnis recht groß.

Fünf quasi „frisch gefundene“ Schlüssel und ein besonderes Stück mit einem auffälligen Anhänger präsentiert Konrad Kalkofen beim Termin mit der Volksstimme. „So etwas fällt ins Auge“, fügt er hinzu. „Ein Bund mit gleich vier Spezialschlüsseln ist ebenfalls sehr besonders, wenn man einmal den aufzubringenden Kostenaufwand betrachtet.“

Kalkofen hofft, dass sich Bürger melden, die die besonderen Schlüssel kennen oder wissen, wem sie zuzuordnen sind. „Wir helfen natürlich gern und zu den Öffnungszeiten des Rathauses ist der Empfang immer besetzt.“ Dorthin könne sich jeder Suchende vertrauensvoll wenden.

Die Dunkelziffer an verlorenen Schlüsseln in Wolmirstedt muss recht hoch sein. Es kommen im Jahresverlauf gut 60 Leute mit Hilfegesuchen ins Rathaus. Es kommt für die Mitarbeiter am Empfang dabei auch immer wieder zu ganz besonderen Begegnungen, an die sie sich noch lange zurückerinnern. Besonders herzerweichend war der Besuch eines zehnjährigen Mädchens. Dieses hatte ein mit Maikäfern verziertes Armband beim Spielen im Sandkasten gefunden und brachte es pflichtbewusst ins Fundbüro. Das gute Stück gefiel ihr persönlich ausnehmend gut, sie gab es dann aber doch ab.

Außerdem scheint der Euro in Wolmirstedt recht locker zu sitzen, denn Geldfunde sind gar nicht einmal so selten. Geldbörsen, in denen auch noch die Papiere stecken, lassen sich meist gut zuordnen. Ganze 450 Euro wurden 2015 von der Polizei im Fundbüro abgegeben, ein Bürger hatte sie den Beamten überreicht. Da sich niemand meldete, der die Summe vermisste, ging das Geld an den ehrlichen Finder über. Im Jahr 2018 waren es schon 535 Euro, die auch niemand vermisste. Jetzt gehören auch sie dem Finder.

Vorgeschrieben ist für sämtliche Fundstücke eine Aufbewahrungszeit von sechs Monaten. Ist diese abgelaufen, kommen die vorgemerkten Finder zum Zug oder die Funde werden versteigert. Bei 40 Fund-Fahrrädern in den vergangenen drei Jahren erscheint das auch logisch. Im Fundbüro kommen aber auch Kinderwagen, Schmuckstücke und eine erhebliche Anzahl von Handys an, sogar Deko-Stücke sind schon unter den Hammer gekommen. Die Verkaufserlöse fließen übrigens in die Stadtkasse. Eine Fundanzeige wird bei der Stadt in jedem Fall ausgefertigt. Da steht dann auch schon, etwas verklausuliert, der Finderlohn drin. Vereinfacht gesagt sind es acht Euro je 100 Euro Wert.