Weihnachtsmann und Herolde vereint
Mittelalter und Gegenwart vereint - der Wolmirstedter Weihnachtsmarkt hat dies möglich gemacht. Das neue inhaltliche Konzept kam bei den Besuchern gut an.
Wolmirstedt l Etwas verlassen sitzen sie im Foyer des Bürgerhauses. In ihren Händen halten sie jeweils ein Buch und lesen immer wieder im Wechsel Passagen daraus vor. Die meisten Kinder und Eltern nehmen die beiden Wolmirstedterinnen kaum wahr. Dabei war für Tessa (12) und Luisa (17) Hartmann der diesjährige Weihnachtsmarkt eine Premiere. Sie sollten am Sonnabend als Märchenfeen Kindern Weihnachtsgeschichten vorlesen.
Entschieden hatten sich die Schwestern für "Der kleine Igel und die rote Mütze" und "Lieselotte im Schnee". Mehrere Male hatten Tessa und Luisa Hartmann die Bücher zu Hause gelesen, um bei der Märchenstunde keine Fehler zu machen. Wörter, die betont werden müssen, hat sich Tessa mit Bleistift unterstrichen. "Und wenn der Postbote erschöpft ist, gebe ich dies mit meiner Stimme auch wieder", erklärte die Zwölfjährige, die, wenn sie nicht Märchenfee spielt, Schülerin des Kurfürst-Gymnasiums ist.
Töchter sind für den Vater als Märchenfeen eingesprungen
Diese Tipps haben sie von ihrem Vater Torsten. Genau genommen ist er auch Schuld, dass die beiden Mädchen mit glitzernden Weihnachtsmützen im Foyer saßen. Eigentlich sollte Torsten Hartmann die Märchenfee sein, kurzfristig wurde er aber woanders als Weihnachtsmann gebraucht, weshalb seine Töchter für ihn eingesprungen sind.
Etwas aufgeregt ist Tessa dann doch, als sich Nele (5) und Sophie (5) aus Burg vor ihr auf die Bank setzen, um ihr zu lauschen. Für ihre große Schwester ist die Lesestunde schon fast Routine. Sie lernt im ersten Ausbildungsjahr Kinderkrankenschwester an der Uniklinik in Magdeburg. Und dort lese sie den kleinen Patienten öfter Geschichten vor, berichtet Luisa.
Neben der Märchenfee hatte der Weihnachtsmarkt noch vieles mehr zu bieten. So konnten sich im Trauzimmer des Bürgerhauses Mädchen und Jungen mit dem Weihnachtsmann und seinen Engeln ablichten lassen. Im Zimmer nebenan wurde währenddessen eifrig gezaubert und Schabernack getrieben. Ein zaubernder Weihnachtsmann mit dem Spitznamen Harry, angelehnt an den bekannten Hogwarts-Schüler Harry Potter, amüsierte die Kinder mit so manchem Zaubertrick. Ein Wasser spritzendes Mikrophon, ein Malheft, das seine Farbe verliert und vieles mehr - die Mädchen und Jungen hatten sichtlich ihren Spaß. Die Mitglieder des OK-Live-Ensembles Wolmirstedt-Barleben gaben ihre Akrobatik-Künste zum Besten und brachten so manchen Besucher mit ihrem Weihnachtsprogramm zum Staunen.
Schnitzen, Tanzen, Feuerspektakel und vieles mehr
Vor der Museumsscheune hieß eine andere Welt die zahlreichen Besucher willkommen: Mittelalterliche Klänge hingen über der Schlossdomäne, Schausteller in Trachten sorgten an ihren Ständen als Blickfang. Herolde liefen Dudelsack spielend umher - und wer wollte, konnte sich in mittelalterlichen Tänzen üben, das Feuerspektakel mit dem Spirator und dem Feuermichel bestaunen oder dem Konzert von Exoriente lauschen.
In der Museumsscheune waren hingegen die Kinder selbst gefragt. Mit Feile und Sandpapier fertigten sie eifrig Tierfiguren. Für viele war dies eine Premiere, so auch für Alyssa (7). Die Gutenberg-Schülerin werkelte zum ersten Mal mit Feile und Sandpapier, war mit dem Ergebnis aber zufrieden. "Wenn man ein vorgefertigtes Holzstück bekommt, ist es gar nicht mehr so schwer."
Stefanie Kießlich, Alyssas Mutter, ließ derweil ihren Blick durch die sanft beleuchtete Museumsscheune streifen und war von dem Angebot des Weihnachtsmarktes begeistert. "Es gibt viele kleine Stationen zum Verweilen", so Kießlich. Da sie erst seit eineinhalb Jahren wieder in der Ohrestadt wohnt, sei es für sie das erste Mal seit Jahren, dass sie den Adventsmarkt besucht. Ihr Fazit: 2013 wird sie mit ihrer Tochter bestimmt wieder zum Budenzauber kommen. "Es ist nur schade, dass der Markt nur dieses Wochenende stattfindet", meint sie.
Das erste Mal auf dem Wolmirstedter Weihnachtsmarkt war es auch für Annika Ho-mann und Janette Friedrich aus Burg. Für die beiden Mütter steht fest: Der Adventsmarkt der Ohrestadt ist schöner als der in ihrem Heimatort. Janette Friedrich vermisste einzig ein Kinder-Karussell. Ihre Freundin widersprach ihr da aber: "Das ist gut, das schont den Geldbeutel."
Markt fand zum dritten Mal auf Schlossdomäne statt
Nichts zu meckern hatte Carmen Jungmann, die die Weihnachtsattraktion gemeinsam mit Tochter und Enkelkind besuchte. Die Idee, den Weihnachtsmarkt um einen Mittelalterbereich zu erweitern, gefällt ihr gut. Doch auch in den Vorjahren habe ihr der Adventsmarkt schon zugesagt. "Der kommt doch jedes Jahr gut an", ist sie sich sicher.
Worte, die Marlies Cassuhn, amtierende Bürgermeisterin, mit Sicherheit gefallen würden. "Es freut mich, dass so viele beim Fackelumzug teilgenommen haben", betonte sie in ihrer Eröffnungsrede. Es sei eine Tradition, den Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende stattfinden zu lassen. Das dritte Jahr werde der Budenzauber nun auf der Schlossdomäne veranstaltet - diesmal aber mit einem "anderem inhaltlichen Konzept": Mittelalter und Gegenwart vereint. Zum Schluss gab Cassuhn den Besuchern noch einen Spruch mit auf den Weg: "Über den Weihnachtsmarkt zu laufen, macht so glücklich, dass es am Ende sogar Spaß macht, Geld auszugeben."