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Farsleben: Geht Pflegedienst auch anders? Zwei Frauen wagen in Wolmirstedt neue Wege: Zu Hause pflegen bis zum Ende

Der Pflegenotstand ist in aller Munde. In diesem Spannungfeld gründen zwei Farsleberinnen einen eigenen Pflegedienst.

Von Gudrun Billowie 16.10.2024, 18:00
Gine Löhr (l.) und Nadin Strobach starten mit einem Pflegedienst.
Gine Löhr (l.) und Nadin Strobach starten mit einem Pflegedienst. Foto: Gudrun Billowie

Wolmirstedt. - Schon lange kümmern sich Gine Löhr und Nadin Strobach um pflegebedürftige Menschen, schon lange wollen sie es besser machen. Deshalb starten sie nun in Farsleben mit ihrem eigenen Pflegedienst. Worauf legen sie besonderen Wert?

Gine Löhr und Nadin Strobach sind sich einig: „Wir wollen das Schnelle nicht.“ Sie haben in ihrem bisherigen Berufsleben erlebt, dass Menschen versorgt werden, fürs Mitmenschliche jedoch kaum Zeit bleibt. „Wir aber wollen, dass es allen gut geht.“ Damit meinen sie auch sich selbst.

Mehr Zeit, mehr Zuwendung

Weit über zehn Jahre schon arbeiten Gina Löhr und Nadine Strobach in der Pflege. Nadin Strobach war zudem Palliativschwester, hat also Sterbende bis zum Ende begleitet. Beide mögen ihre Arbeit, doch sie wollen andere Bedingungen. Mehr Zeit, mehr Zuwendung. Und sie möchten die Zeit mit ihrer Familie anders gestalten. Ab dem 1. November bieten sie Leistungen nun in ihrem eigenen Pflegedienst an. Der heißt Beloe und wird an der Farsleber Kegelbahn ansässig sein.

Sie glauben fest daran, dass ihre Arbeit gebraucht wird. Das bestätigte bereits das Interesse, das ihnen beim Farsleber Seniorentreff entgegengebracht wurde. Bei Kaffee und Kuchen haben sie ihr Konzept vorgestellt.

Farsleben als Mittelpunkt

Farsleben soll ihr Mittelpunkt sein, von dort aus gesehen wollen sie nicht mehr als 20 Kilometer fahren. „Unser Dorf bleibt der Mittelpunkt, für unsere Arbeit, für die Familie.“ Sie wollen Menschen im Alltag unterstützen, bei Arzt- und Apothekenbesuchen begleiten, im Haushalt helfen, einkaufen und Gartenarbeit erledigen. Nadin Strobach freut sich außerdem darauf, Patienten mit Hilfe der Aromatherapie Gutes zu tun. „Tumorpatienten kann ich damit Erleichterung und ein gutes Gefühl geben“, nennt sie ein Beispiel.

Zunächst möchten die beiden Frauen mit drei Mitarbeitern starten. Wollen sie wachsen, expandieren? „Perspektivisch wollen wir auch eine Tagespflege und betreutes Wohnen anbieten“, sagt Gine Löhr. Aber das sei noch Zukunftsmusik.

Personal gesucht

In Wolmirstedt gibt es mehrere Pflegedienste und Pflegeeinrichtungen. Aktiv sind der Flechtinger Pflegedienst, das Deutsche Rote Kreuz, Humanas, es gibt den Pflegedienst Curamus und weitere Anbieter. Alle eint die Suche nach Personal.

Das wissen auch Nadin Strobach und Gine Löhr. Sie sehen das System als Ursache. „Wir wissen, dass viele Menschen in der Pflege anders arbeiten möchten“, sagen sie, „mehr Zeit für die Patienten aufbringen wollen.“ Das wollen sie nun in ihrem eigenen Unternehmen umsetzen. „Wir wollen auch ein Ohr für die Menschen haben.“

Gine Löhr und Nadin Strobach sind nicht die einzigen Frauen, die Pflege neu denken. Auch Nicole Jacobs hat aus ihren Erfahrungen in der Pflegearbeit die Schlussfolgerung gezogen, Menschen, die am Ende des Lebens stehen, anders zu behandeln. Sie geht noch einen Schritt weiter und errichtet in der Fabrikstraße das „Wohnquartier an der Ohre“.