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Mittelfristig keine Heime mehr im Kreis 13 Flüchtlinge in Zerbster Wohnungen

Von Thomas Drechsel 15.04.2014, 01:26

Aktuell leben 13 Flüchtlinge in fünf Mietwohnungen in Zerbst. Im Landkreis insgesamt sind 188 Flüchtlinge in 67 Wohnungen untergebracht. Der Kreis will mittelfristig gänzlich ohne Flüchtlingsheime auskommen.

Köthen/Zerbst l Bis zu 348 neue Flüchtlinge sind dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld zur Unterbringung und Betreuung für 2014 vorausgesagt worden. Im Januar kamen 34, im Februar 27, und im März waren es 15. Dies berichtete Gabriele Adler, die Ordnungsamtsleiterin des Landkreises, am Donnerstag voriger Woche vor dem Gesundheits- und Sozialausschuss des Kreistages bei dessen letzter Sitzung in der zu Ende gehenden Legislaturperiode.

Permanent sei das Ordnungsamt mit kommunalen wie privaten Vermietern in allen größeren Orten des Landkreises im Gespräch, so Frau Adler. "Wir erhalten auch regelmäßig Angebote." Am 31. März habe eine Dienstberatung des Landrates mit allen Bürgermeistern und Oberbürgermeistern stattgefunden. "Hier wurde die Strategie des Landkreises, Flüchtlinge künftig in Wohnungen unterzubringen statt in neu einzurichtenden Heimen, nochmals dargestellt. Aus dem Kreis der Bürgermeister sind positive Reaktionen erfolgt. Sie haben ihre Unterstützung zugesagt."

Das Landkreis-Konzept der dezentralen Unterbringung spart ihm rund 2,2 Millionen Euro. Dieser Betrag war veranschlagt worden, wenn die zu erwartende Anzahl von Flüchtlingen in Heimen untergebracht werden müssten. Zum Jahresbeginn waren rund 550 Flüchtlinge und Asylbewerber in Anhalt-Bitterfeld unterzubringen. Weil die Zuflucht nach Europa - aus Afrika, verstärkt auch aus Syrien - anschwillt, bereitet sich die Bundesrepublik auf eine stärkere Aufnahme dieser Menschen vor. Den Bundesländern werden Kontingente zugeteilt. Diese verteilen die prognostisch ermittelte Anzahl auf die für Unterbringung und Betreuung zuständigen Landkreise und kreisfreien Städte. Für Anhalt-Bitterfeld ist für 2014 die Anzahl von maximal 348 weiteren Personen angekündigt worden. Damit konfrontiert, hat der Landkreis beginnend im Herbst 2013 untersucht, ob es im eigenen Immobilienbestand geeignete Liegenschaften gibt, die als Heimunterkunft hergerichtet werden könnten. Im Januar wurde bekannt, dass der Landkreis von der Strategie der zentralen Unterkünfte abgehen wolle. Statt dessen soll der vorhandene Wohnungsmarkt genutzt werden, um die in den Landkreis zugewiesenen Flüchtlinge unterzubekommen.

Diese Strategie ist für den Moment finanziell günstiger, zudem sind aktuell noch genügend Wohnungen vorhanden. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die dezentrale Unterbringung hinsichtlich einer effizienten und angemessenen Betreuung lediglich überschaubare Nachteile birgt. Denn das Aufsuchen an zentraler Stelle ist günstiger als an vielen Einzeladressen. Zudem ist abzuwarten, ob sich Flüchtlinge in der erhofften Weise in das Wohnumfeld einfügen. Zur Unterrichtung finanziert der Landkreis momentan lediglich eine Stelle. "Es geht um alltägliche Angelegenheiten. Die Mülltrennung, der Nahverkehr, die Ämtersuche, die Alltagsregeln eben", sagte Frau Adler.

Die Ausschreibung weiterer Betreuungs-Personalstellen steht unmittelbar bevor. Die bisherige Betreuungsstelle wird von den Euro-Schulen ausgefüllt. Abweichend vom Durchschnitt, der pro 100 Flüchtlingen eine Betreuerstelle vorsieht, will Anhalt-Bitterfeld jedem Betreuer lediglich 60 Flüchtlinge zuweisen, um der dezentralen Unterbringung in Wohnungen so Rechnung zu tragen. Dies wurde vom Gesundheits- und Sozialausschuss ausdrücklich begrüßt.

Neben Zerbst haben auch Köthen, Bitterfeld, Wolfen, Muldestausee und Sandersdorf-Brehna Flüchtlinge in Wohnungen aufgenommen.