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Beteiligungsbericht der Stadt Zerbst vorgelegt / Bau- und Wohnungsgesellschaft steckt in der demografischen Falle 2025 stehen in Zerbst weit über 1000 Wohnungen leer

Von Thomas Drechsel 11.02.2012, 04:22

Zerbst l Die Bau- und Wohnungsgesellschaft Zerbst mbH (BWZ) steckt in der demografischen Falle. Bis 2025 wird der Wohnungsbedarf in Sachsen-Anhalt um 190 000 Wohneinheiten sinken, weil die Bevölkerung schrumpft. Dies auf Zerbst heruntergerechnet, sind im Jahr 2025 hier 1 900 Wohnungen weniger nötig als 2008. Mit Blick auf den Anteil der BWZ-Wohnungen am Gesamtwohnungsbestand müsste die BWZ von 2008 bis 2025 rund 800 Wohnungen abgebaut haben.

Die Berechnung stammt aus dem frisch vorgelegten Beteiligungsbericht 2011 der Stadt. Hierin werden Stand und Entwicklung der Unternehmen betrachtet, an denen die Stadt mindestens 5 Prozent der Gesellschaftsanteile hält. Die BWZ ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt.

Wegen der düsteren Demografie-Prognose hat die BWZ-Geschäftsführung, beginnend ab 2011, die Aufwüchse beim Leerstand mit einer jährlichen Steigerung von 1 Prozent versehen. 2021, so die Unternehmensprognose, stehen 22 Prozent der Wohnungen des als "dauerhaft" klassifizierten Bestandes leer. "Diese demografische Entwicklung einschließlich des so genannten zweiten Geburtenknicks ab etwa 2015 wird die Ergebnisentwicklung kurz- und mittelfristig überproportional belasten", heißt es im Bericht.

Dem Problem kann mit bisherigen Mitteln nicht mehr begegnet werden. Die Gesellschaft hat bis 2010 mehr Wohnungen abgerissen als geplant, was ihre betriebswirtschaftliche Situation verbesserte. Doch der in weiten Teilen aus "Stadtumbau Ost"-Mitteln finanzierte "Rückbau" ist nunmehr vorbei. Da wiegt schwer, wenn alternative Bemühungen wie die aus den Jahren 2010/2011, wo es um Abriss oder Rückbau von Wohnungen auf der Wolfsbrücke und in der Lepser Straße ging, vom Stadtrat ausgebremst worden sind. Die BWZ sei eigenständig vorgeprescht, nehme unabgestimmt maßgeblichen Einfluss auf die Struktur der Stadt, hieß es seinerzeit in Stadtrats-Kreisen. Das mag zutreffen, allerdings gilt dessen Verweigerung bis heute, stehen die betreffenden Wohngebäude leergezogen da und kosten Geld. Über Perspektiven sagt der Beteiligungsbericht nichts aus.

Die BWZ hat laut Bericht Kredite über rund 31 Millionen Euro zu bedienen. Die einzelnen Kredite laufen zu vereinbarten Konditionen ab, werden dann endfällig oder stehen zur Prolongation - Verlängerung - mit neuen Konditionen an. Manche haben offenbar für besonderes Kopfzerbrechen gesorgt: 12,1 Millionen Euro Kreditvolumen hätten im September 2011 prolongiert werden müssen, was wohl damals zu wirtschaftlich tragfähigen Konditionen nicht zu erreichen war. Erst im Januar 2012 wurden die Kredite zu nicht beschriebenen Konditionen verlängert.

Die Stadt Zerbst hat 2010 für ihre Tochtergesellschaft einen Kredit über rund 441 278 Euro aufgenommen und sich mit weiteren 1,5 Millionen Euro verbürgt, damit ein auf Januar 2010 befristetes Darlehen umgeschuldet werden konnte. Die BWZ muss den Kredit bedienen.