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Forstamt, Stadt, Euro-Schulen und Naturfreunde schaffen Quartiere im Stadtgebiet Bedrohte Fledermäuse können einziehen

Von Franziska Richter 12.09.2012, 05:11

Die Fledermaus steht auf der Roten Liste und ist vom Aussterben bedroht. Aber hohle Bäume, in denen sie ihre Schlafplätze haben, müssen geräumt werden. Um dieses Problem zu überwinden, kümmern sich Verwaltung und Naturfreunde um neue Behausungen.

Zerbst l "Jede Generation hat eine Verpflichtung gegenüber der Natur", sagt Günter Solbrig. Er ist einer der Naturfreunde aus Zerbst, die sich Gedanken machen und überlegen, was sie vor Ort tun können, um ihre Umwelt, wenn auch nur ein kleines Stückchen, besser zu machen. Gestern konnte er ein kleines Projekt zu Ende bringen: Kästen für Fledermäuse im Waldfrieden.

Mit Naturfreund Dirk Ohle kam die Idee, der gefährdeten Tierart auch in Zerbst unter die Arme zu greifen. "Zuerst war da ein hohler Baum und wir fragten uns, was wir daraus machen können", erklärt Günter Solbrig. Mit Jörg Milde von den Euro-Schulen in Aken setzte man die jungen Tischler in Ausbildung auf die Idee an. Vier Stücke alter, hohler Baumstämme wurden zurechtgeschnitten und mit einem kleinen Loch versehen. Dort soll die Fledermaus hineinkriechen und sich zum Winterschlaf "betten". "Die Paarungszeit beginnt jetzt im Herbst", berichtet Solbrig. Aber erst nach dem Winterschlaf von vier bis sechs Monaten beginnt das befruchtete Ei zu reifen.

Gestern kletterten die Mitarbeiter des Städtischen Bauhofes den Hubsteiger und brachten die vier fertigen Kästen in einigen Metern Höhe an. Der natürliche Winterschlafplatz der Fledermaus ist in Gebieten wie dem Waldfrieden kaum noch gegeben. "Ein so belebter Park muss natürlich von Altholz befreit werden. Im Inneren des Waldes müssen junge Bäume nachwachsen können und die Wege müssen schon aus Sicherheitsgründen beräumt werden", erklärt Günter Solbrig. Hier sind Jogger, Spaziergänger mit Hunden und Radfahrer unterwegs. Der stark gefährdeten Fledermaus mangelt es generell an Quartieren, auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln macht ihr zu schaffen.

Derzeit übernimmt das Betreuungsforstamt Nedlitz, Revier Leitzkau die Pflege des Waldfriedens im Auftrag der Stadt. Günter Solbrig steht dem zuständigen Förster Dietmar Schleth schon länger zur Seite, wenn es um das kleine Naherholungsgebiet inmitten von Zerbst geht. "Hier wird wirklich etwas getan", freut sich Naturfreund Solbrig über die Zusammenarbeit zwischen Forstbetreuungsamt, Stadtverwaltung, Euro-Schulen und Ehrenamtlichen. Bereits im vergangenen Herbst wurden hier Fledermauskästen aufgehängt, der Wald wird von Altholz befreit, die Wege werden sauber gehalten. "Vielleicht werden wir ja auch noch ein paar Holzbänke zusammen mit den Tischlern bauen und hier aufstellen", sieht Solbrig weitere Projekte kommen.