Eröffnung der neuen Sonderausstellung "230 Jahre Freimaurerei in Anhalt" im Museum Den Schleier des Geheimnisvollen lüften
Die erste Freimaurerloge in Anhalt wurde 1783 in Zerbst gegründet. Noch im Anhalt-Jubiläumsjahr wurde aus diesem Anlass bereits jetzt eine Sonderausstellung im Museum der Stadt Zerbst eröffnet. Mit ihr lässt es sich auch ein wenig eintauchen in eine für viele doch geheimnisvolle Welt.
Zerbst l "Weisheit leite den Bau, Stärke führe ihn aus und Schönheit vollende ihn!" Zu jedem Satzteil lässt Uwe Dorand eine Kerze erleuchten. So, erklärt der Meister vom Stuhl der Loge zu den drei Säulen in Dessau, wird jede Tempelarbeit eröffnet. Uwe Dorand verweist während der Ausstellungseröffnung am Freitagabend im Zerbster Museum auf die weiteren Gegenstände auf dem nachvollzogenen Meister-Tisch. Darunter befinden sich die drei Rosen, die ebenfalls für Weisheit, Stärke und Schönheit stehen, und der Freimaurerteppich mit seinen Symbolen. Dazu gehören Werkzeuge, Winkel, Zirkel und Hammer zum Beispiel.
Sie deuten auf den Ursprung der Freimaurerlogen hin, der in den mittelalterlichen Bauhütten, englisch Lodges, liegt. Sie waren Versammlungsort und bewahrten zugleich "geheimes" handwerkliches Wissen auf. "Als im 17. Jahrhundert die großen Dombauten allmählich ein Ende fanden, entwickelte sich neben der ,Werkmaurerei\' immer mehr eine ,spekulative Freimaurerei\'", schreibt Dr. Peter König in seinem Beitrag im diesjährigen Heimatkalender über die Freimaurerlogen in der Region Anhalt.
Man habe begonnen, "in diesen Werkstätten auch geistig zu arbeiten, sich Gedanken über Gott und die Welt sowie das eigene Dasein ohne dogmatische Vorgaben zu machen". "Die Freimaurerei war ein Geschöpf der Aufklärung und die Logen schlechthin Aufklärungsgesellschaften", so Hans-Günther Fischer, Finanzdirektor der Weltkugel-Stiftung. Wesentlich für den Zulauf zu den Logen im 18. Jahrhundert sei gewesen, dass "es ein Ort war, wo sich Menschen unterschiedlicher Stände unter dem Siegel der Verschwiegenheit austauschen konnten".
Die erste Loge in Deutschland entstand vor 275 Jahren in Hamburg. Zerbst hatte die erste Freimauerloge in Anhalt. Die Loge "Friedrich zur Beständigkeit" wurde am 24. Mai 1783 als 27. Tochterloge der 1740 von Friedrich dem Großen gegründeten Großen Nationalen Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" ins Leben gerufen.
Zerbster Loge mit Verbindung zum Soldatenhandel
Die Entstehung der Zerbster Loge stand in Verbindung mit dem Soldatenhandel des letzten regierenden Anhalt-Zerbster Fürsten Friedrich August (1734-1793). Das nach Quebec verlegte Anhalt-Zerbster Regiment gründete dort 1779 die Loge Anhalt zum Tempel. Die dann in Zerbst entstandene Loge sollte auch den Rückkehrern eine Heimstatt bieten. Die Gründung fand im Kohlschen Hause in der Jüdenstraße statt. Dann war der Gasthof Hahn (später Hotel Anhalt) der Versammlungsort. Von 1800 bis 1814 ist die Loge geschlossen. "Erst ab 1857 gab es wieder starken Zuwachs", blickt Hans-Günther Fischer in die Geschichte. 1857 erwirbt die Loge die Schloßfreiheit 19, in der heute die Evangelische Bartholomäischule ihr Domizil hat. Alle Freimaurerlogen in Deutschland werden 1935 verboten und, so Uwe Dorand, "rigoros enteignet".
In Dessau wurde die Loge, die 2012 ihr 100-jähriges Bestehen begeht, 1994 wiedergegründet. "Ein Stück Freimaurerei zum Anfassen geben und freimaurerische Aufklärungsarbeit leisten." Das halten Hans-Günther Fischer und Uwe Dorand für wichtig und dankten deshalb der Zerbster Museumsleiterin Agnes-Almuth Griesbach und Dr. Peter König für ihre Initiative zu dieser in ihrer Art eher seltenen Ausstellung. Gern sei er dem Anliegen der Museumsleiterin gefolgt, die Ausstellung zu unterstützen und auch die Schirmherrschaft zu übernehmen, erklärt der Vertreter der Weltkugel-Stiftung.
Erste Mitgliederliste existiert in Berlin
Getroffen hatte man sich im Januar zu den Geburtstagsfeierlichkeiten für Friedrich den Großen (1712-1786). So lüftet die Ausstellung tatsächlich, wie es sich Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) in seinen Eröffnungsworten gewünscht hatte, etwas den Schleier des Geheimnisses um die Freimaurer.
Ein Geheimnis, so Hans-Günther Fischer, werde ihnen aber dennoch bleiben - das Erlebnis des Rituals. Von einer "Begegnung der anderen Art" spricht Freimaurer-Forscher Peter König, wenn er davon erzählt, dass er in einem Berliner Archiv die originale handgeschriebene erste Mitgliederliste der Zerbster Loge in der Hand hielt. Sie ist im Museum nicht zu sehen. Wohl aber zum Beispiel jener besondere Meisterhammer, der, berichtet Uwe Dorand, "die ,dunkle Zeit\' überdauert hat und uns von einer älteren Dame zur Logenhauseröffnung übergeben wurde".
Agnes-Almuth Griesbach, die allen Leihgebern dankt, verweist unter anderem auch auf einen Kelch des Pfarrers Elster von dessen aus Zerbst stammenden Familie oder einen kleinen Taschenkalender mit Einträgen zu Zerbster Logenbrüdern. Auch im Museum selbst hätten sich mehr Exponate gefunden, als die Inventarbücher zunächst versprachen.