1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Der Freie Kindergarten in Zerbst überzeugt seit 30 Jahren mit seinem offenen Konzept

Jubiläum Der Freie Kindergarten in Zerbst überzeugt seit 30 Jahren mit seinem offenen Konzept

Von Daniela Apel Aktualisiert: 12:22

Zerbst. Unter all den Kitas der Einheitsgemeinde ist der Freie Kindergarten in Zerbst ein kleiner Exot. Auf Elterninitiative wurde die bis heute vereinsgetragene Einrichtung am 1. April 1991 eröffnet. Anfangs waren es neun Mädchen und Jungen, die zunächst nur halbtags in der Jugendsteinvilla in Altbuchsland betreut wurden. Sybille Flietel leitete damals das Erzieherinnenteam und ist bis heute eng verbunden mit dem familiär geprägten Haus am Rande des Waldfriedens.

Da durfte sie auch beim 30. Geburtstag des Freien Kindergartens nicht fehlen, der coronabedingt vorerst nur in überschaubarer Runde begangen wurde und zwar - wie es inzwischen Tradition zu runden Jubiläen ist - mit einer Baumpflanzaktion. Auf der Wiese am Teufelstein steht jetzt unweit des Zierapfels zum 20. eine Linde und zeugt von einem gelungenen pädagogischen Abenteuer, das sich durch sein offenes Konzept auszeichnet.

Kinder können Aktivitäten frei wählen

„Die Kinder können frei wählen, was sie tun möchten, ob sie beispielsweise malen, sich mit einem Buch beschäftigen oder in der Werkstatt etwas basteln wollen“, erläutert Silke Alarich. Sie ist seit 1997 als Leiterin der Einrichtung mit an Bord, die aktuell einschließlich ihrer Person vier Erzieher zählt - darunter ein Mann.

„Jeden Montag ist Teamrunde. Dann erstellen wir einen Wochenplan“, erzählt sie von den jahrgangsübergreifenden als auch altersspezifischen Angeboten für den Nachwuchs. Nach dem täglichen Morgenkreis können ihre Schützlinge dann entscheiden, wonach ihnen ist und sich der jeweiligen Gruppe anschließen. Auch dürfen sie sich frei in dem mehrgeschossigen Gebäude bewegen, in dem es laute und stille Räume gibt, ein Theaterzimmer und eine Küche. „Deshalb müssen die Kinder, die zu uns kommen, mindestens zwei Jahre alt sein“, bemerkt Silke Alarich.

Seit Jahren existieren lange Wartelisten

30 Mädchen und Jungen besuchen derzeit den Freien Kindergarten. „Damit sind wir voll ausgelastet und das schon seit einigen Jahren“, berichtet Silke Alarich von den langen Wartelisten. Etwa ein Drittel käme aus den umliegenden Orten von Zerbst, überschlägt sie. „Die Eltern nehmen die Fahrten in Kauf, weil sie unser Konzept am geeignetesten für ihre Kinder betrachten“, freut sich die Leiterin.

Dazu gehört, dass „wir jeden Tag draußen sind - bei Wind und Wetter“, erzählt sie. Neben Ausflügen in den Waldfrieden verbringen die Mädchen und Jungen viel Zeit im Garten der Einrichtung, in dem nach und nach der seit 2017 gehegte Traum eines Baumhauses Gestalt annimmt. Das Modell entwarfen einst die Kinder selbst, nachdem ihre „Villa Kunterbunt“ wegen altersbedingter Sicherheitsmängel abgerissen werden musste. Eine Fachfirma stellte zwar das Grundgerüst auf, der Rest hingegen entsteht in aufwendiger Eigenleistung, bei der Erzieher Nils Hinze von Eltern unterstützt wird. Ein Teil des Projektes ist inzwischen mit dem Märchenturm fertig, schildert Silke Alarich.

Rege Zusammenarbeit mit den Eltern

Dass sich die Mütter und Väter mit ihrem Können und Wissen aktiv einbringen, ist wesentlicher Bestandteil des Konzeptes des Freien Kindergartens. Momentan durchkreuzt allerdings die Pandemie die so selbstverständliche Zusammenarbeit. „Das fehlt ganz doll“, gesteht die Leiterin.

Fester Bestandteil des Jahresplans ist die spielzeugfreie Zeit, die meist im Juni beginnt und sich bis zum Herbst erstreckt. Diese fördert noch einmal besonders die Kreativität des Nachwuchses. „Da wird viel gebaut“, berichtet die Einrichtungsleiterin. Neben Naturmaterialien verwandeln die Mini-Handwerker Verpackungen in Flugzeuge, Roboter und vielfältige andere Dinge. Sogar Holzautos sind bereits aus Paletten entstanden.

Einzelne Wünsche sind noch offen

Anlässlich des jetzigen Jubiläums zieht Silke Alarich ein zufriedenstellendes Fazit, auch wenn noch einige Wünsche offen sind. Gern hätte die Einrichtung die finanziellen Möglichkeiten, junge Menschen aufzunehmen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst bei ihnen absolvieren. „Früher hatten wir immer zwei FSJler. Das war stets eine Bereicherung“, sagt die Leiterin.

Zudem hofft sie, dass all die Einschränkungen durch Corona irgendwann aufgehoben sind und wieder gemeinsam mit Eltern und Gästen Feste gefeiert werden können. Die große Geburtstagsparty sollte ursprünglich Ende Mai stattfinden, wurde nun jedoch auf 2022 verschoben.