Zerbster Museum erhält zwei wertvolle Porträts als Schenkung aus Privatbesitz / Heinz-Jürgen Friedrich: "Diese beiden Bilder sind eine tolle Bereicherung"
Zwei wertvolle Porträts von Dr. Johann Georg Friedrich Henning und seiner Gattin Caroline hat das Museum der Stadt Zerbst als Schenkung erhalten. Bisher befanden sich die Bilder in Privatbesitz von Ingeborg und Hans-Joachim Appelt aus Lüchow.
Lüchow/Zerbst. Am 4. Juni dieses Jahres erhielt das Museum der Stadt Zerbst einen Brief aus dem niedersächsischen Lüchow/Ortsteil Müggenburg. Hans-Joachim und Ingeborg Appelt schrieben: "In unserem Besitz befinden sich zwei Bilder, die auf der Rückseite folgende Beschriftungen haben: Dr. med. Johann George Friedrich Henning, geboren am 6. Oktober 1763 in Coswig, gestorben 2. Dezember 1823 in Zerbst, Prof. am Gymnasium Illustre Zerbst. Caroline Henning, geborene Sintenis, geboren 21. April 1760, gestorben 8. Oktober 1843".
"Beliebtester Arzt in Zerbst"
Und weiter: "Sollten die Bilder mit den dargestellten Personen für Zerbst beziehungsweise für Ihr Museum von Bedeutung sein, würden wir Ihnen die Bilder kostenlos zur Verfügung stellen."
J. G. Friedrich Henning hat für Zerbst eine große Bedeutung, so Museumsleiter Heinz-Jürgen Friedrich im auf den Brief folgenden Telefongespräch mit Familie Appelt. Und, dass sich das Museum und die Stadt Zerbst über eine Schenkung sehr freuen würden.
Henning wurde 1791 Medizin-Professor an der Zerbster Universität. 1798 eröffnete er eine medizinische Praxis in Zerbst und war, wie historische Unterlagen belegen, der "beliebteste Arzt in Zerbst". 1804 berief ihn die Stadt Zerbst zu ihrem Stadtphysikus (Amtsarzt - Anm. d. Red.).
Die Berliner Familie Appelt, erwarb vor Jahren in einem Antiquariat diese beiden Porträts eines nicht bekannten Malers, um "unser Biedermeier-Zimmer in der Berliner Eigentumswohnung weiter auszugestalten", erzählt der 78-jährige Hans-Joachim Appelt, gelernter Schneider und Modegestalter, der in den letzten 20 Jahren bis zur Rente als Pharmareferent im Außendienst tätig war.
Mit dem Ruhestand Anfang der 90er Jahre wollten die Appelts in eine ruhigere Gegend ziehen. "Im engeren Berliner Raum konnte man ein solches Grundstück mit unseren vorhandenen Mitteln überhaupt nicht bekommen", blickt Ingeborg Appelt (75), ehemalige Mitarbeiterin der BfA, einige Jahre zurück. Sie haben dann, in relativer Nähe zu Berlin, das Grundstück in Lüchow/Wendland gefunden, fast nur mit eigenen Händen gebaut, sich dort eingerichtet, "mehr so im Landhausstil". Die Berliner Möbel haben Appelts mehr oder weniger verschenkt oder verkauft.
Das tat schon ein wenig weh, "weil die Stücke immer mit persönlichen Erinnerungen verknüpft sind", sagt Ingeborg Appelt. Den beiden Porträts nahmen sie mit nach Müggenburg. Auf den Bildbeschriftungen fanden sie Zerbst, "das wir nur durch Katharina II. irgendwie kannten", fügt Hans-Joachim Appelt an. So kam der oben genannte Brief zustande.
"Sobald es geht, die Bilder "besuchen"
Die Volksstimme war dabei, als Museumsleiter Heinz-Jürgen Friedrich und die Historikerin Agnes Griesbach am Mittwoch Familie Appelt in Müggenburg besuchten und die beiden Bilder in Empfang nehmen konnten
In einem regen weitgefassten Erfahrungsaustauch in gemütlicher Runde erzählte der Museumsleiter über Zerbst, das Profil des Museums, dass "diese beiden Porträts sehr gut in die Zerbster Sammlung passen, eine tolle Bereicherung sind". Und – es sei eine sehr großzügige und durchaus nicht alltägliche Schenkung.
Die Appelts berichteten, wie und warum sie zu dieser Schenkungsentscheidung kamen (siehe Brief). Dabei erwähnte Ingeborg Appelt, dass ihr Mann seit etwa zehn Jahren selbst künstlerisch aktiv ist, selbst malt. Angeregt worden sei er vielleicht von der klassischen Moderne, in einer Art Bauhaus-Anlehnung. Der Besucher findet dann auch im großzügig gestalteten Wohnzimmer, wohl auch in den anderen Räumen, viele seiner Bilder. Einen Porträt-Kopf, bisher namenlos, "taufte" Ingeborg spontan "David" – es sei ihr Lieblingsbild.
Fast zweieinhalb Stunden waren die Zerbster bei den Neu-Wendländern. "Wissen Sie, man macht ja im Leben nicht immer das Richtige, aber, wie wir jetzt einschätzen, war Zerbst anzuschreiben, der Stadt und dem Museum diese Bilder zu schenken, eine gute und richtige Entscheidung." Mit dieser Art "Schlusswort" freuen sich Ingeborg und Hans-Joachim Appelt. Die Porträts seien aus Zerbst und "wir wissen sie nun in guten Händen".
Wenn es die Gesundheit und die Zeit zulassen, werden die Appelts bestimmt in absehbarer Zeit der Stadt Zerbst und "ihren" Bildern einen Besuch abstatten.