Standesbeamte Drei Lotsen für den Ehehafen
Eine Hochzeit ist für die meisten Paare der schönste Tag im Leben. Aber auch für die Zerbster Standesbeamten ist das kein gewöhnlicher Job.
Zerbst l „Standesbeamte sind Sachbearbeiter mit notarähnlichen Aufgaben. Sie führen ein eigenes Dienstsiegel und handeln in Auftragsverwaltung bundeseinheitlich nach dem Personenstandsgesetz, der Personenstandsverordnung und der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Personenstandsgesetz“, so lautet die relativ sperrige Beschreibung der städtischen Mitarbeiter, die unter anderem Paaren am schönsten Tag ihres Lebens ins Eheglück verhelfen.
Im Zerbster Standesamt übernehmen diese schöne und anspruchsvolle Aufgabe Dana Sitz, Gero Knape und Anne-Katrin Leps. Letztere verstärkt erst seit kurzem das Team. Und Männer wie Gero Knape sind in diesem Berufszweig eher noch in der Minderheit. „Zu DDR-Zeiten waren, anders als in der Bundesrepublik, Männer als Standesbeamte in der absoluten Minderheit“, sagt Knape. Das habe sich seit der Wende allerdings geändert.
Immer mehr Männer sitzen im Trauzimmer oder beurkunden in Amtsdeutsch – Personenstandsfälle, also Geburten, Eheschließungen und Todesfälle sowie die damit verbundene Namensführung. Auch gesonderte Namensänderungen, beispielsweise Wiederannahme des Geburtsnamens nach Scheidung und Kirchenaustritte werden beurkundet.
„Anhand der Schulungsteilnehmer im Frühjahr und Herbst kann ich sagen, dass wir in Sachsen-Anhalt etwa 430 Standesbeamtinnen und Standesbeamte haben, davon 45 männliche“, schreibt Sigrun Quente, Vorsitzende des Landesfachverbandes der Standesbeamten Sachsen-Anhalt auf Nachfrage. Sie schätz ein, dass sich die Anzahl der Standesbeamten in der zurückliegenden Zeit verdoppelt hat. Eine Statistik gebe es diesbezüglich nicht.
Im Juni 2009 ins Standesamt zu wechseln sei für ihn die richtige Entscheidung gewesen, sagt Gero Knape. „Es macht immer noch ungemein Spaß. Neben den Trauungen sind auch die anderen Aufgaben sehr vielfältig.“ Mehr als 440 Paare habe er inzwischen schon in den Hafen der Ehe manövriert.
Aber wie bei vielen Dingen im Leben liegen auch hier Freud und Leid ganz nah beieinander. „In einem Moment hast du ein Paar, das du traust und vielleicht auch kennst und nur einen Moment später erstellst du eine Sterbeurkunde und auch diesen Menschen kanntest du“, sind sich die drei einig.
Dana Sitz, seit Oktober 2015 im Standesamt, bringt es immerhin schon auf 242 und Anne-Katrin Leps, seit 1. Januar im Team, auf acht Trauungen. Und dabei macht es schon einen Unterschied, ob man die Paare kennt oder nicht, herrscht auch in dieser Frage Einigkeit.
Ist es eigentlich schöner Bekannte zu trauen? „Bekannte zu trauen, ist natürlich immer ein Highlight. Man kennt die beiden und hat natürlich auch viel mehr Hintergrundwissen“, erklärt Dana Sitz. Aber auch bei Fremden könne es schön sein, wenn sie einem für die Rede aus ihrem Leben berichten.
„Definitiv“, sagt auch Gero Knape und ergänzt: „Die Chemie zwischen den Paaren und uns ist in den meisten Fälle besser, die Atmosphäre lockerer. Da bekommt man dann auch viel mehr Stoff, mit dem man arbeiten kann.“ Und wenn man die Brautpaare besonders gut kennt, sei es noch einmal eine Besonderheit. Wenn es sich einrichten lässt, erfüllt das Dreier-Team auch Wünsche, wer denn die Trauung vornehmen soll.
Bei den Trauungen selbst sind die drei so etwas wie die Manager – Regisseure. „Wie versuchen, allen die Aufgeregtheit zu nehmen, sagen wo sich wer platzieren muss und wann, was passiert“, erklärt Anne-Katrin Leps. Das sei schon spannend und mache großen Spaß. „Wir wollen dem Brautpaar und den Gästen die kurze Zeit vor und nach der Trauung und natürlich währenddessen so angenehm wie möglich gestalten“, ist ein weiterer Punkt, wo sich alle einig sein sind.
Die Eheschließungen selbst seien schon etwas ganz Besonderes und haben nicht so viel mit der sonst üblichen Verwaltungsarbeit zu tun. „Und jede Außenstelle des Standesamtes, egal ob das Schloss oder die Burgen in Lindau und Walternienburg, haben ihren eigen Charme und bringen Abwechslung“, sagen die Drei.
Im Übrigen hat die Corona-Pandemie gar keinen so großen Einfluss auf die Anzahl der Hochzeiten im ersten Halbjahr 2020. „Stand Ende Juni liegen wir nur drei Trauungen hinter dem Vorjahr“, betont Knape.
Und Kuriositäten? „Eigentlich eher nicht. ‚Ja‘ gesagt haben bis jetzt alle. Es gab schon kurzfristige Absagen, aber allein hier stehengelassen wurde bisher noch niemand. Die Ringe wurden schon mal fest verknotet“, das ist auch schon alles“, so Dana Sitz.