Kunst im Rathaus Farbenfrohe Eindrücke eines Landes
„Ansichten von Liechtenstein“ zieren ab sofort das Zerbster Rathaus. Der russische Künstler Alex Doll schuf die wundervollen Werke.
Zerbst l Die „Meisterwerke“ eines „Talentes der zeitgenössischen Kunst“ sind derzeit in den Fluren des Zerbster Rathauses zu erleben. Mit diesen Worten drückt der russische Botschafter Wladimir Grinin seine Begeisterung für die neue Sonderausstellung „Ansichten von Liechtenstein“ aus, die am Freitagnachmittag offiziell im Beisein hochkarätiger Gäste eröffnet wird. „Ich freue mich, das erste Mal hier sein zu dürfen“, erklärt Prinz Stefan von und zu Liechtenstein, der das winzige Fürstentum als Botschafter in Deutschland repräsentiert. Auch Prinz Eduard von Anhalt lässt sich die Vernissage nicht entgegen, zu der Bürgermeister Andreas Dittmann noch viele weitere Interessierte begrüßt.
Hauptperson jedoch ist Alex Doll. „Zerbst ist eine symbolische Stadt für jeden russischen Künstler“, erklärt der 26-Jährige. Er spielt damit nicht zuletzt auf Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst an, die als Katharina die Große in die Weltgeschichte eingehen sollte. Gleichzeitig stellt sie indirekt die Verbindung nach Liechtenstein her.
Denn als Zarin holte sie viele ihrer deutschen Landsleute nach Russland, um die oft menschenleeren, weiten Steppen zu besiedeln. Auch der Weinbauer Johann Fein folgte ihrem Aufruf – nahe der Krim in Askania Nova wurde er mit Schafwolle rasch reich, die Familie, die inzwischen Falz-Fein hieß, später geadelt. Nach der Oktoberrevolution floh Baron Eduard von Falz-Fein nach Liechtenstein. Als eifriger Bewunderer der Zarin leistete er durch Schenkungen einen wertvollen Beitrag beim Aufbau der Zerbster Katharina-Sammlung, wie Wladimir Grinin erinnert.
Eine schwere Bronzebüste gehört dazu, die Andreas Dittmann, damals noch Kulturdezernent von Vaduz nach Zerbst holte. „Die Arbeiten von Alex Doll spiegeln einen authentischen Eindruck von dem wider, was einen in Liechtenstein erwartet“, kann er deshalb nur bestätigen.
„Wir wollten einmal den Blick von außen nach innen schaffen“, schildert Prof. Dr. Rainer Vollkommer, wie die Idee zu der Ausstellung entstanden ist. Um sie umzusetzen, sprach der Direktor des Liechtensteinischen Landesmuseums, ausländische Künstler an. Zuerst den Berliner Fotografen Oliver Mark, der für seine Porträtbilder bekannt ist wie jenes der deutschen Kanzlerin mit der berühmten Merkel-Raute.
Am Staatsfeiertag von Liechtenstein zog er mit einer Kamera aus den fünfziger Jahren los, um das Geschehen und die Stimmung der Menschen einzufangen. „Sie werden das Lebendige, das Besondere sehen“, macht Rainer Vollkommer neugierig auf Marks Arbeiten, die die Bilder von Alex Doll noch weiter ergänzen werden. Bei den Werken des jungen russischen Künstlers gerät der Museumsdirektor rasch ins Schwärmen. „Er hat das Gefühl und die Freudigkeit eingefangen. Er ist ein sehr positiv malender Mensch“, beschreibt er die farbenfrohen Gemälde, die mit ihrer Leuchtkraft beeindrucken.
Innerhalb von zwei Jahren seien die Malereien und Zeichnungen entstanden, erzählt Alex Doll, wie er Liechtenstein für diesen Zyklus bereiste. „Ich habe tausende Fotos und Skizzen gemacht, auch Farbskizzen“, verrät er. In seinem Atelier nahmen die ausgewählten Motive schließlich in Öl oder Acryl auf Leinwand Gestalt an, manche hielt er auch mit Tusche auf Papier fest und zwar in einem Stil zwischen Realismus und Expressionismus, wie er selbst sagt. Schließlich sollen die insgesamt 30 idyllischen „Ansichten von Liechtenstein“ erkennbar sein. Neben dem Schloss und der Kathedrale von Vaduz trifft der Betrachter auf zauberhafte Berg- und Tallandschaften mit den typischen Nebelmeeren und einem über Nacht zugeschneiten Kürbisfeld.
Die „Ansichten von Liechtenstein“ von Alex Doll sind im Zerbster Rathaus bis zum 3. März zu sehen. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.