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Ernennung eines neuen Kreisbrandmeisters: Aufgetauchtes Schreiben sorgt für Kopfschütteln Fingierter Brief deutet ein Komplott an

Von Daniela Apel 15.08.2013, 03:13

Zerbst l Die Auseinandersetzung um die Berufung eines neuen Kreisbrandmeisters nimmt groteske Züge an. Ein offensichtlich fingierter Brief bringt die Kreisverwaltung und mehrere Feuerwehren in Misskredit und unterstellt unlautere Machenschaften.

"Es ist schon erstaunlich, zu welchen Methoden man greift." Mit diesen Worten kommentiert der amtierende Landrat Bernhard Böddeker den handschriftlichen Brief. In dem in simpler Sprache und falschem Deutsch verfassten Schreiben wird der Eindruck einer Intrige erweckt. Der Inhalt deutet an, die Kreisverwaltung habe gemeinsam mit den Feuerwehren Aken, Köthen und Zerbst die Abwahl des bisherigen Kreisbrandmeisters Matthias Winter organisiert.

"Leider hat der Winter uns ein Strich durch die Rechnung gemacht", bedauert der Urheber und fügt ebenso fehlerhaft hinzu: "Wir werden schon noch ein dreh finden, das der Winter geht." Unterzeichnet ist das Papier mit "Kamerad D. Licht Aken Stadtwehrleiter". Danilo Licht weist vehement zurück, dass die Zeilen von ihm stammen und hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Als "ziemlich albern" bezeichnet Böddeker den Brief. "Wir nehmen ihn nicht ernst und werden nicht weiter darauf reagieren." Zugleich hofft er auf eine schnelle und positive Entscheidung seitens des Verwaltungsgerichtes Halle, so dass die bereits für den 16. Juli vorgesehene Ernennung von Heiko Bergfeld zum Kreisbrandmeister - gegen die auch aus Sicht des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt keine Einwände bestehen - erfolgen kann.

"Es ist noch nicht absehbar, wann die Entscheidung fällt", bezieht sich Nicole Baus, stellvertretende Pressesprecherin des Gerichts, auf den am 11. Juli eingegangenen Antrag von Matthias Winter. Dieser ficht die Vorschlagswahl von Bergfeld an und hat bis zu einer Entscheidung über seinen Widerspruch die Aussetzung der Berufung des Deetzer Ortswehrleiters und stellvertretenden Abschnittsleiters Nord beantragt. Wie Böddeker informiert, liegt mittlerweile ein neuer Antrag auf einen Losentscheid vor. "Ich gehe davon aus, dass die Vorschlagswahl rechtens war."

Der Ansicht ist auch Heiko Bergfeld, der sich bislang zurückhielt. Der nun aufgetauchte Brief hat ihn allerdings veranlasst, sich ausführlicher zu dem Sachverhalt zu äußern. "Welch normaler Mensch hätte ein Interesse an solch einer Veröffentlichung?", kann er über den Brief und die momentane Situation nur den Kopf schütteln. "Alles stagniert, es gibt keine Entscheidungen. Wir befinden uns in einem Trance-Zustand", bemerkt er hinsichtlich der derzeit unbesetzten Funktion des Kreisbrandmeisters. Das größte Problem sei aber der Schaden, den das Amt mit der Auseinandersetzung nimmt.

Auslöser war die Wahl am 28. Mai zum Kreisbrandmeister, für die es drei Bewerber gab. Jeweils fünf der insgesamt zehn Stimmen entfielen bei dem geheimen Votum auf Winter und Bergfeld. Bereits im Vorfeld habe man sich verständigt, dass in einem solchen Fall nicht das Los entscheiden soll, blickt Bergfeld zurück. Er erzählt, wie sich die Stadt- und Gemeindewehrleiter in einen separaten Raum zurückgezogen, ausgetauscht und beraten haben. Danach wurde erneut abgestimmt - mit gleichem Ergebnis. Aufgrunddessen und basierend auf der vorherigen Beratung verkündete der Veranstaltungsleiter, dass Bergfeld berufen werden soll. Das werde einstimmig mitgetragen und spiegele das Votum der Mehrheit der Ortsfeuerwehren wider. Widersprüche gab es keine.

Die Vermutung Winters, dass es zu einer paritätischen Stimmverteilung aufgrund der Altkreise gekommen ist, weist Bergfeld ab. "Wir sind sehr gut in der Lage, fachlich miteinander zu diskutieren." Aus den ihm vorliegenden Unterlagen als Beteiligter geht für ihn vielmehr hervor, dass es Winter nicht um das Verfahren als solches geht. "Es versucht alles, um Kreisbrandmeister zu bleiben", sagt Bergfeld. Das Motiv sei nun offengelegt.

So erklärt Winter in seiner Eingabe zur Wahl an Böddeker: "Auf Grund der Stimmengleichheit sollte mir im Interesse einer kontinuierlichen Fortsetzung der Facharbeit im Landkreis und in verschiedenen Funktionen der Vorrang gegeben werden." Zugleich hält Winter seine Bewerbung aufrecht und verweist auf seine Erfahrung als Führungskraft.