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Fleischindustrie Sensenmann gegen das Schlachten

Tierschutzaktivisten haben zur Demonstration vor dem Zerbster Tönnies-Betrieb Anhalter Fleischwaren aufgerufen.

Von Thomas Kirchner 24.06.2020, 19:28

Zerbst l Nach dem Ausbruch des Coronavirus in einem Schlachthof der Firma Tönnies mit mehr als 1500 Infizierten und mehreren Tausend Menschen in Quarantäne hat Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Laschet (CDU) einen Lockdown über den gesamten Kreis Gütersloh verhängt. Dieser soll zunächst bis zum 30. Juni 2020ngelten.

Im Zuge dessen geraten auch die Tönnies-Standorte in Weißenfels (Burgenlandkreis) und in Zerbst – die Anhalter Fleischwaren – immer mehr ins Visier von Tierschutzaktivisten. So hatte die Tierschutzorganisation Peta für Mittwochmittag, Punkt 12 Uhr, vor der Zerbster Tönnies-Niederlassung eine Demonstration angekündigt, die sich schließlich als Protestaktion eines einzelnen Peta-Aktivisten entpuppte – verkleidet als Sensenmann.

Unter dem Motto „Schlachthöfe: Tödlich für Menschen und Tiere“ will Peta bei diesem stillen Protest mahnen, die Infektionsrisiken ernst zu nehmen. „Um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten müssen jetzt Konsequenzen gezogen werden, das gesamte Schlachthauspersonal in Deutschland auf das Coronavirus getestet werden und wir hin zu einer pflanzenbasierten Nahrung kommen“, fordert Jens Vogt von Peta-Deutschland, der in dem Sensenmannkostüm steckt.

Müller-Fleisch in Pforzheim, Westfleisch in Coesfeld und jetzt Tönnies in Rheda-Wiedenbrück seien das Ergebnis eines kranken Systems mit der Ausbeutung von Menschen und Tieren. „Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommen dreiviertel aller neu auftretenden Infektionskrankheiten von Tieren – wurden vom Tier auf den Menschen übertragen. Wenn wir dem vorbeugen wollen, müssen wir hin zu einem pflanzlichen Ernährungssystem übergehen, die die Ausbeutung von Menschen und anderen Lebewesen minimiert, bis hin zur veganen Landwirtschaft“, meint der Tierschützer. Vogt weiter: „Wir fordern die Verbraucher auf, sich pflanzlich zu ernähren und die Gewalt und Ausbeutung in der Fleischindustrie nicht länger zu unterstützen.“

Auf die Volksstimme-Frage, warum er in Zerbst protestiert, wo ja nicht geschlachtet, sondern nur verarbeitet wird, entgegnete der Peta-Aktivist: „Die Anhalter Fleischwaren gehören zur Tönniesgruppe und damit auch zur Fleischindustrie. Wir möchten mit dem Protest darauf aufmerksam machen, dass solche Betriebe Krankheiten wir Corona und zahlreiche Neuinfektionen befördern. Die Ausbeutung von Mensch und Tier ist in der Fleischindustrie an der Tagesordnung. Nur so können die niedrigen Preise im Einzelhandel Zustandekommen.“ Die Gier nach Fleisch habe überhaupt erst zahlreiche Infektionskrankheiten und Pandemien wie Covid-19 begünstigt.

Polizei und die Ordnungsbehörde des Landkreises Anhalt-Bitterfeld zeigten sich am Ende dann auch überrascht über die eher verhaltene Einzelaktion, die im Übrigen auch ruhig, völlig friedlich und ohne Vorkommnisse verlaufen ist. Aufmerksamkeit hat die Aktion allemal erregt. Neben mehreren Kamerateams schauten auch Passanten dem Treiben aufmerksam zu.