Fördermittel Neues Quartier für Fledermäuse?
Für die vielen Fledermäuse im Zerbster Schloss soll nun das alte Kellergewölbe gesichert werden. Die Stadt hofft auf Förderung.
Zerbst l Am Donnerstag besuchte Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Bündnis90/Grüne) das Zerbster Schloss. Grund: Zum ersten Mal überhaupt beantragt die Stadt Gelder aus dem Bereich Naturschutz, genauer gesagt im Rahmen der Artensofortförderung. Es geht um unzählige Fledermäuse, die in den Kellergewölben der einstigen Fürstenresidenz ihr Zuhause gefunden haben und dort überwintern. Die Stadt hofft auf eine 100 Prozent Förderung in Höhe von insgesamt 144.200 Euro.
Die Summe soll zum Schutz der nachtaktiven Tiere eingesetzt werde, die streng geschützt sind. Von einer „Bypass-Lösung“ spricht Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). Das Geld soll aus Dalberts Ministerium kommen, die sich nun persönlich ein Bild von dem fast 2000 Quadratmeter umfassenden europäischen Flora-Fauna-Habitat machte. Bei ihrer Visite wurde Dalbert das Projekt nun vorgestellt.
Zum einen geht es um die Sicherung und Optimierung der Räumlichkeiten, die die Fledermäuse nutzen. Zum anderen soll in einer Machbarkeitsstudie herausgefunden werden, ob es möglich ist, den bislang zugeschütteten Keller des nicht mehr existenten Kämmereigebäudes als nass-kalte Rückzugsmöglichkeit für die Fledermäuse zu reaktivieren.
Neben der Mopsfledermaus und der Bechsteinfledermaus handelt es sich um das Graue Mausohr und noch vielen weiteren Arten, sodass jede Sicherungs- und Baumaßnahme ein Spagat zwischen Denkmal- und Naturschutz ist und immer wieder Kompromisslösungen gefragt sind. Sämtliche Baumaßnahmen müssen daher mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt werden, da sich bei jeder baulichen Veränderung auch das Klima im Keller ändert.
„Wie viele Fledermäuse im Schloss wirklich Unterschlupf gefunden haben, das weiß niemand so genau. Eine Zählung sei nahezu unmöglich, da es unzählige Ecken und Winkel in den Kellerbereichen des Schlosses gibt, wo man nur sehr schwer oder überhaupt nicht hin kommt“, erläuterte Dirk Herrmann, Vorsitzender des Schloss-Vereins.
Die Ministerin zeigte sich beeindruckt – sowohl von der Größe des Schutzgebietes, der Weitläufigkeit der immerhin zweistöckigen Kellergewölbe, über das geplante Projekt und am Ende auch über das bereits Geschaffene im Schloss.
Denn Claudia Dalbert warf nicht nur einen Blick in die dunklen und feuchten Kellergewölbe, Dirk Herrmann und der Rathauschef führten die Umweltministerin anschließend auch in die schon sanierten und restaurierten Gemächer der Zerbster Fürstenfamilie. Anhand von Fotos, die vor den Baumaßnahmen aufgenommen wurde, veranschaulichte der Vereinsvorsitzende die Fortschritte, die das Haus seit Beginn der Arbeit des Vereins gemacht hat.
Nach dem Rundgang erläuterte Amtsleiterin Antje Rohm den Rahmen des Förderantrages und die zeitliche Schiene des Projektes. „Im ersten Teil des Projektes soll die vorhandene Schutzzone im vorhandenen Kellerbereich gesichert und optimiert werden. Im zweiten Schritt folgt dann die Machbarkeitsstudie zur Ausgrabung des Kämmereikellers als weiteres Quartierangebot für die Fledermäuse“, so Rohm. Geplant sei ein Zeitraum bis Ende 2022.
„Die sich aus der Machbarkeitsstudie ergebenen weiteren Maßnahmen würden sich dann gegebenenfalls anschließen“, ergänzte Bürgermeister Andreas Dittmann. Sollten dann weitere Fördermittel zur Umsetzung nötig sein, würde diese dann in die neue Förderperiode ab dem Jahr 2023 fallen.
Die Ministerin war sichtlich angetan von dem Fledermaus-Projekt. „Es ist ein äußerst interessantes Projekt und ich bin zuversichtlich, dass wir hier auch helfen können“, sagte Dalbert und erkundigte sich, ob man schon in Gesprächen mit den entsprechenden Fachbereichen ihres Ministeriums sei. Die Fachbereiche müssten schauen, für welche Fördertöpfe das Projekt geeignet ist.
„Aber ich denke, dass dieses Projekt gut in die Artensofortförderung rein passt, ob im gesamten Umfang, muss man sehen. Meine Fachleute werden sich das ansehen. Aber ich bin zuversichtlich, dass am Ende etwas konstruktives dabei herauskommt“, so die Ministerin. „Wir reden ja hier immerhin von dem Fledermausschutzgebiet schlechthin“, betonte Dittmann abschließend.