Künstlerin Xenia Hausner entwirft Glasfenster für Apsis der St. Johannis-Kirche Gehrden rückt ins internationale Licht
Die romanischen Apsis-Fenster der Gehrdener Kirche dienten Xenia Hausner als realistisches Vorbild ihrer Kunstwerke für eine Ausstellung über zeitgenössische deutsche Glasmalerei. Noch bis zum 30. September sind die von ihr entworfenen Rundbogenfenster mit der ausdrucksstarken Kreuzigungsszenerie im französischen Chartes zu sehen.
Gehrden l Am 21. Juni findet im französischen Chartres die offizielle Eröffnung einer Ausstellung über zeitgenössische Glasmalerei in Deutschland statt. 25 renommierte Künstler präsentieren sich dort. Zu ihnen gehört die gebürtige Wienerin Xenia Hausner, deren Werke einen unmittelbaren Bezug zu Gehrden haben. Denn die gezeigten Stücke mussten für spezielle Räume gefertigt werden. Wie Dr. Holger Brülls vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt schilderte, fiel die Wahl da auf die Apsis-Fenster der Feldsteinkirche des 219-Einwohner-Ortes, "die eigentlich noch einer künstlerischen Bearbeitung bedürfen".
Dass die drei romanischen Rundbogenfenster nicht verbaut sind, sprach ebenfalls für St. Johannis. Nicht zuletzt fungierte der Landeskonservator mit dem Spezialgebiet Glasmalerei selbst als verbindendes Glied, übt er doch zusammen mit Dr. Jean-François Lagier die kommissarische Leitung der Ausstellung aus. Durch die Arbeiten an der Winterkirche wiederum hatte er mit dem Gehrdener Gotteshaus zu tun. So führte letztlich eines zum anderen und Xenia Hausner jetzt an den Ursprungsort ihres kreativen Schaffens.
Als "spannenden Tag" bezeichnete Benita Arnold den Besuch der Künstlerin. Wie die anwesenden Mitglieder der Kirchengemeinde und Ortsbürgermeister Bernhard Mücke konnte es die Pastorin kaum erwarten, das Ergebnis zu sehen. Allerdings musste ihnen Holger Brülls mitteilen, dass sich die fertigen Apsis-Fenster bereits in Chartres befinden. Stattdessen brachten sie zur Veranschaulichung Glasfarbproben und Ausdrucke von der Kreuzigungsszene mit, die Xenia Hausner auf wirkungsvolle Weise für das "Triptychon aus Licht" (Holger Brülls) interpretierte.
Statt des ans Kreuz genagelten Jesus beschränkt sie sich auf eine Armgeste. Die beiden Fenster links und rechts davon zeigen Frauengesichter, in denen sich Gefühle wie Fassungslosigkeit und Betroffenheit widerspiegeln. Verstärkt wird die Wirkung durch die als Fadenkreuz eingesetzten Bleiruten. Zusammengesetzt sind die einzelnen Fenster einem Mosaik gleich aus rund 100 Glasstücken. "Es ist eine Herausforderung, den gemalten Entwurf in ein anderes Medium umzusetzen", bemerkte Xenia Hausner. Die Ausführung übernahm jene Werkstatt, die bereits das Kölner Domfenster von Gerhard Richter angefertigt hat.
Bis 30. September 2013 läuft die Ausstellung in Chartres. Danach werden die von Xenia Hausner gestalteten Apsis-Fenster in Gehrden präsentiert. "Es ist beabsichtigt, die Stücke zu montieren, so dass sie dort zu erleben sind, wofür sie gemacht sind", erklärte Holger Brülls. "Dass wir unsere Kirche damit schmücken können, ist ein Geschenk", fand Gertraud Herrmann. Und mit der Meinung stand sie nicht allein. So hofft die Kirchengemeinde, Stifter zu finden, damit die Fenster für immer in Gehrden verbleiben. Dass das gelingt, würde sich auch Holger Brülls wünschen. Ihm schwebt bereits ein "Glasmalereipfad" vor. Denn neben dem Gehrdener Gotteshaus sind sieben weitere Dorfkirchen aus Sachsen-Anhalt über Exponate in der Ausstellung vertreten. So entwarf der Künstler Wilhelm Buschulte ein Ornamentfenster für die Flötzer Kirche.
Vom 21. April 2012 bis zum 30. September 2013 ist im Internationalen Zentrum für Glasmalerei in Chartres die Ausstellung "Zeitgenössische Glasmalerei in Deutschland" zu sehen.