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Gerichtsverhandlung Fast 400-Mal Drogen verkauft

Ein mutmaßlicher Drogendealer in Zerbst steht vor dem Gericht. Nun äußern sich ein Polizist und weitere Zeugen vor Gericht.

Von Andreas Behling 01.02.2021, 04:00

Dessau/Zerbst l Ziemlich gut beschäftigt waren Polizisten des Zerbster Reviers am vergangenen Donnerstag. Im Verfahren gegen einen 30-jährigen Angeklagten, der vor der 3. Strafkammer des Landgerichts Dessau-Roßlau eingeräumt hat, zwischen Januar 2018 und Mai 2020 in 394 Fällen gewerbsmäßig Betäubungsmittel an Minderjährige abgegeben zu haben, haben die Beamten gleich zwei Zeugen vorgeführt.

Eine 17-Jährige, die in knapp zwei Monaten Mutter wird, und ein 19-Jähriger – ebenfalls in Zerbst wohnhaft – bestätigten dem Gericht unter dem Vorsitz von Richter Frank Straube, dass sie bei dem von Ronald Ränsch verteidigten Mann Drogen erwarben. Beide Zeugen sind dafür inzwischen vom Amtsgericht Zerbst verurteilt worden. Die junge Frau zu Arbeitsleistungen, der Mann zu einer Geldstrafe in Höhe von 650 Euro.

Für den Zeugen schien es eine Überraschung zu sein, dass die gegen ihn im Juni 2020 ergangene Entscheidung längst rechtskräftig ist. Der Kammervorsitzende Frank Straube empfahl ihm daher dringend, an der Sache dran zu bleiben. „Sonst gibt es ein böses Erwachen.“ Und Staatsanwalt Falk Liesigk ergänzte: „Von allein passiert da nichts.“ Sollte der Zerbster nicht über die nötigen Finanzen verfügen, könne er eine Umwandlung in Arbeitsstunden beantragen.

Unterdessen empfahlen der Vorsitzende und sein Beisitzer Johannes Becker der von der Polizei aus dem Bett geholten werdenden Mutter, ihren Zustand zum Anlass zu nehmen, ob es nicht eine Überlegung wert sei, für immer die Finger von den Drogen zu lassen. Dass sie damals zu den Betäubungsmitteln griffen – dass diese der Angeklagte schnell besorgen könne, hatten sie von Bekannten erfahren –, begründeten sie mit schulischen Problemen und Stress im Elternhaus.

Ein Polizist, der größtenteils die Vernehmungen der jungen Konsumenten durchführte, berichtete, dass noch nach dem Zeitpunkt, an dem der 30-Jährige in Untersuchungshaft kam, Jugendliche aufgetaucht seien, die ihn als Verkäufer identifizierten. Allen Personen sei ein bisschen gemeinsam, dass es ihnen schwer falle, die Zahl der Käufe exakt zu benennen und einen irgendwie gearteten zeitlichen Ablauf auf die Reihe zu bekommen.

Dass der Angeklagte nunmehr nicht mehr auf dem Betäubungsmittelmarkt agiere, habe im Übrigen auf diesem zu keiner spürbaren Entspannung geführt. Im Prinzip sei die Lücke „sofort geschlossen“ worden. „Jeden Tag ist in Zerbst alles verfügbar“, so der Beamte. Seine Weisheit sei: „Nimmt man einen aus dem Rennen, kommen zwei hinzu.“