Baumpflegearbeiten in Zerbst und Ortsteilen schließen erneut auch Fällungen mit ein Grund: Eiche von Braunfäule befallen
Die Bäume der Stadt Zerbst und der Ortsteile wurden von einem Sachverständigen begutachtet. Etwa 100 Bäume müssen nun beschnitten werden, einige von ihnen sogar gefällt. Prominente Beispiele bilden zwei Eichen am Volkspark, die kürzlich gefällt wurden.
Zerbst. Es waren mächtige Eichen, die Jahrzehnte lang das Bild am Parkplatz Schützenplatz – ehemals Volkspark – prägten. Doch ihre Zeit war abgelaufen. "Bäume sind auch nur Menschen, ihr Leben ist endlich", erklärt Diplom-Ingenieur Friedemann Hornburg. Der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Baumsanierung, Baumstatik und Verkehrssicherheit hatte im Auftrag der Stadt zwischen April und Juni die Bäume der Stadt begutachtet.
Sein Ergebnis: Etwa 30 Bäume in der Stadt und 70 Bäume in den Ortsteilen müssen behandelt – also beschnitten – werden. Für eine Handvoll gab es nur noch die Fällung. Den Eichen am Volkspark, die ein Alter von 120 Jahren erreicht hatten, fehlte die Standsicherheit. "Da war Gefahr im Verzug", erklärt Kerstin Gudella bei einem Vor-Ort-Termin mit der Volksstimme. Eine Eiche auf dem Parkplatz war von Braunfäule befallen. "Das ist gut an der Schnittfläche erkennbar", zeigt Experte Hornburg. Die braune Fläche ist gefärbt durch die Fäulnis. "Ein Pilz hat sich im Holz breitgemacht. Damit war der Baum nicht mehr standsicher."
Nach der Sichtkontrolle folgte eine genaue Untersuchung der gefährdeten Bäume. Die Messung mit einem so genannten Resistografen bestätigte: Der Baum zeigte kaum Festigkeit in der Bohrwiderstandsmessung.
Die Fäulnis dringe durch Verletzungen im Baum ein. An einer benachbarten Eiche zeigt Hornburg frische Spuren von abgerissener Rinde. "Das ist durch einen Radlader passiert, der bei den kürzlich hier stattgefundenen Bauarbeiten den Baum gestreift hat", sagt der Sachverständige. "Eigentlich hatten die Baufahrzeuge keine Überfahrgenehmigung", ergänzt Kerstin Gudella. Solche Schäden werden in der Bauabnahme angezeigt. "Die ursächlichen Schäden der gefällten Eiche sind allerdings bereits 30 bis 40 Jahre alt", so Hornburg.
Doch schlussendlich ist die Stadt in der Pflicht: "Wir sind verantwortlich, wenn etwas passiert", erklärt Gudella, die Amtsleiterin des Grünflächenamtes. "Wäre der Baum umgestürzt, hätte er ein nahestehendes Wohnhaus oder die Bundesstraße und damit möglicherweise ein Auto getroffen. Dieses Risiko geht die Stadt nicht ein."
Ähnlich war es mit einer Roteiche, die am Rand des Parkplatzes stand. "Der Baum selbst war gesund", räumt Hornburg ein. Bei seinem Rundgang im Frühjahr hatte er jedoch entdeckt, dass sich der Wurzelteller angehoben hatte. "Der Baum stand an einem Hang. Der Stamm war geneigt, die Krone hing über den geparkten Fahrzeugen. Ein weiterer Sturm hätte die Roteiche zum Kippen gebracht", ist sich der Experte sicher. Risse im Stamm, die bei der Fällung passiert sind, bewiesen seine Vermutung, so der Sachverständige. "Die Krone eines solchen Baumes bringt ein Gewicht von drei bis vier Tonnen."
Das Holz der gefällten Bäume bietet die Stadt zum Verkauf an. "Da gibt es immer Interessenten", so Gudella. Und auch Ersatzpflanzungen sind vorgesehen. "Allerdings nicht sofort. Es macht keinen Sinn, einzelne Bäume nachzupflanzen. Das wird immer in Vollmaßnahmen mit mehreren Bäumen eingebunden."
Die Stadt ist für 11000 Bäume innerhalb und rund 10000 außerhalb der Ortschaften zuständig. 2011 wird die Stadt neben den Bauhof-Leistungen 68000 Euro für Baumpflege-Fremdleistungen ausgeben.